Mülheim. Lange war im Frühjahr unklar, wer aufsteigen darf und wer nicht. Am Ende durften dann aber doch einige Mülheimer Mannschaften virtuell feiern.
Das Jahr 2020 wird mit Sicherheit nicht als eines der erfolgreichsten in die Sportgeschichte eingehen. Keine Olympischen Spiele, abgesagte Großereignisse, abgebrochene Ligen. Dennoch wird sich die ein oder andere Mannschaft an dieses Jahr erinnern, weil sie – vielleicht sogar zum ersten Mal – in die nächsthöhere Liga aufgestiegen ist. Im zweiten Teil unserer Serie stellen wir die Mülheimer Aufsteiger des Jahres vor.
Bierduschen, sich in den Armen liegende Spieler und das obligatorische Meisterfoto – all das fehlt im Album des Jahres. Die Aufstiege liefen diesmal deutlich geräuschloser ab. Und trotzdem durften sich am Ende sogar noch mehr Mülheimer Teams als sonst freuen, weil die Verantwortlichen der Verbände in Zeiten der Pandemie niemanden bestrafen wollte und die Aufstiegsregelungen daher zum Teil äußerst großzügig auslegte. Allein zehn Fußball-Seniorenmannschaften gehen 2020/21 eine Etage höher auf Torejagd als noch eine Spielrunde zuvor.
Mülheimer FC 97 (Fußball / Landesliga)
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Früh waren sich die Verantwortlichen des MFC 97 sicher: Diesmal klappt es mit dem Aufstieg in die Landesliga. Wenngleich sie nach dem Abbruch der Saison lange auf die endgültige Nachricht warten mussten. Lange war offen, was für die Ermittlung der Aufsteiger zu Rate gezogen würde.
Die Hinrundentabelle, die der MFC anführte? Das aktuelle Ranking, in dem die Mülheimer gerade im letzten Spiel den ersten Platz verloren hatten? Oder doch eine Quotientenregelung, nach der das MFC-Team aufgrund eines weniger absolvierten Spiels doch wieder an der Spitze stand?
Durch die großzügige Auslegung der Aufsteiger hätten am Ende wohl alle drei Varianten den MFC zum ersten Mal in die Landesliga katapultiert. 2020 markiert damit den bisherigen Höhepunkt eines durchaus bemerkenswerten Aufstiegs, wenn man bedenkt, dass der Klub in der Saison 2016/17 für ein Jahr in die Kreisliga B abgestürzt war.
Die Versprechungen von Trainer Hakan Katircioglu klingen bisweilen vollmundig, doch der Coach hat mit seinem Team zumeist Wort gehalten. Warum sollte der MFC nicht die beste Mülheimer Mannschaft werden? Das fragte der Coach zu Beginn der Saison mit einem schelmischen Schmunzeln. Heute darf sich die Elf aus dem Ruhrstadion zweifacher Stadtmeister nennen und ist in der Liga mit Blau-Weiß Mintard und dem VfB Speldorf durchaus auf Augenhöhe.
DJK Styrum 06 (Handball / Verbandsliga)
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Mussten andere Mannschaften aufgrund von möglichen Quotientenregelungen lange um ihren Aufstieg zittern, war die Meisterschaft der DJK Styrum 06 in der Handball Landesliga-Gruppe drei letztlich eine souveräne.
Nur zwei Niederlagen standen in 17 Spielen zu Buche, der Vorsprung betrug beim Abbruch der Saison sieben Punkte, so dass die Styrumer auch bei einem normalen Verlauf wohl bald die Vorentscheidung herbeigeführt hätten.
Schon in der Saison 2017/18 spielten die Styrumer in der Verbandsliga. Allerdings nur für ein Jahr. Der Stamm der Mannschaft blieb aber zusammen, so dass die Styrumer sofort um den Wiederaufstieg mitspielten. 18/19 scheiterten sie aber noch knapp.
Für die nächste Saison war dann der Aufstieg das erklärte Ziel, wurde das Team doch vor allem in der Breite noch einmal verstärkt. „Dass wir aber nach der Hinrunde mit fünf Punkten Vorsprung an der Spitze stehen, hätten wir auch nicht gedacht“, meinte Trainer Stephan Schmidt damals.
Es verfestigte sich der Eindruck, dass sich die Styrumer nur selbst schlagen konnten. Am Aufstieg konnte dann auch die Niederlage gegen den direkten Verfolger TV Voorst II nichts mehr ändern.
VfB Grün-Weiß Mülheim (Badminton / Regionalliga)
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Gleich mehrere Badminton-Vereine zogen in diesem Jahr ihre Mannschaften aus den höchsten deutschen Ligen zurück. Sogar den deutschen Rekordmeister 1. BV Mülheim erwischte es. Da wirkt ein anderer Klub aus der Ruhrstadt geradezu als Gegenbeispiel, denn der VfB Grün-Weiß hat einen bemerkenswerten Aufstieg hinter sich, den er 2020 (vorerst) krönte.
Jahrelang pendelte der einst aus dem VfB Speldorf hervorgegangene Verein maximal zwischen Landes- und Verbandsliga. Mittlerweile dürfte das Team aber auch Badminton-Fans außerhalb Mülheims ein Begriff sein.
Das liegt wohl in erster Linie an Vasily Kuznetsov. Der mehrfache russische Meister fungiert als Cheftrainer und hat die Grün-Weißen mit seiner Hilfe in damals ungeahnte Höhen katapultiert.
Ohne Niederlage marschierte der VfB durch die Oberliga und stand früh als Aufsteiger in die drittklassige Regionalliga fest. Dort haben sich die Mülheimer als Dritter schon wieder in den oberen Bereich vorgeschoben. Wenngleich es in dieser Saison noch nichts wird mit dem vierten Aufstieg in Serie, muss Liga zwei kein Traum bleiben.
TuSpo Saarn (Fußball / Bezirksliga)
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Die acht scheint die fußballerische Glückszahl von Thomas Stedter zu sein. Mit der zweiten Mannschaft des TuSpo Saarn schaffte er nach acht Jahren den Aufstieg, ehe er als Trainer zur ersten Mannschaft wechselte. Lange arbeiteten die Saarner am Sprung in die Bezirksliga, der für den Coach am Ende erneut acht Jahre lang dauerte. Für den Verein sogar zwölf Jahre.
Solange ist es her, dass der TuSpo Saarn mit seiner ersten Mannschaft zuletzt in der Bezirksliga gespielt hatte. Damals hieß der Trainer noch Marcus Herrschaft, der später Vorsitzender des SV Rot-Weiß Mülheim wurde. Unter Olaf Rehmann wurde der TuSpo dreimal Zweiter, scheiterte aber zweimal in der Relegation.
Thomas Stedter musste einen Umbruch bewältigen, der erneut in der Relegation endete – aber in der gegen den Abstieg. Er rettete den TuSpo und führte ihn zurück in die Spitze. Zweimal Fünfter, zweimal Dritter und zuletzt zweimal Zweiter. Nach mehreren Anläufen waren die Saarner nun reif für den Aufstieg.
HSV Dümpten (Handball / Frauen-Landesliga)
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Endgültig wahrhaben wollten es die Handballerinnen des HSV Dümpten erst, als der Kreis Rhein-Ruhr Ende April nach langem Warten endlich offiziell die Aufsteiger der Saison 2019/2020 bekanntgab. Dabei gab es daran eigentlich gar keinen Zweifel.
Denn in ihrem zweiten Jahr des Bestehens hatten die Mülheimerinnen die Bezirksliga dominiert, nachdem sie im Jahr zuvor schon den Aufstieg aus der Kreisliga heraus geschafft hatten.
Mit welchem Erfolg die Dümptenerinnen dann durch die neue Liga marschieren würden, war in der Form nicht abzusehen. Alle 19 ausgetragenen Spiele konnte der HSV ausnahmslos für sich entscheiden.
Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann der Aufsteiger den Durchmarsch perfekt machen würde, ehe Corona diese Frage für hinfällig erklärte. Unter dem neuen Trainer Oliver Scholz standen die Dümptenerinnen nach drei Siegen zum Auftakt dann auch in der Landesliga schon wieder an der Tabellenspitze, ehe sie mit zwei Niederlagen auf den Boden der Tatsachen zurückkehrten.
Kahlenberger HTC (Hallenhockey / 1. Frauen-Regionalliga)
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2018 waren die Hockeydamen des Kahlenberger HTC noch in die Oberliga abgestiegen. Den Unfall hatten sie mit der Rückkehr in die zweite Regionalliga prompt korrigiert, ehe in der Winterrunde 2019/20 sogar der Durchmarsch gelang. Da es bei den Damen keine zweite Bundesliga unter dem Hallendach gibt, wird der KHTC in der nächsten Winterserie zweitklassig spielen.
Die wird allerdings nicht in diesem Winter stattfinden. Die diesjährige Hallensaison wurde aus bekannten Gründen abgesagt. Bis zur nächsten Runde des Budenzaubers können sich die Mülheimerinnen damit ganz und gar auf den Klassenerhalt in der Regionalliga auf dem Feld konzentrieren.
Unter Dach und Fach gebracht hatten die KHTC-Damen den Aufstieg bereits am vorletzten Spieltag durch einen 3:1-Sieg in Münster. Die Mülheimerinnen ließen viele Chancen und liegen und mussten nach dem 2:1 noch einmal zittern.
„Das war sicherlich nicht unsere beste Leistung in einer sonst sehr starken Saison“, bilanzierten die Mülheimerinnen anschließend via Facebook. So ist das nun einmal, wenn man in wichtigen Spielen unter Druck steht. Die Erleichterung war hinterher umso größer.
Primero Club de Futsal Mülheim (Futsal / Regionalliga West)
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„Der PCF Mülheim muss den Aufstieg in die Regionalliga abhaken“ titelte diese Zeitung noch Ende Januar, als der im Sommer zuvor aus der West-Liga abgestiegene Primero Club das Topspiel der Niederrheinliga gegen den Post SV Düsseldorf mit 6:8 verloren hatte. Doch es sollte noch anders kommen.
Noch vor dem Abbruch der Saison gingen der Verein und sein Trainer Ioannis Karamitsos getrennte Wege. Thomas Libera sollte fortan den Weg eines zweiten Anlaufes in Richtung Regionalliga begleiten.
Doch aufgrund der Corona-Pandemie konnte im benachbarten Westfalen das Aufstiegsspiel zwischen den beiden Westfalenliga-Meistern nicht stattfinden. Da Westfalen nun zwei Aufsteiger hatte, bekamen auch die Vize-Meister vom Mittel- und Niederrhein ein Aufstiegsrecht. Und prompt war der PCF wieder Regionalligist.
„Für uns ist das eine riesige Chance, uns mit den ganz großen zu messen“, sagte der Vereinsvorsitzende Alexander Prim damals. Nach sechs Spielen der aktuellen Saison steht der Primero Club unter 13 Teams auf Rang acht.
Blau-Weiß Mintard (Fußball / Landesliga Frauen)
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Im Mülheimer Mädchenfußball dominiert Blau-Weiß Mintard schon seit Jahren das Geschehen. Das schlägt sich nun auch in den Erfolgen der Damenmannschaft nieder, die in diesem Jahr, ihrem erst fünften, den zweiten Aufstieg feierte und seitdem bereits in der Landesliga auf Torejagd geht.
Drei Anläufe brauchte es, um aus der Kreis- in die Bezirksliga aufzusteigen. Dort landeten die Mülheimerinnen auf Anhieb auf Rang drei. Das zweite Bezirksliga-Jahr begann mit einer 0:1-Niederlage gegen den TSV Solingen, die die einzige im ganzen Saisonverlauf bleiben sollte. Die restlichen 15 Spiele bis zum Abbruch der Saison gewann die Mannschaft von Trainer Torsten Eichholz alle.
Das Erfolgsrezept, das die DJK aktuell sogar bis an die Spitze der Landesliga gebracht hat, ist der eigene Nachwuchs. Immer wieder kommen Spielerinnen nach, so dass die erste Mannschaft nicht auf externe Neuzugänge angewiesen ist.
Außerdem ist der Kader nicht von einzelnen Spielerinnen abhängig. Die derzeitige Tabellenführung zeigt: der Mintarder Aufschwung ist noch längst nicht zu Ende.
Kahlenberger HTC (Tennis / Niederrheinliga Damen)
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In der kommenden Tennis-Medensaison wird der Kahlenberger HTC die alleinig ranghöchste Damenmannschaft Mülheims in der offenen Klasse stellen. Denn die KHTC-Damen sind innerhalb von zwei Jahren von der zweiten Verbandsliga bis in die Niederrheinliga aufgestiegen.
In der ersten Verbandsliga mussten sie sich den Status der besten Mannschaft der Stadt noch mit dem MTV Kahlenberg und dem HTC Uhlenhorst teilen. Doch sie wollten mehr. „Den Aufstieg in die Niederrheinliga hatten wir uns als Ziel gesetzt. Daher waren wir auch bei jedem Spiel hochmotiviert“, berichtete Lisa Krohnen-Dauser nach dem vollbrachten Meisterstück.
Alle fünf Partien dieser Saison konnten sie und ihre Mitstreiterinnen für sich entscheiden. Nur sechs von insgesamt 45 Partien gingen überhaupt verloren. Verdienter kann ein Aufstieg kaum sein.
TTSC Olympia Mülheim (Tischtennis / NRW-Liga U18)
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Zum ersten Mal seit mehreren Jahren ist der Mülheimer Nachwuchs im Tischtennis wieder in der höchsten Spielklasse Westdeutschlands vertreten – in der NRW-Liga. Dort tut sich die Mannschaft des TTSC Olympia Mülheim in ihrem Premierenjahr noch erwartungsgemäß schwer, dafür war das Team an anderer Stelle Vorreiter.
Weil nicht genügend Spieler für ein jeweiliges Team in der Bezirksliga zur Verfügung standen, taten sich der TTSC 71 und Olympia Mülheim in der Jugend zusammen. Das Ergebnis: ein starker vierter Platz, der dank der großzügigen Corona-Regeln zum Aufstieg in die NRW-Liga berechtigte.
Nicht zuletzt diese erfolgreiche Zusammenarbeit verleitet schließlich die beiden Vereine dazu, komplett miteinander zu fusionieren. Fortan bündeln beide im TTSC Olympia Mülheim 55/71 ihre Kräfte.
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