Gladbeck. Illegale Autorennen, nächtliche Trinkgelage. Bei einem Anwohner der Humboldtstraße liegen die Nerven blank. Er fordert Hilfe von Polizei und KOD.

„Sobald die Geschäfte geschlossen sind und der Kommunale Ordnungsdienst Feierabend gemacht hat, geht der Trubel hier los.“ Ein Anwohner der Humboldtstraße in der Stadtmitte, der aus Sorge um seine Sicherheit namentlich nicht genannt werden möchte, fühlt sich „kurz vor dem Nervenzusammenbruch“. Grund dafür sind nach seiner Schilderung Raser und die Trinkerszene.

Immer wieder hat sich der Gladbecker ans Ordnungsamt gewandt, häufig die Polizei gerufen

Immer wieder habe er sich in den vergangenen Monaten ans Ordnungsamt gewandt und häufig die Polizei angerufen, aber: „Ich habe das Gefühl, die nehmen mich nicht ernst, kommen entweder gar nicht, sagen, sie leiten die Beschwerde weiter oder tauchen Stunden später auf, wenn alles vorbei ist.“

Ziemlich eklig: Wildpinkler erleichtern sich an den Zufahrten zur nahe gelegenen Tiefgarage an der Humboldtstraße.
Ziemlich eklig: Wildpinkler erleichtern sich an den Zufahrten zur nahe gelegenen Tiefgarage an der Humboldtstraße. © AH

Drei bis fünf Pkw-Fahrer träfen sich abends regelmäßig gegenüber der „Alten Post“, rasten mit ihren, teils getunten, Fahrzeugen immer wieder durch die Kreisverkehre und die kurze Humboldtstraße entlang. Zwischen den „Rennen“ belästigten sie die Anwohner mit „lautem Gequatsche und lauter Musik aus den Autoradios, manchmal bis 2 Uhr morgens“. Nicht selten habe er sogar beobachtet und auf Fotos und Videos festgehalten, dass „sie mit quietschenden Reifen losfahren, kurz darauf in die Bremsen steigen und auf dem Fußgängerüberweg an den Bushaltestellen wenden“. Diese „Abkürzung“ benutze auch regelmäßig, fast täglich pünktlich um 22.15 Uhr und um 4 Uhr früh, der Fahrer eines Lieferwagens auf seinem Weg über den Bürgersteig in Richtung Haus der evangelischen Kirche.

Trinker treffen sich im Bereich der Bus-Haltestellen an der Humboldtstraße

Was den Anwohner zusätzlich auf die Palme bringt, sind Trinker, die sich nach seiner Darstellung abends im Bereich der Bus-Haltestellen treffen, Lärm verursachen und die Zu- und Ausfahrten zur nahe gelegenen Tiefgarage als Toilette missbrauchen. „Es stinkt dort bestialisch und ist verdreckt,“ beklagt sich der Mann.

Wegen der Ruhestörungen habe er auch während der Hitzeperiode bei geschlossenen Fenstern schlafen müssen. „Sonst kriegt man hier kein Auge zu.“ Von der Polizei und dem Kommunalen Ordnungsdienst erwartet er regelmäßigere Kontrollen. Mit seinen Beschwerden stehe er nicht allein da. Viele andere Anwohner der Humboldtstraße fühlten sich genau so belästigt wie er, „aber sie haben einfach Angst, sich zu Wort zu melden“.

Leiter des Ordnungsamtes kennt die Probleme in der Gladbecker Innenstadt

Gregor Wirgs, Leiter des städtischen Amtes für öffentliche Ordnung, kennt die Beschwerden, die ihm der Anwohner in einem persönlichen Gespräch neulich noch einmal vorgetragen hat. „Dass es an der Humboldtstraße Probleme gibt, ist uns bewusst“, sagt er, „aber weder die Ordnungsbehörde noch die Polizei können dort rund um die Uhr präsent sein.“

Der Kommunale Ordnungsdienst kontrolliere den Bereich seit einiger Zeit zwei bis drei Mal täglich, auch in den Abendstunden. Dass sich die Trinkerszene, die in der Vergangenheit an verschiedenen Stellen in der Innenstadt anzutreffen war, dorthin verlagert hat, bestätige sich dabei nicht. „Unsere Leute haben dort bisher maximal zwei Männer aus der Szene angetroffen. Einen Platzverweis können wir aber nur aussprechen, wenn wir sie beim Verzehr von Alkohol erwischen, weil das im Umkreis von 20 Metern an Haltestellen verboten ist. Der Beschwerdeführer sagt, sie stecken die Flaschen weg, wenn sich unsere Leute nähern. Das mag zwar sein, aber ihre Taschen durchsuchen, wie es der Anlieger fordert, dürfen wir selbstverständlich nicht.“

Der KOD werde die Situation an der Humboldtstraße jetzt noch einmal vermehrt in den Blick nehmen, und auch die Polizei habe verstärkte Kontrollen zugesagt. Klar müsse aber sein: „Wir tun, was möglich ist, aber eine Dauerpräsenz können wir nicht leisten.“