Bochum-Wattenscheid. Marc Westerhoff ist neuer Bezirksbürgermeister von Bochum-Wattenscheid. Eine Wahl mit Beigeschmack. Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus.

Die CDU stellt nach vielen Jahren wieder den Bezirksbürgermeister von Bochum-Wattenscheid. Marc Westerhoff hat sich am Mittwoch, 26. Juni, knapp gegen seinen Kontrahenten von der SPD, Wolfgang Rohmann, durchgesetzt. 9:8 hieß es am Ende. Deutlich klarer verlief zuvor die Abwahl von Amtsinhaber Hans-Peter Herzog. Mit 15:2 Stimmen wurde der in Ungnade gefallene SPD-Mann abgesetzt.

Wahl mit Geschmäckle in Bochum-Wattenscheid: CDU stellt neuen Bezirksbürgermeister

Westerhoffs Wahl hat Geschmäckle. Möglich, dass er von Lars Schmidt (Bündnis Deutschland) die entscheidende Stimme bekommen hat. Schmidt war mit einigen anderen aus der AfD ausgetreten und hatte sich dem Bündnis Deutschland angeschlossen. Einen Tag vor der Bezirksvertretungssitzung hatten die Grünen für viele überraschend angekündigt, Westerhoff zu unterstützen. Gemeinsam mit der CDU kommt man auf acht Stimmen. Dem gegenüber standen die acht Stimmen von SPD und UWG:Freie Bürger, die für Rohmann votieren wollten.

Wolfgang Rohmann hatte im Vorfeld kategorisch ausgeschlossen, die Wahl bei einem Stimmenverhältnis von 9:8 anzunehmen. Westerhoff sah da keine Probleme. Auch nach Bekanntwerden des Ergebnisses nicht. „Ja, ich nehme die Wahl an“, sagt er am Mittwoch um kurz vor Fünf. Er fühle sich wohl mit der Entscheidung, bekräftigt Westerhoff kurz darauf in einer Sitzungspause der WAZ gegenüber. Er sei sich „nicht sicher“, ob er mit der Stimme des Vertreters von Bündnis Deutschland gewählt worden sei.

„Ich habe im Vorfeld viele Gespräche geführt. Vielleicht haben die ja Früchte getragen, sodass es bei der Wahl Abweichler aus den anderen Lagern gab.“

Marc Westerhoff (CDU), neuer Bezirksbürgermeister von Bochum-Wattenscheid

„Ich habe im Vorfeld viele Gespräche geführt. Vielleicht haben die ja Früchte getragen, sodass es bei der Wahl Abweichler aus den anderen Lagern gab.“ Doch auch Westerhoff ist klar, dass bei diesem Wahlverlauf ein fader Beigeschmack bleibt. Er sei im Vorfeld auch „mit Bauch- und Kopfschmerzen ins Bett gegangen“. Doch man dürfe eine einzelne Stimme auch nicht über die der anderen stellen.

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Dass das politische Miteinander innerhalb der Bezirksvertretung Wattenscheid jetzt schwierig werden könnte, ist Westerhoff bewusst. „Doch man muss so eine Wahl auch wegstecken. Wir wollen jetzt wieder Politik machen und uns nicht gegenseitig im Weg stehen, wenn es um Wattenscheid geht.“ Er wolle jetzt vor allem versuchen, wieder Ruhe reinzubringen.

„Ich bin erschüttert, dass die CDU und insbesondere die Grünen mit dem rechten Lager paktiert haben.“

Wolfgang Rohmann (SPD)

Das dürfte vorerst jedoch schwierig werden. Wolfgang Rohmann, der SPD-Fraktionsvorsitzende, zeigt sich jedenfalls „erschüttert, dass die CDU und insbesondere die Grünen mit dem rechten Lager paktiert haben“. Rohmann zeigt sich am Rande der Sitzung sichtlich angefasst. „Das widerspricht allem, was in Bochum hinsichtlich der Brandmauer gegen Rechts innerhalb der demokratischen Parteien besprochen wurde.“ In Wattenscheid seien damit „unausgesprochene Regeln gebrochen worden“. Das werde ganz sicher „Auswirkungen auf die weitere Zusammenarbeit“.

Die Fraktion der Grünen in der Bezirksvertretung Bochum-Wattenscheid, (von links)  Sonja Lohf, Oliver Buchmann und Ronja Buschmann, hatte vor Beginn der Sitzung CDU-Mann Westerhoff ihre Stimmen zugesichert.
Die Fraktion der Grünen in der Bezirksvertretung Bochum-Wattenscheid, (von links) Sonja Lohf, Oliver Buchmann und Ronja Buschmann, hatte vor Beginn der Sitzung CDU-Mann Westerhoff ihre Stimmen zugesichert. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Für ihn sei das Verhalten von Westerhoff, aber auch das der Grünen, „schwer zu verstehen“, sagt Rohmann. „Aber vielleicht bricht jetzt auch einfach eine neue Zeit an.“ Den Grünen hält er vor, zwei Tage vor der Neuwahl die SPD gewarnt zu haben, sich ja nicht mit einer Stimme aus dem rechts-konservativen Lager wählen zu lassen, nur um kurz darauf billigend in Kauf zu nehmen, dass dies mit ihrer Unterstützung auf der anderen Seite passiert.

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Dass man als Grüner eigentlich anders denkt, beweist kurze Zeit später Oliver Buschmann. Bei der Wahl zum ersten stellvertretenden Bürgermeister ging er gegen Rohmann ebenfalls mit 9:8 Stimmen als Sieger hervor, nahm die Wahl aber unter großem Applaus nicht an. Dass dieses unterschiedliche Handeln schwer zu vermitteln sei, räumt Buschmann ein. „Da kann ich nicht widersprechen.“.

„Wir halten Marc Westerhoff für den geeigneteren Kandidaten, um wieder Ruhe reinzubringen.“

Oliver Buschmann (Grüne)

Er habe es vorab für sich so entschieden, die Wahl abzulehnen, sollte er offensichtlich mit der Stimme von Lars Schmidt gewählt werden. Dass er zuvor gemeinsam mit seinen beiden Mitstreiterinnen der Grünen-Fraktion dem CDU-Kandidaten ermöglicht hat, anders zu entscheiden, ist Buschmann bewusst. „Wir hatten das im Vorfeld so besprochen. Wir halten Marc Westerhoff für den geeigneteren Kandidaten, um wieder Ruhe reinzubringen. Aber klar, wir hätten uns auch ein klareres Abstimmungsverhalten gewünscht.“

Abwahl des Bezirksbürgermeisters gerät in Bochum-Wattenscheid zum Randaspekt

Glücklich ist Buschmann mit der Entwicklung nicht. Auch er räumt ein, dass das Ganze „weitreichende Konsequenzen haben kann“. Man werde darüber reden müssen, „vor allem über den Umgang mit Rechts“. Seine Partei werde wohl noch am selben Abend damit beginnen, mutmaßt er. Der Frage, ob er von Westerhoff erwartet habe, die Wahl bei diesem Ergebnis auszuschlagen, weicht Buschmann aus: „Ich hätte sie jedenfalls nicht angenommen.“

Ärger ums Lohrheidestadion - so haben wir berichtet:

Bei derart viel Brisanz geriet der Anlass für die Neuwahl des Bezirksbürgermeisters zum Randaspekt. Der bisherige Amtsinhaber Hans-Peter Herzog (SPD) war durch Äußerungen in der Debatte um die Farbe der Sitze im Lohrheidestadion in Ungnade gefallen. In einem WAZ-Interview hatte er gesagt, er könne den ganzen Wirbel nicht verstehen. Mit dieser Meinung stand er innerhalb der Bezirksvertretung ziemlich allein. Viele Politiker des Gremiums sprachen anschließend von Vertrauensverlust und brachten, initiiert von der SPD, einen Abwahlantrag auf den Weg.

Seine Abwahl mit 15:2 Stimmen bekam Herzog nicht mit. Er blieb der Sitzung am Mittwoch fern. Zuvor hatte er bereits angekündigt, auch sein Mandat innerhalb der SPD-Fraktion abgeben zu wollen.