Bochum-Wattenscheid. Streit um die Sitze im Lohrheidestadion, Demontage des Bezirksbürgermeisters: In der SPD Bochum-Wattenscheid rumort es. Das soll sich ändern.

Die parteiinternen Querelen um die Abwahl von Bezirksbürgermeister Hans-Peter Herzog wirken bei der SPD in Bochum-Wattenscheid immer noch nach. Keine Frage, das Ansehen der Sozialdemokraten hat in den vergangenen Monaten Schaden genommen. Das räumt auch der neue Vorsitzende des SPD-Stadtbezirks, Moritz Dünzer, ein. Doch verfolgt er einen klaren Plan, wie das Image seiner Partei wieder aufpoliert werden kann.

Wie schafft die SPD Wattenscheid den Neustart, Herr Dünzer?

Moritz Dünzer ist neuer Vorsitzender der SPD in Bochum-Wattenscheid.
Moritz Dünzer ist neuer Vorsitzender der SPD in Bochum-Wattenscheid. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Seit drei Monaten ist der 27-jährige Sozialarbeiter aus Höntrop im Amt. Gewählt inmitten der Krise der SPD Wattenscheid, die mit der Diskussion um die Farbe der Sitze im Lohrheidestadion begann, zum Aus für den Bezirksbürgermeister führte, die CDU als Nutznießer sah (Marc Westerhoff sitzt der Bezirksvertretung nun vor) und aktuell in dem fraktionsinternen Machtkampf von Wolfgang Rohmann und Hans-Peter Herzog gipfelt. „Reiner Zufall“, sagt Dünzer. „Die Wahl stand turnusmäßig an.“

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Aber einen passenderen Zeitpunkt für einen Wechsel kann es wohl nicht geben. „Mit mir soll es einen Neustart geben“, formuliert Moritz Dünzer das Hauptziel selbstbewusst. Doch das gehe nicht, ohne zuvor reinen Tisch gemacht zu haben. Schon vor dem Zoff in der Bezirksvertretung habe es bei der SPD in Wattenscheid Probleme gegeben. „Es gab vereinzelt Lagerbildungen.“

„Wir dürfen nicht vergessen, dass Hans-Peter Herzog sein Interesse offen und ehrlich ausgesprochen hat.“

Moritz Dünzer, neuer Vorsitzender des SPD-Stadtbezirks Wattenscheid, zu der Absicht des früheren Bezirksbürgermeisters, den Fraktionsvorsitz der SPD in der Bezirksvertretung übernehmen zu wollen

Damit soll jetzt Schluss sein. Bei der nächsten Vorstandssitzung wolle er „alles noch einmal aufarbeiten, Unklarheiten und Missverständnisse ausräumen und einen Schlussstrich ziehen“. Daran sollen laut Dünzer auch alle Ortsvereins-Vorsitzenden der SPD in Wattenscheid und die Bezirksvertreter beteiligt werden.

Neuer Wattenscheider SPD-Vorsitzender hält Schaden der SPD für „kompensierbar“

Dass Herzog Ambitionen hat, Wolfgang Rohmann den Fraktionsvorsitz streitig zu machen, findet Dünzer derweil nicht problematisch. „Wir dürfen nicht vergessen, dass Hans-Peter Herzog sein Interesse offen und ehrlich ausgesprochen hat. Das ist seine Entscheidung, er hat sein Angebot gemacht, ist in die Verhandlungen eingestiegen.“ Wie sich die SPD personell und inhaltlich für die Kommunalwahl in einem Jahr aufstellen wird, werde im nächsten Step überlegt. „Das möchte ich dann in einem breiten Prozess entscheiden.“

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Danach werde dann auch Ruhe einkehren. „Das ist mein Anspruch, damit wir uns wieder vollends auf die inhaltliche Arbeit für Wattenscheid konzentrieren können.“ Einen Schaden habe seine Partei zwar zweifelsohne davongetragen, räumt Dünzer ein. „Doch dieser ist kompensierbar.“ Ihm sei bewusst, dass die SPD in Wattenscheid nun unter Beobachtung stehe.

SPD in Bochum-Wattenscheid will mehr „glaubhafte Angebote“ machen

Umso wichtiger sei es deshalb, gemeinsam eine einheitliche Linie zu formulieren. „Wir müssen den Menschen hier jetzt glaubhafte Angebote machen, mehr vor Ort sein, etwa bei Stadtfesten.“ Auch Info-Stände solle es nicht nur vor der Wahl geben. Mehr Netzwerkpflege wolle man künftig betreiben, in allen gesellschaftlichen Bereichen Wattenscheids. Auch den Social-Media-Auftritt will Dünzer einheitlicher gestalten.

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Seinen inhaltlichen Schwerpunkt sieht Dünzer dabei beim Thema Sozialpolitik. „Gerade die Jugendpolitik ist für mich extrem wichtig. In Wattenscheid soll es attraktive Angebote für alle Generationen geben, damit alle Wattenscheider am öffentlichen Leben teilhaben können.“ Des Weiteren geht es ihm um eine gute Gesundheitsversorgung, bezahlbaren Wohnraum und Housing First als Konzept gegen Wohnungslosigkeit.

„Wir haben extrem viel zu arbeiten.“

Moritz Dünzer, neuer Vorsitzender des SPD-Stadtbezirks Wattenscheid

Intern sollen die persönlichen Stärken und Interessen der Parteimitlieder mehr gefördert werden. „Wir müssen unsere Leute aufbauen“, findet Moritz Dünzer. „Auch und gerade da, wo wir bislang wenig sichtbar sind.“ Dass man sich zu Versammlungen ab und an in Kneipen treffe, sei nicht verkehrt. „Wir sind ja eine Volkspartei. Aber da müssen wir auch andere Orte finden, um mehr Zielgruppen anzusprechen.“

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Dünzer ist sich bewusst: „Wir haben extrem viel zu arbeiten.“ Aber er ist guter Dinge, zusammen mit seinen Stellvertretern Lars Nienke und Deborah Steffens die SPD wieder auf Kurs zu bringen. Als persönlichen Vorteil sieht er, frisch ins Amt gewählt worden zu sein. „Ich bin unvoreingenommen und nicht vorbelastet.“ Nun gelte es, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. An Wattenscheider, die unzufrieden mit der SPD oder der Politik allgemein sind, hat er eine Bitte: „Tretet in eine Partei ein und engagiert euch.“ Mitzumachen sei das beste Mittel gegen Unzufriedenheit.