Essen.. Am Tag nach Sturm Eberhard hat sich die Lage bei der Bahn und auf den Autobahnen in NRW nach und nach normalisiert. Die Schäden sind aber hoch.
- Auf den Bahnstrecken in NRW kam es auch am Montagmorgen noch zu Störungen.
- Im Hochsauerlandkreis ist ein Mann erschlagen worden.
- Am Mittwoch droht schon wieder das nächste Unwetter.
- Überblick: So ist die Lage in Ihrer Stadt.
Nach den massiven Schäden von Sturmtief Eberhard haben Polizei, Feuerwehr und Versicherungen am Montag eine erste Bilanz gezogen: Die Schäden sind riesig, auch wenn sie sich noch nicht genau beziffern lassen. Ein Mensch wurde getötet, mindestens 27 verletzt. "Es waren jedenfalls viele Schäden - in ganz Deutschland", sagte eine Sprecherin der auf die Regulierung von Sturmschäden spezialisierten Sparkassenversicherung. Auf den Straßen und bei der Bahn normalisierte sich die Lage erst allmählich. Am Mittwoch droht schon wieder das nächste Unwetter. Wind bis Stärke elf sei dann erneut möglich, teilte der Deutsche Wetterdienst mit.
"Eberhard" wecke Erinnerungen an das Sturmtief Friederike, das Anfang 2018 durch Europa gezogen war, sagte eine Sprecherin des NRW-Innenministeriums. Ganz so verheerend seien die Schäden diesmal aber wohl nicht. Die Windgeschwindigkeiten seien bei "Eberhard" etwas niedriger gewesen. "Friederike" hatte vor gut einem Jahr europaweit zehn Menschenleben gefordert und einen Schaden von rund einer Milliarde Euro angerichtet.
Auf den Straßen und bei der Bahn gab es in Nordrhein-Westfalen auch am Montag noch große Probleme: Der am Sonntag aus Sicherheitsgründen gestoppte Zugverkehr kam nur langsam wieder in Gang. Da viele Pendler offenbar auf das Auto umstiegen, gab es am Morgen im Berufsverkehr zeitweise fast 500 Kilometer Stau, wie der WDR meldete. (zur Übersicht: Welche Züge nach dem Sturmtief wieder fahren).
Mehr als 20.000 Kräfte allein der Feuerwehr hatten am Sonntag landesweit bei mehr als 10.000 Einsätzen mit umgestürzten Bäumen, herumfliegenden Teilen und abgedeckten Hausdächern gekämpft, wie die Sprecherin des Innenministeriums am Montagmittag in einer vorläufigen Bilanz sagte. Unter den Verletzten waren allein sieben Feuerwehrleute. In Bochum wurde eine Feuerwehrfrau von einem Baum getroffen und verletzt. In Solingen verletzte sich ein Feuerwehrmann, als er einen Baum kleinsägen wollte. In Bonn wurden zwei Polizisten in der Nähe einer Baustelle von aufgewirbelten Holzteilen getroffen und verletzt. Sie mussten ins Krankenhaus.
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In den nächsten Wochen könnten Spaziergänge im Wald wegen der Schäden durch «Eberhard» lebensgefährlich werden. Viele Bäume hätten ihre Standfestigkeit verloren oder stünden unter Spannung, weil andere Bäume auf sie gestürzt seien. «Ich würde im Moment nicht in den Wald gehen», sagte ein Sprecherin des Landesbetriebes Wald und Holz NRW.
Der Sturm hatte am Sonntag Windgeschwindigkeiten von 120 Stundenkilometern auf dem Kahlen Asten erreicht. In Bestwig im Hochsauerlandkreis starb ein Autofahrer, in Hürth wurde ein 48-Jähriger schwer verletzt, als Bäume auf Autos fielen.
Zugverkehr am Sonntag eingestellt
Tausende Bahnkunden erwischte der Sturm auf der Strecke, als der Zugverkehr am Sonntagnachmittag wegen umgestürzter Bäume und eines Stellwerkschadens in Essen landesweit gestoppt wurde. Viele Bahnfahrer strandeten. Am Dortmunder Hauptbahnhof reichte die Schlangen vor den beiden Infoschaltern fast durch die ganze Halle. Die Bahn bot den gestrandeten Bahnreisenden für die Nacht in Dortmund, Hamm und Köln Aufenthaltszüge an.
In Köln hätten zeitweise bis zu 150 Reisende das Angebot genutzt, sagte ein Bahnsprecher am Morgen. In Dortmund seien es deutlich weniger Reisende gewesen. Mit Betriebsbeginn am frühen Morgen seien die Aufenthaltszüge wieder geschlossen worden. Zugleich habe die Bahn in NRW am Sonntag mehrere tausend Taxi- und Hotelgutscheine ausgestellt.
Zuvor hatten Bäume mehrere Strecken blockiert, auch zwei wichtige Stellwerke in Essen und Wuppertal waren ausgefallen, in Essen war der gesamte Bahnhof zeitweise ohne Strom. Die fahrenden Züge wurden daher am Nachmittag am nächsten Bahnhof gestoppt. An den Informationsschaltern bildeten sich anschließend etwa im Dortmunder Bahnhof lange Schlangen. An den großen Bahnhöfen versuchten zahlreiche Reisende, irgendwie an ihr Ziel zu kommen. Mietwagen waren ausgebucht, Taxis kaum zu kriegen.
Am Montag fällt Schnee
Ab Montag erwarten die Experten dann keine so gefährlichen Windstärken mehr. Dafür könnte der Winter zurückkommen: Von Sonntagabend an hält der DWD in Regionen ab 200 Höhenmetern Schnee für möglich. Auch im Flachland könne sich dann eine nasse Schneedecke bilden und den Berufsverkehr gefährden. Am frühen Morgen stockte auf der A45 zwischen Hagen und Gießen wegen Schneefalls der Verkehr. Auf der A40 bei Essen kam es zu einem langen Stau, weil ein Baum auf die Fahrbahn ragte.
Feuerwehren im Dauereinsatz
Die Schäden von Orkan „Eberhard“ in Bildern
In weiten Teilen von NRW kämpfte die Feuerwehr bis zum späten Sonntagabend mit umgestürzten Bäumen und abgedeckten Hausdächern. So fiel in Essen ein Baum auf mehrere Autos, bis Sonntagnachmittag gingen bei der Feuerwehr 130 Einsätze ein. In Bochum rückte die Feuerwehr mehrfach aus. Vor allem wegen umgestürzter Bäume und abgedeckter Dächer. In Gelsenkirchen zählt die Feuerwehr bisher 50 Einsätze. Auch hier kippte ein Baum auf Auto. In Wetter ist war sturmbedingt der Strom ausgefallen. In Krefeld wurde vorsorglich Sirenenalarm ausgelöst, um vor dem Sturmtief zu warnen. Die Bevölkerung sollte vorsorglich in ihren Wohnungen und Häusern bleiben.
Essener Grugapark schließt wegen der Sturmböen
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Wegen der Sturmböen hatte der Essener Grugapark am frühen Nachmittag für den Rest des Sonntags geschlossen. Das teilte die Parkverwaltung gegen 13.45 Uhr mit. Damit entfiel auch der letzte Veranstaltungstag des Spektakels „Parkleuchten“, das auch in diesem Jahr wieder für rund 100.000 Besucher gesorgt haben müsste. Die Zoos in Dortmund und Wuppertal und der Tierpark Hamm blieben aus Sicherheitsgründen ebenfalls geschlossen.
Vorplatz des Essener Hauptbahnhofs geräumt
Am Haupteingang des Essener Hauptbahnhofs drohten außerdem Glasteile der Fassade herabzustürzen. Polizei und Feuerwehr sperrten den Vorplatz daher weiträumig ab. Auch bei Aachen und Köln waren zuvor an mehreren Stellen Bäume auf die Schienen und blockierten den Zugverkehr.
Die Einstellung des Zugverkehrs bei der Bahn in NRW hatte massive Auswirkungen auch in anderen Bundesländern. Züge von und nach Hamburg, Hannover und Frankfurt fahren normalerweise durch NRW. Die internationalen Züge nach Amsterdam, Belgien und in die Niederlande fielen komplett aus. Die Bahn rät Bahnreisenden daher, nach Möglichkeit ihre Reise am Sonntag nicht mehr anzutreten. Sie bietet aber allen Reisenden an, Fahrkarten zu stornieren oder in der nächsten Woche ohne Zugbindung zu nutzen.
Autofahrer bei Nuttlar durch Tanne erschlagen
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Der Orkan am Sonntag hat im Hochsauerlandkreis ein Todesopfer gefordert: Ein Pkw-Fahrer starb in seinem Auto. Eine Tanne war umgestürzt und während der Fahrt auf sein Auto gefallen. Der Baum begrub das Auto unter sich. Für den 47-Jährigen kam die Hilfe zu spät. Er starb an seinen schweren Verletzungen und konnte nur noch leblos aus dem Fahrzeug geborgen werden.
Umgestürzte Bäume haben während des Unwetters in Nordrhein-Westfalen am Sonntag außerdem zwei Menschen verletzt. In Bochum habe ein Baum eine Feuerwehrfrau getroffen, teilten ihre Kameraden mit. Die Einsatzkräfte seien gerade damit beschäftigt gewesen, einen umgestürzten Baum zu zersägen, als ein weiterer Baum umfiel. Die Frau sei aber nur leicht verletzt.
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In Köln mussten Einsatzkräfte eine eingeklemmte Person unter einem umgestürzten Baum befreien. Der Rettungsdienst habe den Verunglückten dann übernommen, teilte die Stadt mit.
Außerdem wurde in Köln ein Notarztfahrzeug durch herabfallende Dachziegel so schwer beschädigt, dass es nicht weiterfahren konnte. Der Besatzung habe sich schnell von dem Schock erholt, sei in ein anderes Fahrzeug umgestiegen und zum nächsten Einsatz gefahren.
Flugzeuge in Köln mussten durchstarten
Auch der Verkehr auf den Autobahnen war stark beeinträchtigt. An mehreren Stellen stürzten Äste und Bäume auf die Fahrbahn. Auf der A45 südlich von Hagen wurden die Begrenzungen einer Baustelle so stark verschoben, dass die Strecke gesperrt werden musste.
Am Flughafen Köln/Bonn mussten zwei Maschinen wegen der heftigen Böen auf andere Airports umgeleitet werden. Eine Passagiermaschine sei nach Münster geflogen worden, eine Frachtmaschine nach Hamburg, sagte ein Sprecher. Einige weitere Flugzeuge seien beim Anflug durchgestartet und später sicher gelandet. Am Flughafen Düsseldorf lief der Betrieb normal. Passagiere an Bord würden aber sicherlich etwas mehr durchgeschüttelt als sonst, sagte ein Sprecher.
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Sturmtief Dragi brachte schwere Gewitter mit Hagel
Am Samstag hatte bereits Sturmtief «Dragi» für Probleme gesorgt. Auf mehreren Strecken fielen Bäume auf die Schienen und in die Oberleitungen. Vor allem im nördlichen Teil Nordrhein-Westfalens musste auf einigen Linien der Zugverkehr eingestellt werden, bis die Feuerwehr die umgestürzten Bäume kleingesägt und beiseite geräumt hatte.
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Bereits am Samstagnachmittag zog ein schweres Gewitter über das Ruhrgebiet hinweg: Sturmtief "Dragi" brachte neben Sturmböen und Hagel auch Starkregen ins Revier. Der Deutsche Wetterdienst hatte zuvor eine Unwetterwarnung herausgegeben und vor schweren Sturmböen bis 90 Stundenkilometer gewarnt – in Gewitternähe sogar vor orkanartigen Böen bis 115 km/h. Die Warnung galt für ganz NRW bis 20 Uhr am Samstagabend.
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Gegen 15.30 Uhr traf Dragi das Ruhrgebiet: Ein Gewitter mit Hagel und Starkregen ging über dem Revier nieder. Dabei wurden auch Tunnel und Unterführungen überschwemmt, wie etwa die A40-Tunnel in Bochum und Essen. In Bochum fiel zudem ein Baum auf den Ruhrschnellweg. Autofahrer standen rund eine Stunde lang im Stau.
In Mülheim ist ein Baum auf ein Haus gestürzt und hat das Dach durchschlagen. Die Äste landeten schließlich auf einem Sofa, auf dem eine Minute zuvor noch der Bewohner gesessen hatte.
Kran stürzt in Duisburg in den Rhein
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Die Feuerwehr in Duisburg rückte zwischen 16.30 und 19.15 Uhr zu 33 unwetterbedingten Einsätzen aus, meist vollgelaufene Keller, umgestützte Bäume, lose Bauteile oder eine umgestürzte Baustellenampel. Ein größerer Einsatz: Sturmböen haben auf einem Firmengelände in Duisburg-Hochfeld einen 16-Tonnen-Verladekran umgestürzt. Der Kranausleger liegt noch im Rhein. Ein Feuerwehrmann wurde bei dem Einsatz leicht verletzt. Vor Ort waren auch Feuerwehrtaucher, Feuerlöschboot und Wasserschutzpolizei.
In Wuppertal wurde am Nachmittag wegen der Sturmwarnung der Zoo geschlossen. Wegen der vielen alten Bäume wäre die Gefahr sonst zu groß gewesen, erklärte die Stadt mit.
In Oberhausen listet die Polizei mehrere kleinere Einsätze auf. So fielen im Süden der Stadt mehrere Ampeln aus. Zudem wehten die Sturmböen mehrere Baustellenabsperrungen um, die die Beamten wieder herrichteten. An der Graßhofstraße machten sich Mülltonnen selbstständig und beschädigten zwei Autos.
Blitz schlägt in Bottrop in Wohnhaus ein
Auch die Feuerwehr Bottrop musste mehrfach ausrücken. Neben sechs Einsätzen wegen umgestürzter Bäume stand auch ein Einsatz in Feldhausen auf dem Plan: Hier war am Lippweg ein Blitz in ein Wohnhaus eingeschlagen – unter den Dachziegeln hatte es zu brennen angefangen. Der Brand war schnell unter Kontrolle. Die Bewohner kamen mit dem Schrecken davon. Allerdings nahmen mehrere elektronische Geräte durch den Blitzschlag Schaden.
18-mal musste die Feuerwehr in Bochum am Nachmittag ausrücken, unter anderem wegen des Baums auf der A40. Da zeitgleich in der Gegenrichtung ein Rettungsdiensteinsatz nötig war, staute sich der Verkehr rund um die A40 merklich. An der Schöllmannstraße stürzte ein Baum auf ein Auto und beschädigte es schwer.
Sturmtief „Dragi“ hat auch in Herne gewütet: In Herne-Süd und Röhlinghausen wurden Oberleitungen der Bahn beschädigt. Auch Bäume stürzten um.
In Dinslaken kippten Bäume direkt auf geparkte Autos und begruben sie unter sich. In Bonn kippte ein Baum auf das Dach eines Mehrfamilienhauses - abgesehen von einem zerbrochenen Fenster blieb das Haus unbeschädigt. In Ahlen im Münsterland wurde ein Hausdach vom Sturm teilweise abgedeckt, Bäume stürzten auf die Straße. In Stolberg bei Aachen riss der Wind eine Reklametafel los. In Hünxe mussten die Einsatzkräfte ein Gerüst sichern, dem der Sturm stark zusetzte. Insgesamt berichteten die Einsatzkräfte von Hunderten Einsätzen. Informationen, dass Menschen durch den Sturm verletzt wurden, gab es aber nicht.
"Ausgeprägtes April-Wetter" am Montag
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Ab Montag erwarten die Experten dann keine so gefährlichen Windstärken mehr. Dafür könnte der Winter zurückkommen: Von Sonntagabend hält der DWD in Regionen ab 200 Höhenmetern Schnee für möglich. «Am Montag haben wir dann ausgeprägtes April-Wetter», sagte ein Meteorologe. Zwischen den Schauern könne vereinzelt die Sonne scheinen. Echter Frühling sei erstmal nicht zu erwarten. (mit dpa)
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