Gladbeck. Knapp 4000 Tonnen Bioabfälle sammelt die Müllabfuhr in Gladbeck jährlich ein. Doch was passiert dann mit dem Abfall? Wir sind dem Weg gefolgt.
Für die Fliegen ist’s ein Paradies. Ein übelriechender Mischmasch lockt die grünlich schimmernden Insekten in Scharen an. Aber Patric Weikamp ist nicht gewillt, diesen und anderen tierischen Gästen ein gemütliches Zuhause auf längere Zeit zu bieten. Nur für wenige Stunden, so berichtet der Betriebsleiter der Firma Heidelbach, lagert der Biomüll aus den Gladbecker Haushalten auf dem Betriebsgelände des Entsorgers an der Stollenstraße. Dann wird er mit großen Transportern zum Biokompostwerk ins münsterländische Gescher transportiert.
Alle zwei Wochen werden in Gladbeck die braunen Biotonnen geleert
Alle zwei Wochen werden in Gladbeck die braunen Biotonnen geleert. Und dann ist auch bei der Firma Heidelbach Biowoche. Sobald die Müllwagen des Zentralen Betriebshofs Gladbeck (ZBG) voll sind, fahren sie in die Stollenstraße – zunächst auf die Waage, dann zum Leeren zu dem mit Beton eingefassten Abladeplatz für Biomüll und abschließend wieder auf die Waage. So kann das Gewicht des Abfalls genau erfasst werden. Die großen Fahrzeuge der Müllabfuhr können knapp zehn Tonnen Müll aufnehmen, die kleinen drei bis vier Tonnen. Stunde um Stunde sammeln sich immer mehr Garten- und Küchenabfälle auf dem Platz.
„Bei der Mülltrennung gibt‘s auf jeden Fall noch Luft nach oben“
Ach, wenn’s nur Garten- und Küchenabfälle wären, dann könnte sich die Heidelbach-Mannschaft einen wichtigen Arbeitsschritt sparen – das grobe Vorsortieren des eigentlich wertvollen Mülls. Aber ganz so sorgfältig sind die Gladbeckerinnen und Gladbecker bei der Mülltrennung nicht. „Auf jeden Fall gibt’s noch Luft nach oben“, sagt Patric Weikamp. Eine Chipstüte ist an diesem Tag im Biomüll auszumachen, mehrere Plastikblumentöpfe ebenfalls. Den einstigen Eigentümern war es offensichtlich zu mühsam, Erdreich und Pflanzenreste in die Biotonne zu schütten, und den Topf in die gelbe Tonne. Eine verbeulte braune Biotonne fand sich auch schon einmal in der Abfallmenge. Ob sie den Müllwerkern in den Wagen gerutscht ist? Der riesige weiße Transportsack hat im Biomüll auch nichts zu suchen.
Mit einem Bagger werden die „Störstoffe“ aus dem Bioabfall entfernt
Nein, die Mitarbeiter werden den Sack nicht öffnen und nachschauen, was da über die braune Biotonne entsorgt worden ist. Mit einem Bagger werden die Störstoffe, wie es im Fachjargon heißt, aus dem Abfall entfernt und zum Restmüll gebracht. Kleinere Fremdkörper werden per Hand aussortiert. Immer wieder werden kleine Plastiktüten aus dem Abfall gefischt, in denen die Menschen Kaffeesatz, Kartoffelschalen oder Speisereste gesammelt haben. Statt das Material aber in der Biotonne auszuschütten, wird die Tüte gleich mit entsorgt.
Sobald genügend Material für eine Tour nach Gescher zusammen ist, schaufelt ein Bagger den Biomüll vom Abladeplatz auf den 24-Tonner-Lkw. Wenn der Biomüll längere Zeit an Ort und Stelle lagere, gäre es und es entstünden Rauchschwaden, erklärt Patric Weikamp, warum dem Betrieb daran gelegen ist, das Material schnell wieder loszuwerden. Gerade an heißen Sommertagen entstehen beim Verladen unangenehme Gerüche. Heidelbach hat deshalb in eine Geruchsbekämpfungsmaschine investiert – vergleichbar mit einer Staubkanone bei Abrissarbeiten. Sie ist aber nicht nur mit Wasser gefüllt, sondern mit einem Duftstoff.
Von der Stollenstraße aus geht es für den Biomüll weiter ins Münsterland
Knapp 4000 Tonnen Bioabfälle sammelt die Gladbecker Müllabfuhr jährlich ein. Über die Zwischenstation in der Stollenstraße wird das Material ins Westmünsterland gebracht. Selbst mit den Müllfahrzeugen nach Gescher zu fahren, das würde sich für den ZBG nicht rechnen.
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Zu lange wären die Fahrzeuge auf der Straße, der Fahrzeugpark müsste aufgestockt werden. Die Bioabfallvergärungs- und Kompostierungsanlage verarbeitet den Müll aus den Kreisen Recklinghausen und Borken sowohl zu Kompost als auch zu Strom. Aus den 45.000 Tonnen Bioabfall, die der Kreis Recklinghausen jährlich beisteuert, wurden 16.500 Tonnen Kompost und 3,9 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt. Von dem Kompost konnten in diesem Jahr auch die Gladbecker Gartenbesitzer profitieren: Beim ersten Komposttag im April verschenkte der ZBG das Material. 500 Bürgerinnen und Bürger holten sich Kompost ab.
Was das Gros der Gladbecker Biomülls ausmacht
Der Blick auf den Mischmasch bei Heidelbach an der Stollenstraße verrät übrigens: Nicht die Küchenabfälle machen das Gros des Biomülls in Gladbeck aus, sondern die Überbleibsel aus dem Garten – Rasen- und Heckenschnitt, Äste und Wurzeln. Und im Herbst gesellen sich noch große Mengen von Laub hinzu.
Bleibt die Frage: Was tun daheim im Sommer, um die Goldfliegen gar nicht erst zum Biomüll zu locken?
Der ZBG hat diese Tipps:
- Kaffeefilter, Teebeutel und feuchte Bioabfälle gut abtropfen lassen, bevor sie in die Biotonne kommen
- Küchenabfälle und Speisereste fest in Zeitungspapier einwickeln. Papier bindet Feuchtigkeit und bremst Fäulnisherde
- Die Biotonne mit einer Papiertüte oder alten Zeitungen auskleiden
- Grasschnitt vor dem Einfüllen in die Biotonne anwelken lassen. Noch feuchter Rasenschnitt heizt sich auf und wirkt wie eine luftundurchlässige Schicht.
- Die Biotonne im Schatten aufstellen.
- Den Deckel immer fest geschlossen halten
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