Gladbeck. Gladbeck nimmt den neuen Blitzer in Betrieb und setzt auf Hightech bei der Jagd auf Temposünder. Das ist das Ergebnis von nur einem Wochenende.
Zwei Mitarbeiter vom Ordnungsamt beugen sich über ein Tablet. Sie stehen am Rand der Konrad-Adenauer-Allee und bereiten alles für den Einsatz von „Carsten“ vor. Hinter dem Namen steckt eine der neuesten Errungenschaften der Stadt. Ein Panzerblitzer, mit dem die Stadt Temposünder zur Kasse bitten und den Verkehr ausbremsen möchte. Eigentlich ist es nur ein Anhänger, doch der ist vollgepackt mit Technik.
Die beiden Ordnungsamtsmitarbeiter haben ihn bereits „eingemessen“. Das heißt, sie haben das eigentliche Messgerät auf die korrekte Höhe eingestellt. Eine Markierung am Gerät hilft dabei und legt den Mittelpunkt des Lasers fest. Er muss zwischen einem und 1,40 Meter über der Fahrbahn liegen. Alles passt, 1,35 Meter zeigt der Zollstock an. Ein Kollege gibt die Maße ins Tablet ein, das Gerät zeigt jetzt ein Bild der Straße mit zahlreichen vertikalen und horizontalen Linien.
Kamera muss Fahrer und Kennzeichen genau treffen
Es folgt die Feinjustierung, die Linien werden genau auf die Fahrbahnmarkierungen gelegt. Außerdem so, dass sie genau unterhalb der Räder der herannahenden Autos liegen. Daraus ergibt sich dann das Messfeld, also der Bereich, in dem das Messgerät Daten sammelt und bei Bedarf die Kamera auslöst.
Auch die will jetzt justiert werden. Schließlich müssen Fahrer und Kennzeichen genau getroffen werden. Über die Objektive regulieren die beiden die Bildqualität. Schließlich muss derjenige, der geblitzt wird, auf dem Foto auch erkennbar sein. Dabei muss auch die Spiegelung der Windschutzscheibe berücksichtigt werden. Die letzten paar Prozent kitzelt dann noch der Blitz hervor. Der leuchtet wie seit eh und je – grell-rot. „Es würde theoretisch auch ohne den Blitz gehen, aber der hat ja auch einen erzieherischen Effekt“, so Jörg F. vom Ordnungsamt.
Testmessungen irritieren vorbeifahrende Autofahrer
Was die vorbeifahrenden Autofahrer irritiert: Während des gesamten Vorgangs werden immer wieder Testmessungen ausgelöst. Entsprechend blitzt es hier immer wieder. Dabei ist im Moment niemand zu schnell unterwegs. Dazu ist die Messstelle derzeit noch viel zu auffällig. Absperrpylonen weisen gar darauf hin, dass hier gerade etwas passiert. Einige Autofahrer halten dann auch an, fragen nach, wie das passieren kann, sie seien ja nicht einmal 50 gefahren. „Testmessungen“, erläuterten die Ordnungsamtsmitarbeiter geduldig. Entsprechende Ausrüstung sei bestellt, erklären sie. Künftig soll ein Warnschild auf die Testmessungen während der Einrichtung des Geräts hinweisen.
„Es würde theoretisch auch ohne den Blitz gehen, aber der hat ja auch einen erzieherischen Effekt.“
„Carsten“ ist ein Alleskönner. Er kann sogar gleichzeitig das Tempo auf mehreren Fahrstreifen überwachen. Dafür lassen sich für jede Fahrbahn Messfenster einrichten. Auch an der Konrad-Adenauer-Allee, die ja eigentlich nur eine Spur pro Fahrtrichtung hat, richten die Ordnungsamtsmitarbeiter zwei solcher Felder an. Sollte jemand in dem Bereich überholen und dabei auch zu fix unterwegs sein, löst „Carsten“ ebenfalls aus.
Außerdem ist er mit zwei Messgeräten und zwei Kameras ausgestattet, blitzt also auch in beide Fahrtrichtungen. Gilt nachts ein anderes Tempolimit als tagsüber? Kein Problem, auch das lässt sich programmieren. Und so löst der Blitzer dann nachts beispielsweise bei mehr als Tempo 30 aus, tagsüber erst bei mehr als 50 Kilometern pro Stunde.
An einem Wochenende an der Postallee 260 Verstöße aufgenommen
Noch ist alles neu, deshalb liegt das Handbuch griffbereit, in dem alles genau erläutert wird. Entsprechend dauert das Einrichten im Moment auch noch seine Zeit. Doch F. ist optimistisch: „Mit etwas Routine ist das später in einer halben Stunde zu schaffen.“
Drei Mitarbeiter seien bereits geschult, sagt der zuständige Abteilungsleiter beim Ordnungsamt, Oliver Pietrzak. Zwei weitere würden noch folgen. Seit kurzem erst ist „Carsten“ im Einsatz. Am vergangenen Wochenende habe er an der Postallee gestanden, in einem Bereich, wo Tempo 30 gilt. 260 Verstöße habe der Blitzer aufgenommen. Drei Fahrer waren sogar mit mehr als 60 Sachen unterwegs. Da droht nun ein Fahrverbot. Dabei löst der Blitzer ja gar nicht bei 30 bzw. 50 aus. Es ist immer noch eine Toleranz eingestellt. Ab wann „Carsten“ tatsächlich auslöst, das sei an dieser Stelle nicht verraten.
Für die Stadt bedeutet das Wochenende an der Postallee Einnahmen in Höhe von rund 6000 Euro, schätzt Pietrzak. Demgegenüber stehe eine monatliche Miete von rund 9000 Euro. Denn die Stadt hat das Gerät nicht gekauft, sondern gemietet. Das erklärt auch, warum es kein Gladbecker und auch kein Kreis-Kennzeichen hat. Außerdem sei „Carsten“ Vollkasko versichert, sagt der Abteilungsleiter.
Erfahrung zeigt: Panzerblitzer werden immer wieder Ziel von Attacken
Wahrscheinlich ist das eine gute Entscheidung, denn Erfahrungen aus anderen Städten zeigen, dass so ein Panzerblitzer auch immer mal wieder Ziel von Attacken wird. Denn er steht allein rund um die Uhr irgendwo im Stadtgebiet herum, manchmal auch ziemlich einsam. Sprayattacken oder andere Versuche, solche Geräte zu sabotieren, gibt es immer wieder.
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Doch Achtung: „Carsten“ kann sich wehren, ist mit einer Alarmanlage ausgerüstet, die auch auf dem Bereitschaftshandy des Kommunalen Ordnungsdienstes auslöst. Selbst gegen Feuer ist er geschützt. Sollte er überhitzen und es fängt im Inneren an zu brennen, sind Löschkartuschen an Bord, die auslösen und so Schlimmstes verhindern sollen.
Doch zurück zur Konrad-Adenauer-Allee. Der Standort, an dem der Blitzer jetzt aufgestellt wird, ist einer von 463 Messpunkten in der Stadt. An all diesen Messpunkten darf die Stadt das Tempo überwachen. Auf diesem Straßenstück habe man zunächst mit einem Seitenmessgerät die Geschwindigkeit überwacht. Dabei habe man ermittelt, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit hier viel zu hoch sei. Nach Rücksprache mit der Polizei kam dann die Genehmigung einen Messpunkt einzurichten. Viele dieser Punkte gehen zurück auf Anregungen von Bürgern, andere sind vor Schulen und Kitas, dazu kämen sechs Unfallschwerpunkte.
Eine Woche solle Carsten jetzt an diesem Standort bleiben. Dann wird er, nach kurzer Ladepause, an anderer Stelle geparkt.
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