Gladbeck. Allgemeiner Fachkräftemangel und auch noch Babyboomer. Die Stadtverwaltung Gladbeck kämpft um Fachkräfte. Was heißt das für die Bürger?
Fachkräftemangel in vielen Branchen; Abitur mit anschließendem Studium statt einer betrieblichen Ausbildung, so dass beispielsweise im Handwerk Stellen unbesetzt bleiben. Und obendrein empfehlen sich demnächst die geburtenstarken Jahrgänge – auch „Babyboomer“ genannt – in den Ruhestand. Folge: In ohnehin schon dünne, auf Kante genähte Personaldecken werden neue Löcher gerissen. Die Probleme, die aus diesen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt resultieren, lassen auch die Stadtverwaltung Gladbeck nicht unberührt. Muss die Bürgerschaft etwa zukünftig bei Leistungen und Service Abstriche machen? Ganz einfach, weil schlichtweg Beschäftigte fehlen? Personalamtsleiter Berthold Barheier blickt auf Gegenwart und Zukunft, sagt, wo es personell eng wird.
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1000 Menschen – das Gros machen Frauen mit 62 Prozent (Stand Ende 2020/21) aus – arbeiten in der Stadtverwaltung, inklusive Feuerwehr. Zeitverträge und Minijobs rausgerechnet. Ebenfalls nicht berücksichtigt ist in der genannten Gesamtzahl der Zentrale Betriebshof Gladbeck (ZBG). Barheier sagt über die aktuelle Altersstruktur der Belegschaft: „Etwa 150 Beschäftigte sind älter als 60 Jahre, 55 Prozent unter 50. Der Altersdurchschnitt liegt bei 45 Jahren, einschließlich der Feuerwehr.“ Betrachte man Letztere gesondert, lasse sich für den gehobenen Dienst ein Durchschnittswert von 48 Jahren im gehobenen Dienst und von 37 Jahren im technischen Dienst ermitteln.
Das personelle Ausscheiden in der Stadtverwaltung Gladbeck betrifft einige Bereiche besonders stark
Das klingt ja eigentlich gar nicht so dramatisch. Aber Barheier räumt ein: „Personelle Engpässe, dieses Thema habe ich vor wenigen Jahren noch sehr entspannt gesehen.“ Dann der Zusatz: „In den vergangenen drei, vier Jahren hat sich die Lage deutlich gewandelt.“
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Und das liegt auch an den geburtenstarken Jahrgängen 1957 bis 1963, ‘64. Das reguläre Renteneintrittsalter von 67 Jahren gilt für alle Versicherten, die ab 1964 geboren sind. Wer früher in den Ruhestand eintreten will, so Barheier, muss Abschläge in Kauf nehmen. Er stellt fest: „Von unseren 1000 Beschäftigten werden 108 der Jahrgänge 1957 bis 1961 regulär in den Jahren 2023 bis 2027 ausscheiden.“ Bei dieser Kalkulation seien Feuerwehrleute inbegriffen. „Sie können jedoch schon mit Vollendung des 60. Lebensjahres aufhören“, ergänzt der Personalamtschef.
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Auffällig findet er: „Von den genannten 108 Beschäftigten entfallen 25 Prozent auf Feuerwehr und Kindertagesstätten.“ Und den zweitgenannten Bereich sieht er durchaus in einer problematischen personellen Situation, sind dort doch schon jetzt Fachkräfte Mangelware. Und auch für den technischen Sektor, beispielsweise im Ingenieurwesen, schauen die Aussichten nicht rosig aus: „Da sind wir auf den Arbeitsmarkt angewiesen, weil wir nicht selber ausbilden.“ Einen Weg, den gerade zwei Kolleginnen gingen: Teilzeitarbeit gekoppelt mit Studium.
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Eine Brücke, um Kräfte in der Stadtverwaltung Gladbeck zu halten. Dieses Bemühen erstreckt sich, so Berthold Barheier, ebenfalls auf die städtischen Kindertageseinrichtungen: „Wir versuchen, möglichst früh anzusetzen, zum Beispiel durch Schulpraktika, um potenzielles Personal an uns zu binden. Ein anderer Weg ist die duale praxisintegrierte Ausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher, kurz PiA. Im vorletzten Jahr hatten wir fünf Auszubildende. Das wollen wir weitervorantreiben. Immer vier Auszubildende pro Jahr.“ Hinzu kommen Nachwuchskräfte über den klassischen Weg: „Wir haben aktuell zum Beispiel acht Erzieherinnen im Anerkennungsjahr.“ Gar nicht so schlecht, möchte man meinen, doch Barheier sagt: „Wir hätten gerne mehr.“
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Die Stadtverwaltung bilde über Bedarf aus, die meisten erfolgreichen Azubis würden unbefristet übernommen. „Die anderen haben perspektivisch eine Chance auf eine Stelle.“
Verstärkung für die Feuerwehr
Der Feuerwehr Gladbeck gehören derzeit 250 Einsatzkräfte an – sowohl haupt- wie auch ehrenamtliche. Sie rücken zu mehr als 15.000 Einsätzen im Jahr aus. Dabei handelt es sich nicht nur um die Brandbekämpfung, sondern auch um medizinische Notfälle und technische Hilfeleistungen.
Drei Standorte haben die Gladbecker Wehrleute: die Feuer- und Rettungswache an der Wilhelmstraße, das Gerätehaus an der Berliner Straße im Norden der Stadt und einen Sitz an der Welheimer Straße im Süden. Aktuell, so Personalamtsleiter Berthold Barheier, sind zehn Brandmeister-Stellen ausgeschrieben.
In den technischen Berufen muss die Stadtverwaltung mit der freien Wirtschaft um Personal buhlen. Unternehmen „zahlen besser, weil sie nicht wie wir tarifgebunden sind“, gibt Barheier frank und frei zu. Er sieht jedoch durchaus eigene Chancen im Wettrennen mit der Konkurrenz. „Für uns sind sichere, unbefristete Stellen ein Pluspunkt. Am ersten eines Monats ist immer das Gehalt auf dem Konto.“ Das unterscheide einen Verwaltungsjob von der freien Wirtschaft, in der es auch zu Kurzarbeit und Kündigungen kommen könne. „Unser vorrangiges Ziel heißt: unbefristete Stellen.“
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Damit nicht genug. Die Stadtverwaltung verspricht weitere Vorzüge, um Interessenten zu locken: flexible Arbeitszeiten und nach Möglichkeit Homeoffice, damit Familie und Beruf unter einen Hut passen; betriebliche Altersversorgung, tarifliche Sonderzahlungen (zum Beispiel Weihnachtsgeld) und leistungsorientierte Bezahlungen, finanzielle Unterstützung bei der Anschaffung eines Fahrrads oder E-Bikes, in Kooperation mit der Volkshochschule Angebote wie Rückenschule.
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Im Gegensatz zu genannten Bereichen „ist die Feuerwehr immer noch ein beliebtes Berufsfeld“. Barheier erzählt: „Für den Ausbildungsjahrgang ab April 2022 haben wir aus 225 Bewerbungen sieben genommen, darunter eine Frau.“ Und die nächsten Ausschreibungen laufen...
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