Bochum-Innenstadt. Alles war vorbereitet für den Tag, da kam die Ansage: Alle Buden bleiben dicht! So reagieren Weihnachtsmarkt-Händler und Kunden in Bochum.

Die Holzläden sind heruntergeklappt, alle Buden dicht, Flatterband sperrt den Zugang zur Theke in der „Glühweingasse“: Wer am Dienstagmittag durch die Bochumer Innenstadt läuft, sieht viel Leere und ratlose Gesichter. Nach Sabotage an mehr als 70 Anti-Terrorsperren an den Zugängen zum Gelände bleibt der Weihnachtsmarkt mindestens an diesem Tag geschlossen.

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Während sich so mancher Passant wundert, stehen vor allem die Mitarbeitenden der Essens-Stände vor einem Problem: Als die Nachricht von der Schließung am späten Vormittag die Runde macht, sind viele von ihnen bereits seit Stunden in ihren Buden, bereiten den Tag vor. Mancherorts sind sogar schon die ersten Crêpes über die Theke gegangen.

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Betreiberin von Dönninghaus-Stand „komplett enttäuscht“

„Wir hatten gerade alles für den Tag vorbereitet, waren bereit zum Start, dann kam die Ansage: zumachen!“, erzählt Uli Wetzel. Gemeinsam mit ihrem Mann Peter betreibt sie seit vielen Jahren den Dönninghaus-Stand am Kuhhirten. Dass „irgendwas passiert ist“, habe sie schon beim Anliefern am Morgen um 8 Uhr mitbekommen. Die Info, dass der Markt mindestens am Dienstag geschlossen bleibe, sei indes erst um 11 Uhr gekommen. „Komplett enttäuscht“ sei sie, sagt Wetzel. „Jetzt sitzen wir hier...“

Rund 300 Brötchen muss sie entsorgen, die Würstchen hielten sich glücklicherweise gut gekühlt einige Tage. Der Verdienstausfall, der schmerze jedoch. „Jeder einzelne Tag beim Weihnachtsmarkt ist wichtig“, sagt Uli Wetzel. Die Kosten im Vorfeld seien hoch, in diesem Jahr hätten einige Regentage das Geschäft schon erschwert. Irgendwann fange man dann an, zu rechnen.

Uli Wetzel

„Jeder einzelne Tag beim Weihnachtsmarkt ist wichtig.“

Uli Wetzel betreibt einen Dönninghaus-Stand am Boulevard

Wirt der Bochumer „Glühweingasse“ zur Absage: „Jeder Tag zählt“

„Wir haben 35 Tage Zeit, um Geld zu verdienen“, sagt Oskar Steinmeister, der die „Glühweingasse“ zwischen C&A und Kortumhaus betreibt. „Jeder Tag zählt“, betont auch er. Sein Team habe zahlreiche Reservierungen für den Dienstag in den Zelten canceln müssen. Der wirtschaftliche Schaden sei enorm, „eine Katastrophe“.

Auch Daniel Kroynowski, der mit seiner „Reisenden Küche“ am Boulevard steht, hätte sich einiges von diesem Dienstag versprochen. „Trockenes Wetter, angenehme Kälte – ich hätte gedacht, dass heute gut zu tun gewesen wäre.“ Seine Frau Hanna sei am Vormittag bereits im Stand gewesen, als die Kollegen von nebenan herüberkamen und Bescheid gaben. „Was sollen wir machen?!“, fragt Kroynowski. Die Entscheidung liege ja nicht in seiner Hand.

So berichten wir über den Weihnachtsmarkt in Bochum:

Paar ist vergebens nach Bochum gekommen

Wer sich umhört auf dem Markt, spürt viel Frust, aber auch Verständnis. Sicherheit gehe vor. „Schade, aber wichtig“ sei die Absage, sagt Elvira Rühlemann, die am Stand der Gesellschaft Bochum-Donezk zusammenpackt. Man wisse ja nicht, was hinter der Tat stecke. Dazu laufen die Ermittlungen der Polizei. Bochum Marketing ist unterdessen bemüht, schnellstmöglich Ersatz für die zerstörten Container zu beschaffen.

Weihnachtsmarkt Bochum nach Vandalismus geschlossen
Mit Flatterband sind die Theken in der „Glühweingasse“ abgesperrt. Wirtschaftlich sei so ein kompletter Tag Verdienstausfall „eine Katastrophe“, sagt Betreiber Oskar Steinmeister. © WAZ Bochum | Sarah Kähler

Besucher sind ebenfalls betroffen. Ein Paar erzählt frustriert, dass es aus Gevelsberg angereist sei, um jetzt „bestürzt“ zu hören, dass der Weihnachtsmarkt heute geschlossen bleibt. Die Passanten zeigen vor allem aber Mitleid für die Standbetreiber, die ohne Verdienst nach Hause gehen müssen.

Karin ist am frühen Nachmittag mit ihren Mädels zu Besuch in der Innenstadt. „Schade“ sei die Absage, finden die Freundinnen, die rätseln: Wieso muss man so etwas machen und damit so vielen den Tag vermiesen? Sie „könnte dem eine ‘reinhauen“, sagt sie flapsig. Trotz der Schließung versuchen die vier trotzdem, ihren Tag in der heute nicht ganz so weihnachtlichen Bochumer Innenstadt zu genießen und vielleicht doch noch „irgendwo einen Glühwein zu trinken“.

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