Gladbeck. Die Humboldtstraße in der Gladbecker Innenstadt ist schon lange ein Brennpunkt. Beim Bürgergespräch gab es erste Lösungsansätze

Raser, Lärm bis in die Nacht, Müll vor den Haustüren, Drogenhandel – darüber klagen Anwohner und Gewerbetreibende der Humboldtstraße schon lange. Wie Bürgermeisterin Bettina Weist im August bei einer Bürgerversammlung für Bewohner der Stadtmitte versprochen hatte, hatte die Stadtverwaltung Betroffene jetzt zu einem Gespräch ins Haus der evangelischen Kirche eingeladen.

Haltestellen Goetheplatz in Gladbeck
Abends seien häufig Raser auf der Humboldtstraße unterwegs, klagen die Anwohner in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Die Humboldtstraße ist in Höhe des Kiosks und auf der anderen Straßenseite rund um die Humboldt-Buchhandlung und am Wendehammer der Oberen Goethestraße beliebter abendlicher Treffpunkt für Jugendliche und junge Männer. Vor allem ältere Anwohner fühlen sich von diesen Gruppen verunsichert. „Abends geht man hier nicht mehr vor die Tür, lässt sich allenfalls von einem Taxi holen und bringen. So schlimm ist es auf der Humboldtstraße“, beklagte eine Anwohnerin.

Stadt Gladbeck will Aufenthaltsqualität verringern und Poller durch Pfosten ersetzen

Die Stadtverwaltung nehme das Problem ernst, versicherte Ordnungsdezernentin Marie-Antoinette Breil: Um die „Aufenthaltsqualität“ zu verringern, werde die Stadtverwaltung die Betonpoller, auf denen sich die jungen Leute niederlassen, durch Absperrpfosten ersetzen. Das verhindere gleichzeitig das häufig beklagte Befahren der Gehwege durch Kraftfahrzeuge.

Das Vorhaben fand zwar Anklang, aber: „Die sitzen auch auf den Fensterbänken des neuen Pausenraums der Busfahrer. Die müsste man entfernen oder Blumenkübel darauf stellen“, schlug ein Besucher vor. Einwurf eines anderen: „Was glauben Sie, wie lange die da stehen?“. Nicht ganz ernst gemeint war wohl dieser Vorschlag: „Stacheldraht auf die Fensterbänke.“

Team der Buchhandlung wurde früher im Laden bedroht

Die Stadtverwaltung setzt eher auf Ansprache. Sozialarbeiter, die das Gespräch mit den jungen Leuten suchen, sie für die Probleme der Anwohner sensibilisieren, sind auch an der Humboldtstraße im Einsatz. Marie-Antoinette Breil: „Das hat sich an anderen Orten bewährt.“ Auch an der Humboldtstraße habe sich, dank des Sozialarbeiters und des Kommunalen Ordnungsdienstes, vor allem tagsüber vieles verbessert, sagte Daniela Maifrini, Chefin der Humboldtbuchhandlung. Früher seien sie und ihr Team im Geschäft bedroht worden. Das sei lange nicht mehr passiert. Heute müsse sie „nur ab und zu schimpfen, wenn es vor der Ladentür zu laut werde und jeden Morgen den Dreck vor der Tür entfernen“.

Haltestelle statt der Parkplätze

Einige Bürger waren zur gut besuchten Versammlung gekommen, weil ihnen noch ein anderes Thema auf den Nägeln brennt: Wie berichtet, braucht die Vestische mehr Platz für ihre Busse. Dafür müssten Parkplätze, davon drei für Schwerbehinderte, auf der südlichen Seite der Humboldtstraße weichen.

Dieses Thema kam an diesem Abend aber nicht zur Sprache. Darüber und über mögliche Alternativen will die Stadtverwaltung mit Anwohnern gesondert reden. Für den 9. Oktober, 18 Uhr, lädt sie zu einem Gespräch in den Ratssaal des Alten Rathauses ein.

Kritik gab es an den langen Wartezeiten auf die Polizei. Wenn Anwohner dort anriefen, weil sie sich bedroht fühlen, Raser die Straße unsicher machen oder Drogendealer beobachten, seien die längst über alle Berge, wenn endlich Polizisten einträfen.

Stadt Gladbeck wertet aktuell Geschwindigkeitsmessungen aus

Stichwort Raser: Auf der Humboldtstraße gilt seit einiger Zeit die Höchstgeschwindigkeit 30 km/h. In der vergangenen Woche habe man ein Seitenradar-Messgerät angebracht. Die Ergebnisse würden jetzt ausgewertet, berichtete die Ordnungsdezernentin. Das habe sich in der Szene offenbar herumgesprochen, merkte ein Besucher an. Die „Rennen“ seien seltener geworden. In Absprache mit der Polizei sollen dennoch häufiger Radarwagen und Panzerblitzer zum Einsatz kommen, so Breil. Weil die Schilder schlecht sichtbar sind, weil sie Stadtverwaltung eine Anregung aufgreifen und „Tempo 30“ auf die Fahrbahnen malen lassen.

Thema Drogenhandel: „Auf dem Parkplatz und dem Vorplatz der Christuskirche geht es richtig ab“, beobachten Anwohner. Fast täglich gegen 23 Uhr stünden dort zwei Autos, deren Insassen auf Kleindealer warteten. Der Ort sei eher eine „Verteilstation“, weiterverkauft und konsumiert werde wohl anderswo. Die Ordnungsdezernentin und Barbara Wlotzka, seit Anfang dieses Jahres Leiterin des Bezirks- und Schwerpunktdienstes der Polizei in Gladbeck, versicherten, die Szene im Blick zu behalten. Bei regelmäßigen Kontrollen der Polizei, auch in Zivil, habe man allerdings die Probleme „nicht so stark wahrgenommen, wie Sie sie empfinden“, sagte Wlotzka.

Dennoch wurden Forderungen nach mehr Kontrollen und nach Sanktionen laut. Eine Verbesserung der Situation erhoffen sich die Anwohner durch mehr Präsenz des Kommunalen Ordnungsdienstes nach dessen Umzug in das Haus der evangelischen Kirche. Klar ist aber allen Beteiligten, dass sich die Probleme nicht über Nacht werden lösen lassen. Und auch das ist jedem bewusst: Sollte sich die Situation hier verbessern, wird das Problem anderswo auftauchen, solange sich gesamtgesellschaftlich nichts ändert.

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