Mülheim. Sie trifft, wie sie will. Maren Schönherr hat beim Kreisligisten SV Raadt 41 Tore in elf Spielen erzielt. Zuletzt traf die 24-Jährige acht Mal.

92 Tore haben die Frauen des SV Raadt in den bisherigen 13 Saisonspielen in der Kreisliga Niederrhein Gruppe 4 bisher schon geschossen. Nur die Spitzenreiterinnen des SV Adler Osterfeld haben mit 136 Treffern in zwölf Partien noch mehr zugelangt als die Tabellenzweiten aus Mülheim. Fast die Hälfte der 92 Buden des SVR gehen allein auf das Konto einer einzigen Kickerin.

Maren Schönherr ist in dieser Serie nicht zu stoppen. 41 Mal hat die 24-Jährige schon geknipst, dabei war sie nur in elf der 13 Spiele mit dabei. In der aktuellen Scorerliste liegt sie zwar knapp hinter Gina Nikolin, doch die Torjägerin des VfL 1928 Sindorf brauchte für ihre 42 Treffer 13 Einsätze. Und knapp hinter Maren Schönherr folgt übrigens eine Konkurrentin aus ihrer Liga, nämlich die Osterfelderin Duygu Alsancak, die mit 39 Toren in elf Matches eine ähnliche Quote aufweist wie sie.

Sie weiß, wo sie als Stürmerin stehen muss: Maren Schönherr.
Sie weiß, wo sie als Stürmerin stehen muss: Maren Schönherr. © privat

„Ja, es läuft sehr gut“, nickt Maren Schönherr und lacht. „Ich habe zwar schon immer viele Tore geschossen, aber das ist jetzt meine beste Saison.“ Vorletzten Sonntag war sie besonders gnadenlos. Zum 17:0-Sieg des SVR bei den Frauen des TSV Heimaterde steuerte sie acht Törchen bei, allein in der ersten Halbzeit waren es fünf, darunter drei in fünf Minuten. „Natürlich geht das alles nicht allein auf mein Konto, denn wenn mich meine Mitspielerinnen nicht so gut einsetzen würden, könnte ich auch nicht so viele Tore erzielen“, weiß die Angreiferin und führt aus: „Das Spiel ist zwar nicht komplett auf mich zugeschnitten, aber die Mädels wissen auch, dass ich den Ball meistens reinmache, wenn die Vorlage gut ist.“

Erst ein Kopfball-Tor

Mit rechts, mit links, nach einem Dribbling oder klassisch in Abstauber-Manier: Maren Schönherr steht halt da „wo eine Stürmerin stehen muss“. Mit ihrer Schnelligkeit lässt sie die meisten Gegenspielerinnen stehen und ist vor dem Kasten eiskalt im Abschluss. Das wissen die anderen Teams inzwischen und stellen Maren Schönherr daher meistens eine Sonderbewachung auf die Füße. „Das nervt ein bisschen, aber dann muss man sich eben freilaufen“, weiß sie. Und eine Schwäche hat die als Erzieherin an einer Grundschule tätige Freizeit-Fußballerin auch: „Kopfbälle kann ich gar nicht“, gibt sie zu und fügt an: „Ich kann mich nur an ein einziges Kopfball-Tor in den letzten Jahren erinnern.“

Schon als Kind will sie auf den Platz – und zwar nicht allein. Zwillingsschwester Lena ist auch begeistert, wenn der Ball rollt. Von ihren Eltern haben sie die Begeisterung für den Fußball nicht, „sie haben Handball und Volleyball gespielt. Das haben Lena und ich zwar auch ausprobiert, aber Fußball hat uns am meisten Spaß gemacht“, berichtet Maren Schönherr.

Mit sieben fangen die in Düsseldorf geborenen Zwillinge bei Rot-Weiß Lintorf an zu kicken. Nicht nur weil sie zweieiig sind und sich daher nicht zum Verwechseln ähnlichen sehen, kann man sie gut unterscheiden. Maren ist im Mädchenteam meistens vorne zu finden, Lena eher hinten. Weitere gemeinsame Stationen sind der TV Angermund, die GSG Duisburg und die DJK Blau-Weiß Mintard, dabei messen sie sich zwischendurch immer wieder auch mal mit Jungs auf dem Feld.

Fast immer hat Maren Schönherr mit ihrer Zwillingsschwester Lena in einem Team gespielt. Nun ist die Verteidigerin zum ASV Tiefenbroich gewechselt.
Fast immer hat Maren Schönherr mit ihrer Zwillingsschwester Lena in einem Team gespielt. Nun ist die Verteidigerin zum ASV Tiefenbroich gewechselt. © privat

2017 wechseln die Schönherr-Sisters zum SV Raadt, wo Maren auch die U-17-Juniorinnen trainiert. Seit dem vorigen Jahr sind sie nun zum ersten Mal auf dem Platz getrennt, denn nach einer längeren Verletzungspause hat Lena beim ASV Tiefenbroich neu angefangen. Maren hingegen verschwendet trotz ihrer seit Jahren auffälligen Torquote keinen Gedanken daran, den Verein zu wechseln. „Es kommen zwischendurch schon mal Anfragen, ob ich nicht höher spielen will, aber ich möchte lieber mit Raadt in der Bezirksliga spielen“, erklärt Maren Schönherr ihre Aufstiegsabsichten.

„Poppi“ als Vorbild

Wie sie sich auf dem Platz verbessern und womöglich noch mehr Tore schießen kann, das schaut sie sich sowohl beim Frauen- als auch beim Männerfußball ab. Nationalstürmerin Alexandra Popp, ebenfalls im Ruhrgebiet groß geworden, beim FCR Duisburg zur Bundesligaspielerin gereift und seit 2012 beim VfL Wolfsburg am Ball, ist eines ihrer Vorbilder. Das andere: Philipp Lahm. „Der hat natürlich auf einer ganz anderen Position gespielt und war daher alles andere als ein Torjäger“, wirft Maren Schönherr lachend ein. Aber: „Ich habe immer bewundert, wie abgeklärt er am Ball war. Außerdem imponiert er mir als Persönlichkeit.“

In nächster Zeit hat die FC-Bayern- und HSV-Anhängerin ohnehin mehr Zeit, Fußball am Fernseher zu verfolgen. Die Frauen-Kreisliga Niederrhein Gruppe 4 ist nämlich mit der Hinrunde der Saison 2021/22 schon durch. Am Mittwoch und Sonntag stehen noch zwei Nachholspiele auf dem Programm, der SV Raadt ist dabei aber nicht mehr beteiligt.

Die „Torjägerkanone für alle“ zu gewinnen, dagegen hätte Maren Schönherr nichts einzuwenden.
Die „Torjägerkanone für alle“ zu gewinnen, dagegen hätte Maren Schönherr nichts einzuwenden. © privat

Erst im März geht es mit der Meisterschaft weiter – und gut zwei Monate später könnte Maren Schönherr die vom DFB-Portal fussball.de in Kooperation mit dem „Kicker“ und Volkswagen ausgelobte „Torjägerkanone für alle“ gewinnen. „Ehrlich gesagt, hatte ich das bisher gar nicht auf dem Schirm“, erklärt die Raadterin, dass sie gar nicht wusste, aktuell die zweitbeste Torschützin im ganzen Land zu sein: „Ich habe mit zwar immer die Statistik in unserer Liga angeguckt, aber nicht deutschlandweit.“

Torjägerkanone für alle als Ansporn

Ein Ansporn sei der Wettbewerb für Amateurkickerinnen und -kicker auf jeden Fall. „Wenn ich weiter so treffe wie in der Hinrunde, dann wäre das ein schöne Auszeichnung“, nickt Maren Schönherr. Die „Torjägerkanone für alle“ könnte nächstes Jahr in Mülheim-Raadt stehen.