Gladbeck. Eine Studie prüfte die digitale Barrierefreiheit bei Webseiten der Stadt Gladbeck und des Kreises Recklinghausen. Das sagen die Behörden dazu.
Die Internetseiten der Stadt Gladbeck und des Kreises Recklinghausen müssen dringend überarbeitet werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie zur digitalen Barrierefreiheit auf Webseiten von Städten und Kommunen, die von der zur AWO-Ruhr-Lippe-Ems gehörenden DasDies GmbH und des gemeinnützigen Vereins Inclusion Technology Lab durchgeführt wurde. Menschen mit Behinderungen hatten auf Grundlage ihrer Erfahrungen rund 11.000 Internetseiten bewertet. Die Studienresultate sind seit kurzem im ‚Atlas digitale Barrierefreiheit‘ einsehbar.
Anhand dieser fünf Kriterien wurden die Webseiten bewertet:
- Kann man die Schriftgröße auf der Seite ändern?
- Gibt es eine Vorlesefunktion?
- Gibt es ein Angebot in leichter Sprache?
- Wird das Thema Barrierefreiheit auf der Seite erwähnt?
- Kann man in wenigen Minuten erfahren, wo man einen Termin zur Verlängerung seines Personalausweises vereinbaren kann?
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Zudem ordnete ein Computerprogramm die technischen Kriterien der digitalen Barrierefreiheit auf einer Skala zwischen 0 (= niedrig) und 100 (= hoch) ein.
So schneiden Gladbeck und der Kreis Recklinghausen ab
Die Website der Stadt Gladbeck schneidet mit drei von fünf Punkten durchschnittlich ab. Bemängelt wurde von den Testerinnen und Testern die fehlende Vorlesefunktion. Außerdem gebe es kein Angebot, die Seite in leichter Sprache nutzen zu können. Das Computerprogramm ergab ein Ergebnis von 69 Punkten.
Schlecht schneidet der Kreis Recklinghausen ab. Nur eines der fünf Kriterien, die Erwähnung des Themas Barrierefreiheit auf der Seite, wird laut der Studie erfüllt.
Die Ergebnisse aus Gladbeck und dem Kreis Recklinghausen passen in das deutsche Gesamtbild. Lediglich drei Prozent aller Kommunen, darunter etwa die Stadt Essen, konnten alle fünf Kriterien erfüllen. Dagegen liegen sieben Prozent (circa 770 Kommunen!) bei 0 Punkten. Trotz niedriger Erwartungen habe das Studienergebnis die Mitarbeitenden negativ überrascht, wie auf der Website des Atlasses kommuniziert wird.
Gladbeck: Neue Stadtseite soll kommen
David Henning verspricht bei der 13 Jahre alten Website der Stadt Gladbeck baldige Besserung. „Es ist klar, dass wir besser werden können und müssen“, so der Pressesprecher. Die Stadtverwaltung habe sich der Sache schon vor einiger Zeit angenommen und etwa Anpassungen bei Schriftgröße und -kontrast vorgenommen. „Wir sind schließlich dazu verpflichtet.“
Zeitnah soll außerdem eine neue Website an den Start gehen, wie Hennig ankündigt. Das Projekt sei bereits angestoßen, für einen genauen Zeitplan sei es allerdings zu früh. „Für die Seite berücksichtigen wir natürlich die Barrierefreiheit und orientieren uns an den gesetzlichen Vorgaben“, verspricht Henning. Neben der Vorlesefunktion soll es auch ein mehrsprachiges Angebot geben. Laut Henning rücke die Modernisierung der Webseiten vielerorts in den Fokus: „Die Kommunen sind an dem Thema dran.“
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Kritik: Kreis kann nicht alle Kriterien der Studie erfüllen
Auch beim Kreis Recklinghausen besteht Handlungsbedarf. „Die Wertung tut weh“, sagt Sprecherin Lena Heimers. Der Kreis wisse, dass auf der eigenen Website Verbesserungen nötig sind. „Wir sind deshalb bereits in der Planung für eine neue Seite“, so Heimers weiter. Aktuell laufe eine Ausschreibung, um die Programmierung der neuen Website an ein Unternehmen zu vergeben. Einen voraussichtlichen Termin, wann das Projekt abgeschlossen sein wird, gebe es allerdings noch nicht.
Allerdings: Beschwerden von Bürgerinnen oder Bürgern wegen der mangelnden digitalen Barrierefreiheit habe es bislang nicht gegeben, so Heimers. „Außerdem kann der Kreis nicht alle Kriterien der Studie erfüllen“, stellt sie fest. Das stimmt: Für Anliegen zum Personalausweis sind die Städte zuständig, nicht die Kreisverwaltungen. Heimers fügt hinzu: „Die Ansprüche der Barrierefreiheit haben sich zudem in den vergangenen Jahren verändert.“ Als die Kreis-Website an den Start ging, sei sie wahrscheinlich auf dem damaligen Stand der digitalen Barrierefreiheit gewesen.
Initiatoren setzen sich auch in Zukunft für digitale Barrierefreiheit ein
Die Initiatoren der Studie möchten sich übrigens auch in Zukunft für die Barrierefreiheit einsetzen. „Wir wollen erreichen, dass alle Menschen in Deutschland einen digitalen Zugang zu kommunalen Dienstleistungen haben können“, machen sie im Atlas deutlich. Kommunen seien für Menschen mit Behinderungen erste Anlaufstelle für staatliche Leistungen. „Wenn hier bereits die erste Tür nicht geöffnet werden kann, dann bleiben Menschen mit Behinderungen ausgeschlossen“, heißt es außerdem.
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