Mülheim. 23 Tage lang haben Mülheims Sportler von ihren Spielen oder Läufen des Lebens berichtet. Heute sind die Mitarbeiter der Redaktion dran.

In den vergangenen Wochen haben die Mülheimer Sportlerinnen und Sportler auf ihre Spiele des Lebens zurückgeblickt. Heute sind die Mitarbeiter der Lokalsportredaktion an der Reihe.

Auch sie erzählen von ihren Höhepunkten auf- und abseits des Platzes. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und vor allem Gesundheit!

Letztes Finale soll den ersehnten Titel bringen

"Das Finale der Bottroper Jugendstadtmeisterschaften 2007 wird mir für immer in Erinnerung bleiben. Es war das letzte Mal, dass ich bei den Jugendlichen starten durfte, 1998 hatte ich meine Premiere gefeiert. Mehrmals stand ich im Einzel und im Doppel im Finale - nie hat es mit dem Titel geklappt. Jetzt, zum Abschluss der Jugendzeit, sollte endlich der Sieg her.

Mir gegenüber stand mein ehemaliger Mannschaftskollege und Schulfreund Florian Hüsken. Wenige Wochen zuvor hatte ich bei einem anderen Turnier im Finale gegen ihn verloren. Damals führte ich im ersten Satz deutlich, ehe er die Partie drehen konnte.

Über 200 Zuschauer bei den Bottroper Endspielen

Die Bottroper Stadtmeisterschaften sind immer so etwas wie ein Familientreffen der Tennisspieler und so hatten sich an diesem Sonntag rund 250 bis 300 Zuschauer um den Center Court versammelt. Familie, Freunde, Vereinskollegen und Tennisfans - sie alle waren da. Für mich war es zudem ein Heimspiel, mein damaliger Verein TC Blau-Gelb Eigen richtete das Turnier aus.

Und diesmal lief es zu Beginn nicht gut. Florian führte schnell, ich kam im ersten Satz zwar noch einmal heran, konnte diesen aber nicht mehr gewinnen. Es entwickelte sich ein packendes Spiel - den Reaktionen der Zuschauer nach zu urteilen war das Niveau nicht schlecht. Ich erinnere mich vor allem an einen Ballwechsel, bei dem ich gleich drei Schmetterbälle abwehren konnte, ehe Florian den vierten im Zaun versenkte. Mein lautes "Come on" war vielleicht nicht unbedingt sportlich - in diesem Moment musste das aber einfach raus.

Spannung bis zum letzten Ballwechsel

Als es im zweiten Satz 3:5 stand und ich zwei Matchbälle gegen mich hatte, schien die Partie entschieden. Ich konnte beide Matchbälle abwehren - und im Tiebreak schaffte ich den Satzausgleich. Der Matchtiebreak musste die Entscheidung bringen. Es ist müßig zu überlegen, ob mir die Satzpause nicht gut tat - auf jeden Fall kam Florian danach wieder besser ins Spiel.

Und dann kam es zum zweiten Ball in dieser Begegnung, den ich wohl nie vergessen werden. Als er mit 8:7 führte, ging ich mit einem Return volles Risiko, umlief die Rückhand, zog mit der Vorhand durch - und der Ball blieb an der Netzkante hängen. Wie Florian den anschließenden Matchball verwandelte, habe ich vergessen.

Die Enttäuschung war zweifelsfrei groß - die Erinnerung an die Unterstützung, die ich während des Spiels durch Familie, Freunde und Vereinskollegen gespürt habe, werde ich aber nie vergessen. Außerdem sind Florian und ich noch heute gut befreundet, seit diesem Jahr bin ich Patenonkel seines Sohnes. Das zählt viel mehr, als der Stadtmeistertitel."

Maximilian Lazar, Redakteur im Mülheimer Lokalsport und aktiver Tennisspieler.

Als Galatasaray Mülheim vor verschlossener Tür stand

"Das Spiel meines Lebens war eigentlich gar kein Spiel, wenn man es genau betrachtet. Dabei hatte ich mich in meinen allerersten Wochen als Mitarbeiter dieser Redaktion auf ein Lokalderby in der Fußball-Landesliga gefreut: Galatasaray Mülheim gegen Union 09.

Doch der damals noch bestehende Klub Galatasaray hatte so seine Schwierigkeiten mit dem Finanzamt und stand schon vor dem ersten Spieltag als Absteiger fest. Wegen weiterer Versäumnisse schob die Stadt dem Verein dann endgültig einen Riegel vor. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. So standen beide Mannschaften, die Schiedsrichter und auch der Autor vor der abgesperrten Anlage an der Von-der-Tann-Straße.

Styrumer versuchen alles, um noch zu spielen

Doch das sollte die Styrumer noch längst nicht am Spielen hindern. Mit einem Bolzenschneider rückten sie an und verschafften sich schließlich Zugang zur Anlage. „Ein aufmerksamer Nachbar“, so hieß es, benachrichtigte Heinz Moseler, den damaligen Chef des Mülheimer Sportservices, der dem Treiben per Hausrecht schließlich ein Ende setzte. An dieser Stelle sei verraten, dass es die damalige Redaktionsleiterin war, die den MSS-Leiter über die Vorgänge in Styrum informierte.

Moseler hätte das Spiel unter Umständen noch stattfinden lassen, doch Union 09 lehnte dankend ab. Damit ging ein Kapitel Mülheimer Fußballgeschichte zu Ende, denn der Verein Galatasaray Mülheim absolvierte danach kein Spiel mehr."

Marcel Dronia, freier Mitarbeiter des Mülheimer Lokalsport und Anhänger von Borussia Dortmund.

Eine künftige Nationalspielerin aus dem Spiel genommen

"In rund 30 Jahren Handball kann ich auf viele tolle Momente, aber auch auf mindestens ebenso viele enttäuschende Niederlagen zurückblicken. Ein Spiel werde ich allerdings sicher nie vergessen, obwohl es schon einige Jahre zurückliegt.

Wir haben damals mit der B-Jugend des RSV Mülheim (heute SV Heißen) in der Oberliga gespielt. Zu Gast war der VT Kempen, zu diesem Zeitpunkt der ungeschlagenen Tabellenführer. Trotzdem wir damals sicherlich keine schlechte Truppe hatten, rechneten wir uns wenig Chancen auf einen Sieg aus.

Punktgewinn gegen den großen Favoriten

Aber wir lieferten uns mit den Kempenerinnen ein Duell auf Augenhöhe, was dann auch zurecht Unentschieden (16:16) ausging. Ein Remis, das wir damals wie einen Sieg gefeiert haben. Aber der Punktgewinn war es nicht allein, weshalb sich das Spiel für immer in mein Gedächtnis eingebrannt hat.

Denn meine Aufgabe war es damals, mit einer Manndeckung deren beste Handballerin aus dem Spiel zu nehmen. Und die Spielmacherin war keine geringere als die spätere Nationalspielerin Anna Lörper. Es war also klar, dass ich über mich hinauswachsen musste. Damals war sie zwar auch schon mit Abstand die auffälligste Spielerin auf dem Feld, aber es konnte sicherlich niemand ahnen, dass sie mal auf knapp 250 Länderspiele für das deutsche Team zurückblicken kann. Ich erinnere mich noch genau, wie wir uns über 50 Minuten nichts schenkten. Den Punkt haben wir damals auch geholt, weil sich Anna dank meiner persönlichen Bewachung nicht entfalten konnte.

Gegenspielerin macht eine große Karriere im Nationalteam

Seit unserem Aufeinandertreffen damals Ende der 90er Jahre in der Sporthalle Kleistraße hat es mich immer ein bisschen stolz gemacht, Anna spielen zu sehen, vor allem im Trikot der deutschen Nationalmannschaft, für die sie 2005 ihr Debüt gab. Nicht nur, weil wir dem haushohen Favoriten einen Punkt abgerungen hatten. Sondern vor allem, weil sie es mit ihren 1,64 Meter Körpergröße geschafft hat, sich gegen die langbeinigen Kolleginnen im Rückraum durchzusetzen. Das hat mir imponiert und gezeigt, was mit Ehrgeiz, Wille, aber auch der richtigen Förderung gehen kann.

Nach Bundesliga-Stationen unter anderem bei Bayer 04 Leverkusen, dem VfL Oldenburg und dem TuS Metzingen, wird Anna nach dem Ende der laufenden Saison ihre aktive Handballkarriere bei der SG BBM Bietigheim beenden. Mein letztes Handballspiel ist nun mittlerweile schon zwei Jahre her, damals im Trikot des Turnerbund Oberhausen. In Erinnerung geblieben ist mir das allerdings nicht."

Mareike Teuffer, freie Mitarbeiterin im Mülheimer Lokalsport und ehemalige Handballspielerin.

Bundesligaspiel gegen einen der weltbesten Doppelspieler

„Spielt er? Oder spielt er nicht? Diese Frage stellten wir uns, als wir im Juni 2002 mit unserem Herren-30-Tennisteam des KHTC Mülheim zum Bundesliga-Auswärtsspiel gegen den Harburger TB reisten. Ein Tag später war das Geheimnis gelüftet.

Die Hamburger mussten gegen uns unbedingt gewinnen, um noch den Klassenerhalt feiern zu können. Dafür hatten sie erstmalig Emilio Sanchez aus Barcelona einfliegen lassen. In seiner ruhmreichen Karriere hatte der Spanier, der an vielen Turnierorten zu den Publikumslieblingen zählte, es bis auf Platz sieben in der Einzel-Weltrangliste geschafft. Noch erfolgreicher war Sanchez im Doppel mit 50 Turniersiegen. Sechs Wochen lang war er die Nummer eins der Welt. 1988 hatte er die French Open mit Andrés Gomez und die US Open mit Sergio Casal gewonnen. 1990 folgte mit Casal ein weiterer Triumph bei den French Open.

Beim Stand von 4:2 für Mülheim kam ich zu der Ehre, gemeinsam mit Gisbert Pauli, ehemaliger Erstligaspieler des TC Blau-Weiß Neuss in der offenen Herrenklasse, im Doppel gegen Emilio Sanchez und Marco Seldis spielen zu dürfen. Etwa 750 Zuschauer drängten sich auf der kleinen Harburger Anlage, um vor allem bei den Partien von Emilio Sanchez zuzusehen. Vor dem Match spürte ich zwar eine höhere Nervosität als sonst, aber die Vorfreude auf eine Partie mit einem Ex-Profi, der vier Jahre zuvor seine internationale Karriere beendet hatte und einen so klangvollen Namen hatte, überwog.

Vom ersten Ballwechsel an voll drin

Mehr als 18 Jahre später kann ich mich noch vor allem an die erste Szene des Spiels erinnern. Sanchez schlug auf — und der Ball nach meinem ersten Return bei ihm ein, 0:15! Von diesem Moment an war ich bis zum Spielende ‘on fire‘. Gisbert Pauli und ich legten eine blitzsaubere Leistung hin, gewannen mit 6:2, 6:4 und eroberten damit auch den entscheidenden fünften Punkt im Gesamtresultat (Endstand 6:3 für den KHTC, Hamburg stieg ab).

Insbesondere mein späterer Kahlenberger Teamkollege Matthias Müller-Seele, der damals für Hamburg-Harburg spielte und nun seit vielen Jahren in Mülheim wohnt, nennt mich noch heute den „Sanchez-Killer“. Darüber muss ich jedes Mal schmunzeln. Der Erfolg über den Spanier war mir damals wie auch heute persönlich nicht besonders wichtig, weil ich mich mit so einem ehemaligen Weltklassespieler überhaupt nicht vergleichen möchte. Ich erinnere mich vielmehr deshalb so gern an das Match zurück, weil die Atmosphäre auf der Anlage so besonders war und ich überhaupt gegen einen so berühmten Spieler antreten durfte.“

Marcus Lemke, freier Mitarbeiter im Mülheimer Lokalsport und erfolgreicher Tennisspieler.

Alle Folgen aus unserem Adventskalender
Tor 01:Aufstieg mit der B-Jugend war für Mülheimer das Spiel des Lebens
Tor 02:Speldorfer spielte mit seinem Ex-Klub gegen die Freundin
Tor 03:Mülheimer hat sich 1992 seinen olympischen Traum erfüllt
Tor 04:Thomas Libera: Titelgewinn in Mülheim bleibt unvergessen
Tor 05:Jana Heßeln: Nach Aufstieg war noch eine Rechnung offen
Tor 06:Für Dirk Pusch waren Spiele gegen Schalke 04 die Höhepunkte
Tor 07:Wie Mintards Marco Guglielmi im Pokalfinale geblufft hat
Tor 08:Als Styrum mit dem Sekt vom Gegner den Aufstieg feierte
Tor 09:HTCU-Stürmerin Grote: „Hockey war das Spiel meines Lebens“
Tor 10:Mülheimer und sein New York Marathon mit Hindernissen
Tor 11:Europameistertitel im Badminton nach großem Zittern
Tor 12:An der Seite von großen Namen des Mülheimer Amateurfußballs
Tor 13:HTCU-Stürmer Jan Schiffer: Ein Spiel für die Ewigkeit
Tor 14:Als der RSV Mülheim Bayer Leverkusen herausgefordert hat
Tor 15:Als der VfB Speldorf ein 0:3 mit drei Mann weniger aufholte
Tor 16:BW Mintards Aufstieg: Erst grottig, dann „sehr, sehr geil“
Tor 17:Tortour: Marcus Kintzel (Marathon Mülheim) und sein erster Hunderter
Tor 18:Das Finale – auch für den Schiedsrichter ein ganz besonderes Spiel
Tor 19:„Atemberaubende Energie“ für eine Riesenleistung im Nationaltrikot
Tor 20:Steininger freut sich auf den BVB – spielt aber „nur“ gegen Lewandowski
Tor 21:Förster: Größtes Spiel war zugleich die bitterste Niederlage
Tor 22:Mülheimer Fridman rettete mit einem Remis den EM-Titel
Tor 23:Als "Katze" Braasch im Daviscup für Deutschland aufschlug

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