Gladbeck. Am Sonntagmorgen hat es in einem Mehrfamilienhaus in Gladbeck gebrannt. Das Haus ist unbewohnbar. Was das mit den Menschen aus dem Haus macht.
„Es ist eine Katastrophe!“ Die junge Frau möchte ihren Namen nicht in der Zeitung lesen. Sie steht im Flur der Wohnung in Rentfort. Bis Sonntag hat die 26-Jährige hier noch mit ihren Eltern und Geschwistern gelebt, dann brach in einer der unteren Etagen ein Feuer aus. Das gesamte Sechsfamilienhaus ist unbewohnbar. Noch immer hängt der Brandgeruch in der Luft, die Decken im Treppenhaus sind teils rußgeschwärzt.
Sie deutet auf den Boden, die glänzend-weißen Bodenfliesen sind nur noch stumpf-grau. Im Wohnzimmer, die einstmals weißen Polstermöbel sind schmierig-grau. Durch jede Ritze ist der Ruß gekrochen, hat sich auf alle Möbelstücke, Böden und Wände gelegt. Kleidung, Schuhe, Deko-Elemente, alles ist mit dem Ruß kontaminiert.
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Ihre Schwester, die auch in der Wohnung gelebt hat, ist Malerin, ihre Werke bewahrt sie ebenfalls hier auf. Auch die, überzogen mit einer feinen grauen Rußschicht. Aber immerhin, die ließen sich reinigen, hat die Künstlerin, die unter anderem schon Ausstellungen in Bremen und Rostock hatte, schon in Erfahrung gebracht, wenigstens ein kleiner Lichtblick.
Dramatische Szenen am Sonntagmorgen in dem Gladbecker Brandhaus
Der Rest der Einrichtung dagegen ist überwiegend ruiniert. „Wir hatten letzten Monat erst alles neu gemacht, viel Geld für den neuen Boden und die Möbel ausgegeben“, sagt die Gladbeckerin traurig und deutet auf die verrußte Wohnzimmereinrichtung. Die Mutter der beiden versucht, ein wenig aufzuräumen und zu putzen, aber wo will man da anfangen? Also gibt sie zunächst wieder auf, zumal die Vertreter der Gebäudeversicherung sich noch ein Bild von dem Schaden machen wollen.
Sechs Parteien leben in dem Mietshaus an der Fritz-Erler-Straße, am Sonntagmorgen müssen sich dramatische Szenen abgespielt haben. In einer Wohnung im ersten Obergeschoss bricht der Brand aus. Der Rauch zieht durchs gesamte Haus, die Hitze steigt an der Fassade hoch, sogar zwei Etagen oberhalb der Brandwohnung sind die Scheiben gesprungen. Ein Glück, sagt die Bewohnerin, seien sie noch nicht geborsten, sonst wäre die Gefahr wahrscheinlich noch viel größer gewesen.
„Ich kann seitdem nicht mehr gut schlafen. Letzte Nacht bin ich zehnmal aufgewacht und habe gedacht, dass es brennt.“
Die Mutter sei wach geworden, habe den Vater geweckt, ihm zugerufen, die Kinder zu wecken. Durch den dunklen, verqualmten Flur seien sie dann aus dem Haus geflüchtet. „Es war chaotisch“, sagt die 26-Jährige. Eine andere Bewohnerin des Hauses berichtet, dass sie nur noch ihre vier Kinder gepackt habe und gerannt sei. Sie wohnt direkt gegenüber der Brandwohnung. „Es war schrecklich!“
Ein Mann erzählt, dass er seiner Frau sein Leben verdanke. Er sei im Wohnzimmer eingeschlafen, seine Frau habe ihn geweckt. „Ich wäre sonst tot!“ Doch klar ist auch, so eine Flucht durch ein verrauchtes Treppenhaus ist riskant. Fünf Menschen, darunter drei Kinder, kommen dann auch ins Krankenhaus – Verdacht auf Rauchgasvergiftung.
Die Erinnerungen an das Feuer, sie sind noch frisch. „Ich kann seitdem nicht mehr gut schlafen. Letzte Nacht bin ich zehnmal aufgewacht und habe gedacht, dass es brennt“, berichtet eine Hausbewohnerin. Für ihre Schwester steht fest: In der Wohnung möchte sie nicht mehr leben, überhaupt nicht mehr so hoch oben. „Nur noch im Erdgeschoss.“ Jetzt sind sie erst einmal bei Verwandten untergekommen. Die Suche nach einer neuen Bleibe sei schwierig, weil die Familie groß ist.
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Viele Bewohner des Hauses stehen jetzt vor dem Nichts. Die Schäden am Gebäude sind durch die Gebäudeversicherung abgedeckt, doch das persönliche Hab und Gut, dafür springt die Hausratsversicherung ein – so man denn eine abgeschlossen hat. Viele Familien im Haus haben eben keine solche Versicherung.
Auch die Familie aus der dritten Etage ist nicht versichert, muss nun schauen, wie sie von vorn anfangen kann. Was kann sie neu anschaffen, was können Spezialfirmen womöglich reinigen und was kostet all das? Die Einrichtung ist wahrscheinlich komplett hin, so die Einschätzung der Gebäudeversicherung. Dazu kommen Dokumente und Erinnerungsstücke, die teils unwiederbringlich verloren sind. Wie sehr Rauch, Qualm und Gestank sich festsetzen zeigt ein kleines Beispiel. Als sie das erste Mal wieder in die Wohnung hätten gehen dürfen, hätten sie nur den Ausweis eingepackt. „Selbst von dem geht ein Gestank von Feuer aus.“
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