Mülheim. Die Corona-Pandemie überlagerte das Sportjahr 2020, aber auch abseits des Virus' gab es im Mülheimer Sport den einen oder anderen Aufreger.

Das Sportjahr 2020 war von der Corona-Pandemie geprägt. Aber nicht nur das Virus sorgte für Aufregung in den Vereinen, die plötzlich vor ganz neuen Herausforderungen standen.

Der HTC Uhlenhorst musste auf Trainersuche gehen, der 1. BV Mülheim zog sich aus der Bundesliga zurück, der VfB Speldorf tauschte gleich doppelt den Trainer und auch ein Sturmtief wirbelte den Spielplan durcheinander. Dazu gab es unschöne Szenen bei zwei Fußball-Hallenturnieren. Die zehn Aufreger des Mülheimer Sportjahres 2020 bilden den Abschluss unserer Jahresrückblicksserie.

Omar Schlingemann verlässt den HTC Uhlenhorst

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Ein Niederländer stillte die Sehnsucht des HTC Uhlenhorst. Nach 21 Jahren gewann der Rekordmeister im Frühsommer 2018 endlich wieder den deutschen Meistertitel auf dem Feld. 2019 wiederholten die Mülheimer ihr Meisterstück. Ob der Hattrick gelingt, entscheidet sich erst 2021 - die Saison wurde im Frühjahr 2020 wegen Corona unterbrochen.

Als es im Herbst weiterging, hatte sich der Meistercoach nach Holland verabschiedet, trainiert seitdem den HC Klein Zwitserland. Die Gründe für Schlingemanns Abschied waren dabei einfach zu erklären: „Ich wollte Planungssicherheit haben. In Mülheim hätte ich für ein Jahr unterschreiben können, in Holland habe ich einen Vertrag über zwei Jahre mit der Option für ein drittes Jahr bekommen.“

Die Position des Cheftrainers der Mülheimer Herren war dann lange Zeit vakant. Bundesstützpunktleiter Mirko Stenzel sollte an der Seite von Schlingemanns Co-Trainer Johannes Schmitz übernehmen, die Idee scheiterte aber am Veto des Präsidiums des Deutschen Hockeybundes (DHB). Am Ende wurde es ein Mann aus den eigenen Reihen.

Thilo Stralkowski, Olympiasieger und 2018 deutscher Meister mit dem HTCU, der eigentlich als Pilot arbeitet, hatte durch die Coronakrise mehr Zeit, und führt seitdem gemeinsam mit Schmitz Regie. Klares Ziel: Der deutsche Meistertitel 2021.

Sturmtief Sabine

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Am Ende eines Jahres, in dem große Teile des sportlichen Betriebs wegen der Corona-Pandemie ausgefallen sind, klingt es fast unvorstellbar, dass es noch zu Beginn des Jahres andere Gründe gab, die für Absagen von kompletten Spieltagen sorgten.

Als am 9. Februar in Stuttgart das Final Four im Hallenhockey über die Bühne ging, wütete in Mülheim das Orkantief Sabine. Der Fußballverband Niederrhein sagte damals vorsorglich alle Spiele für den Nachmittag ab. Hie und da sorgten die kurzfristigen Absagen für Diskussionen. Wenn die Verantwortlichen damals geahnt hätten, was 2020 noch auf sie zukommen würde...

Selbst Handballspiele wurden an dem besagten Sonntag vorsorglich abgesagt, um die Gastmannschaften auf ihrer Anreise nicht unnötig in Gefahr zu bringen. In Mülheim waren es vor allem der HSV Dümpten und der SV Heißen, die ihre Heimspieltage fast komplett streichen mussten.

1. BV Mülheim zieht sich aus der Bundesliga zurück

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Am 10. März war es offiziell: Der 1. BV Mülheim zieht sich aus der 1. Bundesliga zurück. Nach acht Jahren Erstklassigkeit mit einer Vizemeisterschaft und zwei dritten Plätzen schloss der deutsche Rekordmeister dieses Kapitel vorläufig ab.

Schon in der Vorsaison standen nur noch drei Spieler aus dem Badminton-Leistungszentrum im Bundesliga-Kader: Lara Käpplein, Johanna Goliszewski und Alexander Roovers. Ausländische Leistungsträger konnte der Verein nicht halten, die gestiegenen Kosten gaben den Ausschlag zu dieser Vernunftsentscheidung. Auch die Absage der Yonex German Open spielte da irgendwie mit rein.

Künftig möchte der Verein auf den eigenen Nachwuchs setzen - mit der Perspektive, in die Beletage zurückzukehren.„Einige unserer derzeitigen Jugendspieler haben durchaus das Potential, sich irgendwann in der 1. Liga behaupten zu können. Der Traum von einem Bundesligateam mit vielen Eigengewächsen lebt", ließ sich Vereinstrainer Berthold Altenbeck zitieren. Eine Abschiedsvorstellung gab es dann übrigens nicht mehr - wegen Corona fielen die letzten Spiele aus.

Corona bestimmt das Sportjahr

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Von Maximilian Lazar und Marcel Dronia

Die Corona-Pandemie wirbelte das Sportjahr 2020 gehörig durcheinander. Die Yonex German Open waren das erste Turnier, das wegen des Virus' abgesagt wurde, es folgte der komplette Amateursport. Zwischenzeitlich war es nur noch erlaubt, zu joggen oder mit dem Rad zu fahren.

Die Vereine stellte das vor große Herausforderungen, die Verbände mussten Lösungen finden, wie mit den laufenden Spielzeiten umgegangen wird. Auch die Klubs waren da geteilter Meinung. Am Ende gab es viele Auf-, aber keine Absteiger. Eine Entscheidung, im Sinne des Sports.

Im Sommer lief der Spielbetrieb langsam wieder an, im Herbst waren die ersten Pflichtspiele absolviert. Dann kam die zweite Coronawelle und mit ihr ein erneutes Sportverbot. Wann es weitergehen kann, ist ungewiss. Klar ist nur, dass auch die Saison 2020/21 alles andere als eine normale ist.

Zwischenfall bei der Hallenfußball-Stadtmeisterschaft

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Vor jeder neuen Runde der Hallenfußball-Stadtmeisterschaft haben die Verantwortlichen vor allem einen Wunsch: dass alles friedlich bleibt. Zu präsent sind bei vielen noch immer die Bilder von 2008, als die Meisterschaft in Folge einer Massenschlägerei abgebrochen werden musste und Mülheim in den Tagen danach deutschlandweit in den Medien war.

Daher beschlich den ein oder anderen Zuschauer im Januar wohl ein mulmiges Gefühl, als der Anpfiff des Stadtmeisterschaftshalbfinals verschoben wurde, Fachschaftsleiter Peter Hein im regen Austausch mit den Sicherheitskräften zu sehen war und mehrere Polizisten sich sichtbar in einer der Hallenecken postierten.

Vor der Halle war es zu leichten Auseinandersetzungen zwischen Zuschauern gekommen. Die Polizei drohte bei weiteren Eskalationen mit einem Abbruch, konnte in der Halle selbst aber entspannt bleiben, denn dort hatte fast niemand etwas von dem Zwischenfall mitbekommen.

VfB Speldorf und die Suche nach dem richtigen Trainer

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Nein, es war auch diesmal nicht das Jahr des VfB Speldorf. Schon das alte endete mit der Blamage, dass sich Mülheims einstige unumstrittene Nummer eins im Männerfußball sich schon in der Vorrunde von der Hallenfußball-Stadtmeisterschaft verabschiedete. Der Trainer von damals ist längst nicht mehr im Amt – und sein Nachfolger auch nicht.

Unter anderem mit Stürmer Ercan Aydogmus wollte der VfB in der Rückrunde der Saison 19/20 den Klassenerhalt schaffen. Doch gleich das erste Spiel im neuen Jahr ging mit 1:3 gegen den SV Burgaltendorf verloren. Anschließend trennte sich der Verein von Trainer Olaf Rehmann.

Sein Nachfolger Dirk Roenz, eine VfB-Legende, hatte das Pech, dass er nur drei Spiele machen durfte, ehe Corona die Saison stoppte. Und er hatte das Glück, dass das Virus dem VfB damit immerhin den Klassenerhalt schenkte. Viele Rückkehrer sorgten im Sommer fast wieder für eine Aufbruchstimmung in Speldorf, die sich im Herbst aber schnell wieder in eine Krise verwandelte. Ende Oktober warf Roenz das Handtuch. Nun soll – wenn denn irgendwann wieder gespielt wird – Julien Schneider als nächster VfB-Trainer den Klassenerhalt bewerkstelligen.

SV Heißen: Wenn die vierte Mannschaft zur ersten wird

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Im Sommer 2019 war der SV Heißen in der Mülheimer Fußballszene in aller Munde. Nach starken Auftritten in der Vorbereitung galt das Team von der Hardenbergstraße plötzlich als einer der Top-Favoriten auf den Aufstieg in die Bezirksliga. Das klingt verdammt lange her.

Aus dem Rennen um den Aufstieg verabschiedete sich das Team vor allem zwischen Ende September und Mitte November mit nur einem Sieg aus acht Spielen. Mit der Zeit kamen immer größere Ungereimtheiten über die sportliche Zukunft zwischen der sportlichen Leitung und dem Abteilungsvorstand auf.

Der große Knall folgte dann in der Winterpause, als ein Dutzend Spieler den Verein verließ. Die vierte Mannschaft sprang ein und rettete nicht nur den weiteren Saisonverlauf, sondern stieg zur neuen Saison auch komplett zur neuen ersten Mannschaft auf.

Altherren-Fußballer gehen sich an die Gurgel

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Ein fröhliches Klassentreffen zwischen ehemaligen Mit- und Gegenspielern sollte es eigentlich werden. Doch nach einem langen Turniertag in der Halle an der Kleiststraße brannten bei der Hallenfußball-Stadtmeisterschaft der Alten Herren beim einen oder anderen die Sicherungen durch.

Es war das Halbfinale zwischen dem VfB Speldorf und dem späteren Sieger Union 09. Der Klassiker im Mülheimer Oldie-Fußball. Wenn es um die Wurst geht, vergessen plötzlich selbst erfahrene Fußballer ihre Vorbildfunktion.

Erst trat ein VfB-Spieler übel nach, dann ging ihm sein Kontrahent an die Gurgel. Plötzlich herrschte Riesentheater in der Halle. Dass der Akteur des VfB des Feldes verwiesen wurde, nahm das Publikum jubelnd auf. Die Revancheaktion des Unioners hatten nur wenige gesehen. Unter anderem unser Fotograf, der goldrichtig stand.

Hallenhockey-Bundesliga fällt aus

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Der sportliche Wert der Hallenhockey-Bundesliga wäre ob der Verschiebung der Olympischen Sommerspiele in das Jahr 2021 sowieso gering gewesen, Corona sorgte dann dafür, dass die Saison sogar ganz abgesagt wurde.

Ohne die Nationalspieler hätten die Mannschaften antreten müssen, das sorgte schon früh dafür, dass die Herren des HTC Uhlenhorst ihre Teilnahme absagten. Konsequenzen gab es vom Verband nicht zu befürchten.

Zumindest die Uhlenhorster Damen wollten aber spielen - mit einer jungen Truppe, die Erfahrungen sammeln sollte. Das hatte sich dann erledigt, als der Deutsche Hockeybund die Saison kurz vor dem Start Ende November absagte. Auch in den unteren Ligen wird nicht gespielt und so müssen auch die Damen des Kahlenberger HTC, die im Februar noch in die 1. Regionalliga aufgestiegen waren, warten, ehe sie in der neue Liga auf Torejagd gehen dürfen.

Absage der Yonex German Open

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Es dürfte eine der ersten Großveranstaltungen gewesen sein, die im Frühjahr dem Coronavirus zum Opfer fielen: Die Yonex German Open im Badminton, die wieder vor zum Teil vollem Haus in der Mülheimer Westenergie-Sporthalle (damals noch Innogy-Sporthalle) stattfinden sollten.

Am Ende des Jahres, in dem sogar die Olympischen Spiele und die Fußball-Europameisterschaft abgesagt wurden, klingt es erstaunlich, dass sich Ende Februar die Verantwortlichen der Stadt noch für das Aus der Veranstaltung rechtfertigen mussten. „Die Prävention spielt dabei eine ganz entscheidende Rolle. Es geht auch darum, eine schnellere Verbreitung zu verhindern“, sagte der damalige Gesundheitsdezernent Marc Buchholz. Er ist mittlerweile Oberbürgermeister der Stadt.

Damals stand noch die Möglichkeit im Raum, das Turnier auf einen späteren Zeitpunkt – möglicherweise im Oktober – zu verschieben. Dazu kam es nicht. Mittlerweile ist trotz der ersten Impfungen sogar die Austragung des Turniers im Jahr 2021 schwer vorstellbar. Geplant ist es für den 9. bis 14. März.

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