Gladbeck. Erkältungen, Corona: Arztpraxen sind aktuell extrem voll. Künftig könnte das zum Problem werden – wenn viele Hausärzte in den Ruhestand gehen.
Die Arztpraxen in Gladbeck sind aktuell sehr voll. „Die Hütte brennt, es ist extrem viel los“, sagt Nicole Thomas, Medizinerin im Hausarztzentrum Gladbeck-Ost. Viele Menschen sind krank, leiden unter Fieber, Halsschmerzen, Husten, Schnupfen, Abgeschlagenheit – unter typischen Erkältungssymptomen also. Diese Erkältungswelle hätte Dr. Gregor Nagel, Mediziner im Hausarztzentrum Butendorf und Sprecher des Gladbecker Ärztenetzes, erst zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr erwartet. Hinzu kommt: Aufgrund der Herbstferien haben viele Ärzte ihre Praxen geschlossen, die verbliebenen müssen die Vertretung übernehmen. Das bedeutet noch vollere Wartezimmer.
„Das ist aber geübte Praxis, die Vertretungen funktionieren“, so Nagel. Doch: „In ein paar Jahren wird spannend, wie das geregelt werden soll, wenn einige Kollegen in den Ruhestand gegangen sind.“ Der Hausarzt-Mangel werde dann zum Problem, so der Mediziner.
Die Hausarzt-Versorgung wird künftig in Gladbeck zum Problem werden
„Wir laufen seit 20 Jahren in dieses Problem herein“, kritisiert der Hausarzt. Es sei Aufgabe der Politik, hier gegenzusteuern. So müssten beispielsweise mehr Medizin-Studienplätze zur Verfügung gestellt werden, zudem seien Hausärzte schlechter bezahlt als Fachärzte, hier müsse der Hausarzt-Beruf aufgewertet werden.
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Die Medizin werde zudem immer weiblicher. Aber: „Frauen bekommen immer noch die Kinder. Mit der Konsequenz, dass sie, gerade wenn die Kinder noch klein sind, im reduzierten Umfang arbeiten und nicht mehr zu 100 Prozent in der Praxis stehen.“ Aktuell stehe Gladbeck bei der Hausarztversorgung zwar noch recht gut dar, aber: „Wir laufen sehenden Auges in das gleiche Problem rein wie überall.“
Erkältungswelle rollt in Gladbeck seit Anfang September
Zurück zur Erkältungszeit: Vor zwei, drei Wochen sei diese in Gladbeck so richtig losgegangen. „Seit Anfang September“, schätzt Nicole Thomas. Deutlich eher als in früheren Jahren, als die Saison meist erst im Oktober begann. Dass die Erkältungswelle in diesem Jahr früher als üblich die Menschen trifft, führen Thomas und auch Nagel auf ein weniger trainiertes Immunsystem aufgrund des Maskentragens während der Corona-Pandemie und auf das Wetter zurück. „Viele sind nicht mehr so resistent gegen Keime“, so Nicole Thomas. Für den weiteren Herbst und Winter erwarten die Mediziner trotz des frühzeitigen Beginns eine anhaltende Erkältungszeit. „Die Erkältungswelle zieht sich meistens bis ins neue Jahr. Ich glaube nicht, dass es wegen des früheren Beginns einen Vorzieheffekt gibt. Die Erkältungszeit wird einfach nur länger“, so Gregor Nagel.
„In diesem Jahr ist die Grippe in Deutschland noch nicht angekommen“
Echte Grippe-Fälle habe es in diesem Herbst noch nicht gegeben. „In diesem Jahr ist die Grippe in Deutschland noch nicht angekommen“, berichtet Gregor Nagel. Meist würde die erst um den Jahreswechsel herum auftreten. Daher sei eine Grippe-Impfung spätestens in den kommenden drei bis vier Wochen auch noch ratsam.
Es gibt aktuell auch wieder viele Corona-Infektionen
Die Hausärzte in Gladbeck beobachten indes im Moment viele Corona-Fälle. Offiziell wird zwar nur noch in Ausnahmefällen getestet, doch viele Menschen machten zu Hause einen Schnelltest. Auch die Infektions-Sprechstunde im Hausarztzentrum Butendorf sei aktuell wieder „hoch frequentiert“. Alle Patienten seien aufgefordert, beim Besuch dieser eine Maske zu tragen. Auf eine Corona-Infektion könnten Symptome wie der Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns hinweisen, oder auch Kopfschmerzen, die man in dieser Form nicht von anderen Infekten kenne. Grundsätzlich würden die Ärzte sehen, dass manche Infekte aktuell länger dauerten. „Die Immunsysteme müssen erst wieder lernen, mit den Keimen umzugehen“, erklärt Thomas.
Vor einer Ansteckung schützen kann man sich nicht komplett, aber es gibt Möglichkeiten, das Immunsystem zu stärken und so die Gefahr eines Infekts zu minimieren. „Auf vernünftige Ernährung und ausreichend Schlaf achten“, rät etwa Gregor Nagel. Und Nicole Thomas empfiehlt zudem ausreichende Bewegung an der frischen Luft, auch um genügend Vitamin D zu tanken.
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