Gladbeck. Oft sind Frauen von Inkontinenz betroffen – nach der Geburt eines Kindes oder in den Wechseljahren. Es gibt ein Angebot – auch für Männer.
Renata Possemeyer war nach einer Krebserkrankung mit einer Operation verfrüht in die Wechseljahre gekommen – mit einem unliebsamen Begleiter: Inkontinenz. „Ich hatte damit gerechnet, erst später in die Wechseljahre zu kommen, nicht so früh“, erzählt die 50-Jährige.
Abgeben wollte sie sich mit dem Zustand nicht. Denn wann immer sie aus dem Haus ging, musste sie sofort schon die nächste Toilette aufsuchen: Dranginkontinenz, die einen plötzlich und besonders häufig zum WC treibt. Und auch nachts musste die Gladbeckerin oft auf die Toilette. „Man denkt, in dem Alter muss das doch nicht sein. Das war sehr belastend für mich“, berichtet Renata Possemeyer.
„Gegen Inkontinenz kann man etwas tun“
Scham, offen mit dem Thema Inkontinenz umzugehen, hat die 50-Jährige nicht. „Es ist ein Tabu-Thema, das aber jede Frau trifft.“ Heute weiß sie: „Man kann etwas dagegen tun. Man muss nur wissen, was.“
Und das wusste die Gladbeckerin, schließlich hatte sie ihre Freundinnen Birgitt Heilig und Eva Blömer. Und die hatten gerade das Beckenbodenzentrum gegründet, das seinen Sitz im Kreativamt am Jovyplatz hat.
Frauen gründeten das Beckenbodenzentrum auch aus der eigenen Betroffenheit heraus
Die beiden Frauen wagten den Schritt in die Selbstständigkeit auch aus der eigenen Betroffenheit heraus. „Ich bin auch nachts mindestens dreimal aufgewacht, weil ich zur Toilette musste. Heute kann ich problemlos sechs Stunden durchschlafen“, erzählt Birgitt Heilig.
„Man lehnt sich zurück und bekommt seine Muskeln trainiert“
Der Grund des Erfolgs: Ein Stuhl namens Pelvipower, ein Magnetfeldtrainer, der den Beckenboden stimuliert und dadurch kräftigt. Er ist von Ärzten und Physiotherapeuten entwickelt worden, und stammt aus der Schweiz, berichten die beiden Unternehmerinnen. Im Stuhl verbaut ist eine Magnetspule, die Impulse erzeugt. Jeder Impuls führe zu einer Muskelkontraktion. Gegen die Anspannung des Muskels könne man sich nicht wehren. „Man lehnt sich zurück und bekommt seine Muskeln trainiert“, erklärt Blömer.
Beckenbodenzentrum setzt auf die medizinische Variante des Stuhls
Birgitt Heilig selbst habe den Stuhl in der Sport-Variante in einem Fitnessstudio in Bottrop kennengelernt. Im Beckenbodenzentrum hätten sie sich aber für den medizinischen Stuhl entschieden. In der näheren Umgebung sei der Stuhl ein Alleinstellungsmerkmal. Ein solches Angebot gebe es sonst nur etwa in Dortmund und Düsseldorf.
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Um die Behandlung in dem Stuhl anbieten zu können, mussten Birgitt Heilig und Eva Blömer einen Fachkundenachweis erbringen und einen Elektromyostimulation-Trainerschein machen. Beide stammen aber auch aus der medizinischen Richtung, Heilig ist gelernte Krankenschwester, Blömer bietet ebenfalls im Kreativamt Ernährungsberatung an.
Es gibt mehrere Gründe für einen geschwächten Beckenboden
Die Wechseljahre sind nicht der einzige Grund, warum es zur Inkontinenz kommen kann. Ein Beckenboden kann auch durch die Geburt eines Kindes Spannung verlieren. Aber auch durch vieles Sitzen oder bei Männern mit Prostataproblemen. „Ebenso können Rückenschmerzen an einem untrainierten Beckenboden liegen“, so Heilig.
Für junge Mütter ist der Beckenboden ein großes Thema, nach der Geburt steht Rückbildungsgymnastik an. „Die reicht aber manchmal nicht aus“, so Heilig. Der Magnetfeldtrainer könne hier ergänzend helfen. Denn: „Er kommt an die innere und mittlere Schicht des Beckenbodens heran. Nicht nur an die äußere Schicht, wie bei der Rückbildung.“
Auch Männer zählen zu den Kunden, etwa wegen Potenzproblemen
Aber auch Männer gehören zu den Kunden im Gladbecker Beckenbodenzentrum. Die meisten seien Mitte 50, aber auch schon junge Männer suchten Hilfe, oft wegen Potenzproblemen. „Wenn sie zu uns kommen, gehen sie sehr offen und ehrlich mit ihren Problemen um. Das ist auch sehr wichtig für uns, um das passende Programm auszuwählen“, berichtet Eva Blömer.
Wer das erste Mal ins Beckenbodenzentrum kommt, muss ein ausführliches Anamnese-Gespräch führen. Es gibt schließlich auch Ausschlusskriterien für das Training auf dem Stuhl. Dazu gehören unter anderem eine Schwangerschaft, ein Herzschrittmacher oder auch Epilepsie.
Je nach Art der Beschwerden sind unterschiedlich viele Anwendungen nötig. Männer nach einer Prostataentfernung bräuchten mindestens 20 Sitzungen. Auch Renata Possemeyer brauchte rund 20 Anwendungen.
Gladbeckerin hat Inkontinenz heute im Griff
Heute ist ihre Inkontinenz so schwach, dass sie „gut damit leben kann“. Jedes Mal zu planen, wo die nächste Toilette ist, bevor sie unterwegs ist, das entfällt jetzt für sie. Und sie kann auch wieder mehr trinken. Denn aufgrund der Inkontinenz habe sie oft automatisch wenig getrunken, um nicht so oft zur Toilette zu müssen. „Und das ist echt gefährlich. Denn ausreichend zu trinken, ist unglaublich wichtig für den Körper.“
>>> Das Beckenbodenzentrum ist täglich von 8 bis 18.30 Uhr geöffnet. Die Kosten richten sich nach der Zahl der Anwendungen. Kontakt: beckenbodenzentrum@gleichgewicht-gladbeck.de oder per Telefon: 02043/ 9211311.
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