Mülheim. Eine Silbermedaille, ein Sensationsritt, zwei Abschiede und ein besonderes Comeback: das waren die Höhepunkte im Mülheimer Sportjahr 2021.
Wenngleich viele Monate erneut von Corona überschattet waren, bot auch das Mülheimer Sportjahr 2021 wieder Einiges an Höhen und Tiefen, an Erfolgen und Enttäuschungen. Die Redaktion hat versucht, die wichtigsten Geschichten aus den vergangenen zwölf Monaten einmal zusammenzufassen.
Das Unglück des Jahres: Blau-Weiß Mintard und das Hochwasser
Am 15. Juli trat die Ruhr weit über ihre Ufer und überschwemmte die gesamte Anlage der DJK Blau-Weiß Mintard. Die Wassermassen zerstörten das gesamte Klubhaus und die Umkleidekabinen.
Nach dem Wasser schwappte aber auch eine Welle der Solidarität über die Mintarder. Mehrere Vereine halfen mit Trainingszeiten aus, spendeten Geld oder veranstalteten sogar Benefizspiele. Dank mehrerer Container mit Sanitäranlagen und Umkleiden konnte der Saisonstart in Mintard einigermaßen planmäßig über die Bühne gehen. Mittlerweile nimmt auch der Wiederaufbau des zerstörten Klubhauses immer weiter Formen an.
Der Gewinner des Jahres: Silber-Held Jonathan Rommelmann
Seit 1972 hat immer mindestens ein Mülheimer oder eine Mülheimerin eine Medaille bei Olympischen Sommerspielen gewonnen. Diese Tradition wollte Jonathan Rommelmann auch 2021 nicht beenden. Der Ruderer gewann gemeinsam mit seinem Partner Jason Osborne die Silbermedaille im leichten Doppelzweier.
Während das Duo in Tokio an den Start ging, fieberten mitten in der deutschen Nacht die Familie, Freunde und Vereinsmitglieder seines ersten Klubs WSV Mülheim mit. Ebendort wurden Rommelmann und seine Mülheimer Trainerin Sabine Tschäge Tage später frenetisch empfangen. Im Finalrennen hatte sich der deutsche Zweier nur den favorisierten Iren geschlagen geben müssen. Tschäge wurde später zur Trainerin des Jahres gewählt.
Tier des Jahres: Torquator Tasso und der Ritt seines Lebens in Paris
Dass sich in den Namen ihres Schützlings durch einen Übermittlungsfehler fälschlicherweise ein „r“ zu viel eingeschlichen hat, kann den Besitzern von Torquator Tasso spätestens seit dem 3. Oktober herzlich egal sein.
Denn an diesem Tag gewann der vierjährige Hengst des Mülheimer Trainers Marcel Weiß den 100. Prix de l’Arc de Triomphe, das wohl wichtigste Galopprennen der Welt, das mit fünf Millionen Euro Preisgeld dotiert ist. Allein der Sieger kassiert 2,857 Millionen Euro. Im kommenden Jahr soll der Mülheimer erneut in Paris-Longchamp an den Start gehen – und nach der Saison 2022 seine Karriere beenden.
Comeback des Jahres: Die Rückkehr der Kinder auf die Mülheimer Sportplätze
Vor genau einem Jahr war ein Wort im Mülheimer Sport das Unwort schlechthin: Lockdown! Die harten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie versetzten die Sportstätten der Stadt weit über die übliche Winterpause hinaus in einen Dornröschenschlaf.
Umso größer war Anfang März die Freude, als zunächst vor allem die Kinder und Jugendlichen wieder die Sportplätze bevölkern durften. Alle Hygieneregeln und Maßnahmen wurden von den Vereinen in Kauf genommen, um ihren Mitgliedern endlich wieder ihr liebstes Hobby bieten zu können.
Abschied des Jahres: „Fürki“ und „Pedro“ sagen am Uhlenhorst leise servus
Über ein Jahrzehnt lang liefen Benedikt Fürk und Tobias Matania in zahllosen Spielen gemeinsam für den HTC Uhlenhorst auf und halfen mit, den Feldhockey-Rekordmeister wieder in die deutsche Spitze zu führen. Seit der neuen Saison muss der HTCU ohne das Duo auskommen (Matania ist immerhin als Co-Trainer weiter dabei). Anfang Oktober wurden beide mit einem Abschiedsspiel gebührend gefeiert.
Enttäuschung des Jahres: Keine Olympia-Medaille für Deutschlands Hockeyherren
Erstmals seit 2000 sind Deutschlands Hockeyherren bei Olympischen Spielen ohne Medaille geblieben. Ausgerechnet der Mülheimer Lukas Windfeder vergab im Spiel um Platz drei gegen Indien die letzte Chance auf den Ausgleich. Das Team um seine Uhlenhorster Vereinskollegen Benedikt Fürk, Timm Herzbruch und Niklas Bosserhoff hatte schon mit 3:1 geführt.
Ähnlich ging es dem Quartett mit dem HTCU bei der Euro Hockey League, als man im Halbfinale einen Last-Minute-K.o. gegen Terrassa hinnehmen musste. Das Spiel um Platz ging ebenfalls verloren. Im Finale der Deutschen Meisterschaft unterlagen die Uhlen zudem Rot-Weiss Köln.
Chaos des Jahres: Blau-Weiß Mintard und das Personalkarussell
Blau-Weiß Mintard ist ein zweites Mal in diesem Rückblick vertreten, da es auch auf der Führungsebene in der Aue im zweiten Halbjahr 2021 drunter und drüber ging. Christian Knappmann wird nun bereits der dritte Trainer in dieser Saison. Im Sommer erfanden die Mülheimer zudem die Position des Sportvorstandes, in der Roland Braun nach Dominik Lortz ebenfalls schon die zweite Besetzung ist. Mit Marco Guglielmi und Mathias Lierhaus verließen langjährige Gesichter des Vereins die Ruhrauen.
Lichtblick des Jahres: Badminton-DM steigt erstmals seit 1993 in Mülheim
Eine der wenigen echten Großveranstaltungen in Mülheim war die Deutsche Badminton-Meisterschaft, die kurzfristig aus Bielefeld verlegt wurde und erstmals seit 1993 wieder in der Westenergie-Sporthalle stattfand – zum Teil sogar mit Zuschauern. Die Mülheimer Fabian Schäfer und Yvonne Li sicherten sich die Einzeltitel.
Zugang des Jahres: Mehrfacher Meister hilft Grün-Weiß beim Zweitliga-Aufstieg
Ein Stammgast auf dem Podium der Badminton-DM war früher Björn Joppien. Siebenmal gewann er den Titel im Einzel. Überraschend verstärkte der mittlerweile 40-Jährige zur laufenden Saison den Regionalligisten VfB Grün-Weiß Mülheim. Mit dem VfB führt er aktuell die Tabelle an und steht vor dem Aufstieg in die zweite Bundesliga.
Trend des Jahres: VfR Saarn strebt in Richtung Handball-Verbandsliga
Schon im letzten Jahresrückblick gehörten die Handballer des VfR Saarn zu unseren Erfolgsgeschichten des Jahres. Die Tür zu Verbandsliga blieb aufgrund des Saisonabbruchs aber verschlossen. Doch die Mülheimer setzten den Trend fort und klopfen nun umso lauter an. Mit elf Siegen aus elf Spielen führen sie die Tabelle der Landesliga an.
Entwicklung des Jahres: Yvonne Li schlägt beim Turnier der Besten auf
Als bei den World Tour Finals auf Bali die acht besten Badminton-Spielerinnen des Jahres mit dabei waren, schlug auch die Mülheimerin Yvonne Li auf. Dass sie letztlich ohne Sieg in der Gruppenphase ausschied, war zu verkraften, schließlich war allein die Teilnahme ein Erfolg für die Deutsche Meisterin.
Sie hatte 2020 die Gunst der Stunde genutzt, als mehrere Topspielerinnen aufgrund der Reisebeschränkungen fehlten. Dadurch erspielte sie sich fast überall ein Startrecht für 2021 und hatte somit die Chance, in diesem Jahr mit mehreren guten Ergebnissen Punkte für die Jahresbestenliste zu sammeln.
Übergabe des Jahres: Frank Esser übernimmt MSB-Chefposten von Wilfried Cleven
Mülheims rund 150 Sportvereine haben einen neuen obersten Vertreter: Frank Esser übernahm den Vorsitz des Mülheimer Sportbundes von Wilfried Cleven, der zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde. Der zu dem Zeitpunkt 77-Jährige hatte schon mit 21 Jahren erstmals zum Vorstand des MSB gehört. Komplett zu Ende ist seine Sportfunktionärslaufbahn noch nicht: als zweiter Vorsitzender des Sportförderkreises ist er immer noch auf der ein oder anderen Veranstaltung präsent.
Aufstieg des Jahres: Mülheims Golfer sind wieder drittklassig
Da in vielen Sportarten die Saison abgebrochen wurde, gab es im Jahr 2021 aus Mülheimer Sicht nicht viele Aufstiege zu feiern. Da mussten in erster Linie die Sommersportarten einspringen. In einer verkürzten Saison gingen die Golfer des GC Mülheim aus allen Spieltagen als Sieger hervor, sie feierten damit den verdienten Aufstieg in die Regionalliga.
Talente des Jahres: Drei Europameister, ein EM-Vierter und zwei DM-Starterinnen
Statt der U18-EM im vergangenen Jahr fand in 2021 erstmals eine U19-Europameisterschaft im Feldhockey statt. Beide deutsche Teams setzten sich in ihren Fünferfeldern durch. Marie Hahn, Julia Hemmerle und Frederik Nyström waren vom HTC Uhlenhorst dabei. EM-Vierter wurde Ole Hendrik Schroers von den Mülheimer Kanu- und Skifreunden bei der U21-EM im Kanupolo. Per Golden Goal unterlag er mit seiner Mannschaft im Spiel um Platz drei den Niederlanden. Ihre Premiere bei Deutschen Meisterschaften feierte Leichtathletin Norah Adou von der Mülheimer Turngemeinde und Schwimmerin Arleen Rumbaum von der SG Mülheim.
Rolle-Rückwärts des Jahres: Zmorek tritt erst zurück und wird dann wiedergewählt
Nach Differenzen mit der Fußballabteilung trat Norbert Zmorek im Mai als Vorsitzender des SV Heißen zurück – gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Ulrike Fischer. Bei der Neuwahl Ende Juni wurden beide plötzlich doch wiedergewählt. Nach der Fusion im Jahr 2015 gehört der SVH mittlerweile zu den größten Vereinen in Mülheim
Investition des Jahres: Förderprogramm sorgt für jede Menge Erneuerungen
Auf vielen Sportanlagen in Mülheim wurde zuletzt gearbeitet. 2,3 Millionen Euro flossen über das Landesprogramm „Moderne Sportstätte“ nach Mülheim, um vereinseigene Anlagen zu sanieren. In einer zweiten Runde fließen 500.000 Euro für öffentlich zugängliche Angebot. Nach dem Wenderfeld im vergangenen Jahr gab es im Mai auch noch eine Förderzusage für die Sanierung der Sportanlage an der Mintarder Straße.
Wechsel des Jahres: Mathias Lierhaus verlässt Blau-Weiß Mintard
Jahrelang hat er höherklassige Angebote ausgeschlagen, nun verlässt Mathias Lierhaus mit 32 Jahren doch Blau-Weiß Mintard. Anfang Oktober gab Lierhaus seinen Abgang bekannt, nachdem er als Kapitän des Fußball-Landesligisten abgesetzt werden sollte. Ab Januar stürmt der Torjäger für den Essener Oberligisten Spvg Schonnebeck.
Torschützin des Jahres: Maren Schönherr liegt deutschlandweit auf Rang zwei
Nur eine Fußballerin in Deutschland hat in dieser Saison mehr Tore erzielt als sie: Maren Schönherr vom A-Kreisligisten SV Raadt hat in der laufenden Runde bereits 41-mal geknipst. Nur Gina Nikolin vom VfL 1928 Sindorf hat noch einen Treffer mehr auf dem Konto. Mit ihrer Mannschaft liegt Schönherr hinter Adler Osterfeld auf Rang zwei.