Gladbeck. Kapazitäten, Sicherheit, Integration: Seit dem Messerangriff in Solingen steht das Flüchtlingsthema im Fokus. Was geschieht in Gladbeck?
Nach dem Messerangriff in Solingen, bei dem drei Menschen starben, rückt das Thema „Flüchtlinge“ wieder stark in den Fokus. Handelt es sich doch bei dem mutmaßlichen Attentäter um einen 26-jährige Syrer, der in Deutschland um Asyl gebeten hatte und abgeschoben werden sollte. Wie sieht die Flüchtlingslage in Gladbeck aus? Wie steht‘s um die Sicherheit?
Derzeit sind in Gladbeck nach Angaben der Stadtverwaltung insgesamt 384 Flüchtlinge nach dem Asylbewerberleistungsgesetz untergebracht. Hinzu kommen 91 Menschen aus der Ukraine. Macht unterm Strich 475 Menschen.
Wie sind Flüchtlinge in Gladbeck untergebracht?
Die Flüchtlinge sind über das Stadtgebiet verteilt. „Den großen Teil machen dezentrale Unterkünfte in Form von angemieteten oder städtischen Wohnungen aus. Darüber hinaus gibt es fünf weitere Unterkünfte“, berichtet Stadtsprecher David Hennig.
Wo leben die untergebrachten Menschen?
Es sind Übergangsheime an folgenden Adressen eingerichtet: An der Boy, Winkel- und Talstraße. Notunterkünfte: existieren am Jovyplatz und an der Hochstraße. Rathaussprecher Hennig: „397 Geflüchtete sind dezentral in Wohnungen untergebracht, die übrigen verteilen sich auf die zentralen Unterkünfte (56) und Notunterkünfte (20).“
Gibt es noch Kapazitäten?
Nach Angaben der Stadtverwaltung sind die Aufnahme-Kapazitäten derzeit nicht ausgeschöpft. David Hennig: „Wir haben überall noch Platz.“ Er berichtet: „Wir haben aktuell eine Platz-Kapazität von 850 Plätzen, die sich auf dezentrale Unterkünfte, zentrale Unterkünfte sowie Notunterkünfte aufteilen. Davon sind 578 Plätze belegt, so dass in allen Bereichen noch freie Kapazitäten zur Verfügung stehen.“
Wie sind die Unterkünfte gesichert?
Ein Sicherheitsdienst überwache nachts das Übergangsheim „An der Boy“. Ansonsten seien städtische Hauswarte und Beschäftigte in der Sozialarbeit in den städtischen Unterkünften vor Ort und auch in Rufbereitschaft am Wochenende. „Kameras setzen wir nicht ein“, sagt Hennig.
Kommt es zu Gewaltausbrüchen, Übergriffen und Straftaten in den Unterkünften?
Annette Achenbach, Sprecherin im Polizeipräsidium Recklinghausen, stellt fest: „Es gibt keine Auffälligkeiten in den Gladbecker Unterkünften.“ Die Vorkommnisse reichen von Beleidigung über Diebstahl und Körperverletzung bis hin zum Fehlalarm der Brandmelder: „Also all das, was es auch in anderen Wohngebieten gibt.“
„Wie in jeder Gesellschaftsschicht gibt es auch in unseren Unterkünften vereinzelt Streitigkeiten oder Auseinandersetzungen unter den Bewohnern.“
Pro Monat fahre die Polizei durchschnittlich an allen Gladbecker Standorten zusammen sieben Einsätze. Hinzu kommen nach Achenbachs Auskunft Aufklärungsfahrten vor Ort.
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Stadtsprecher Hennig merkt an: „Wie in jeder Gesellschaftsschicht gibt es auch in unseren Unterkünften vereinzelt Streitigkeiten oder Auseinandersetzungen unter den Bewohnern.“
Wie hat sich die Zuweisung nach Gladbeck in den vergangenen Jahren entwickelt?
Die Bezirksregierung weist der Stadt Flüchtlinge zu. „Durch die Anrechnung der Kapazitäten der ZUE des Landes (Zentrale Unterbringungseinrichtung, Anmerk. d. Redaktion) am Festplatz auf die Gladbecker Aufnahmequote sind die Zuweisungszahlen aktuell sehr gering. Die Erfüllungsquote der Aufnahmeverpflichtung zum Stand 23. August liegt bei 99,15 Prozent“, stellt Hennig die Situation dar, „Zuweisungen erfolgen von Einzelpersonen und Familien aus unterschiedlichsten Herkunftsländern.“
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Die Aufenthaltsdauer der Geflüchteten in Gladbeck variiere. Eventuelle Wohnortwechsel könne die Stadtverwaltung nicht benennen.
Funktioniert die Integration?
Der „Gladbecker Weg“, auf eine vorwiegend dezentrale Unterbringung zu setzen, führe dazu, dass viele Flüchtlinge im gesamten Stadtgebiet verteilt seien. Sie leben aufgrund dieser Praxis nicht „isoliert“ in Großunterkünften. „Darüber hinaus gibt es vielfältige Angebote der Stadt und karitativer Träger, um bei der Integration zu unterstützen. „Gladbeck hat hier im Kreis Recklinghausen die meisten Gruppenangebote“, so Hennig.
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> Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zertifiziere Integrationskurse. „In Gladbeck gibt es vier Träger, die Kurse anbieten – zum Teil auch mit Kinderbetreuung“, sagt Hennig, „die Verpflichtung zur Teilnahme erfolgt durch die Ausländerbehörde mit Ersterteilung eines Aufenthaltstitels.“
> Familienbildungs- und Sprachförderprogramme wie „Griffbereit“ sollen vor allem die Eltern-Kind-Interaktion zur Stärkung der (mehr)sprachigen Entwicklung voranbringen. „Rucksack KiTa und Rucksack Schule sind Sprach- und Bildungsprogramme.“
> KIM – das Kommunale Integrationsmanagement unterstützt nach David Hennigs Informationen mit dem Baustein 2, dem Case-Management, zugewanderte Menschen von Anfang an bei der Integration in die Gesellschaft und hilft bei gezielt bei bestehenden Problemen. „In Gladbeck gibt es drei Case-Managerinnen – zwei im Amt für Migration und Zusammenleben und eine Stelle bei der Caritas. „Zudem stehen die Kolleginnen des Büros für interkulturelle Arbeit mit allgemeiner Beratung und Unterstützung zur Verfügung.“
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