Gladbeck. Coronafälle und Ferienzeit dünnen Personal in Unternehmen und Behörden aus. Die Stadt Gladbeck und der Kreis Recklinghausen berichten.

Züge stehen still; Führerscheinanwärter warten vergebens auf Termine, um ihre Prüfung ablegen zu dürfen; selbst bei Feuerwehren wird es eng, und in manchen Behörden landauf, landab ist die Zahl der Beschäftigten so ausgedünnt, dass der Betrieb – zum Ärger der Bevölkerung – eingeschränkt ist oder der Service sogar ausfällt. Corona-Infektionen und die Urlaubszeit verschärfen derzeit den allgemeinen Personalmangel. So sieht die Lage bei den Verwaltungen der Stadt Gladbeck und beim Kreis Recklinghausen aktuell aus.

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„Intern steht es bei uns Spitz auf Knopf, aber wir haben in den öffentlichkeitswirksamen Bereichen keine Beeinträchtigungen“, meldet Christiane Schmidt. Die Feuerwehr ist laut Rathaussprecherin „gut in diesem Jahr besetzt“. Bei insgesamt 1400 städtischen Beschäftigten gebe es derzeit gerade einmal 15 Coronafälle. Eine überschaubare Zahl. Vor allem, weil die Belegschaften von Feuerwehr und Zentralem Betriebshof Gladbeck (ZBG) bereits in der genannten Bilanz berücksichtigt sind.

Corona-Schutzvorkehrungen zahlen sich aus

Was die Personaldecke in diesen Wochen obendrein schmälert: die Ferienzeit. Christiane Schmidt: „Schätzungsweise ist etwa ein Drittel bis ein Viertel der Kollegen im Urlaub.“

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Was maßgeblich dazu geführt habe, dass der Betrieb momentan ziemlich glatt läuft, sei die Möglichkeit zum Homeoffice. Schmidt berichtet: „Vor Ausbruch der Corona-Pandemie hatten wir in der Verwaltung fünf Telearbeitsplätze, wie es damals noch hieß. Inzwischen arbeiten 250 Kolleginnen und Kollegen im Homeoffice.“ Die Arbeit von zuhause aus werde jedoch in unterschiedlichem Umfang genutzt. Die Spanne reiche von einem halben Tag bis zu fünf Tagen pro Woche. Nicht zu vergessen sei, dass etliche Beschäftigte die Option Homeoffice nicht haben, beispielsweise in den Kindergärten und im Bürgeramt.

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Die Corona-Schutzmaßnahmen dürften dazu betragen, dass sich die Infektionen im Rathaus in Grenzen halten. Christiane Schmidt meint: „Wir haben stark für die Impfangebote geworben. Etwa 99 Prozent der Verwaltungsmitarbeiter sind geimpft.“ Eine Maskenpflicht bestehe im Rathaus nicht mehr, aber „wir bieten einmal wöchentlich einen kostenlosen Test an“.

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Wer sich mit dem Coronavirus infiziert hat, muss mindestens fünf Tage in Isolation. „Danach kann er sich freitesten. Infizierte dürfen nur mit einem negativen Test an den Arbeitsplatz zurückkehren“, unterstreicht Christiane Schmidt. Zu einer personellen Entspannung trage sicherlich auch bei: „Diejenigen, denen es in der Quarantäne gut geht, dürfen auch arbeiten“ – eben im Homeoffice.

Die Stadtverwaltung Gladbeck und die Kreisverwaltung Recklinghausen bieten ihren Beschäftigten nach Möglichkeit Homeoffice an.
Die Stadtverwaltung Gladbeck und die Kreisverwaltung Recklinghausen bieten ihren Beschäftigten nach Möglichkeit Homeoffice an. © epd | Jens Schulze

So verhältnismäßig entspannt die Situation in der Stadtverwaltung ist, so überzeugt ist Christiane Schmidt davon, dass sich die Lage schnell ändern kann. Die Sprecherin geht davon aus: Die Zahl der Coronafälle werde steigen, und zwar nach den Sommerferien. Reiserückkehrer haben oft das Virus im Gepäck, das sei eine Erfahrung aus dem vorigen Jahr.

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Lena Heimers stellt für die Kreisverwaltung Recklinghausen ebenfalls fest: „Wir haben hier relativ wenig Coronafälle, eine niedrige zweistellige Zahl bei insgesamt zwischen 2000 und 2500 Mitarbeitern.“ Die Sprecherin erinnert sich: „Es gab Zeiten, da hatten wir mehr als 50 Fälle gleichzeitig. Das war für die Kollegen schwierig.“ Im Moment ist die Lage nach Heimers’ Aussage „noch stemmbar“.

Lena Heimers, Sprecherin in der Kreisverwaltung Recklinghausen, sieht derzeit keine Einbußen für die Bürger.
Lena Heimers, Sprecherin in der Kreisverwaltung Recklinghausen, sieht derzeit keine Einbußen für die Bürger. © Kreis Recklinghausen

Ausfälle bei Leistungen der Kreisverwaltung, beispielsweise im Straßenverkehrsamt, seien nicht zu verzeichnen. „Es kann höchstens sein, dass man längere Wartezeiten hat“, so Lena Heimers.

Sie kann sich – wie ihre Kollegin Schmidt im Gladbecker Rathaus – vorstellen, dass die niedrige Coronafallzahl auf Schutzmaßnahmen zurückgeht. „Wir haben immer noch Maskenpflicht in allen öffentlichen Einrichtungen“, sagt Heimers.

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Ebenfalls positiv wirke sich Homeoffice aus: Fast 50 Prozent der Beschäftigten in der Kreisverwaltung haben dazu die Chance, je nach Tätigkeitsfeld und in Absprache mit den Vorgesetzten. Lena Heimers erklärt: „Wir gehen sehr großzügig mit der Regelung um. Die Ausstattung ist vorhanden. Wer in Quarantäne ist, kann zuhause arbeiten.“ Aber auch in der Kreisverwaltung können nicht alle Beschäftigten diesen Weg nutzen: „Zum Beispiel sind Kollegen im Gartenbau, Straßenwärter und Reinigungskräfte wegen ihrer Tätigkeit ausgenommen.“

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