Bochum. Thyssenkrupp streicht deutschlandweit 11.000 Jobs. Auch die Bochumer Werke sind betroffen. Eines könnte früher schließen als ohnehin geplant.

Die Sparpläne von Stahlkonzern Thyssenkrupp treffen auch Bochum. Am Montag war bekannt geworden, dass das Unternehmen rund 11.000 Arbeitsplätze einsparen möchte. Jetzt ist gewiss: Auch die Werke an der Essener Straße und an der Castroper Straße in Bochum sind von den Maßnahmen betroffen.

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Klar ist längst, dass der gesamte Standort an der Castroper Straße 2030 dichtgemacht wird. „Dafür gibt es einen Schließungsbeschluss. Und genau der soll nicht gehalten werden“, sagt Dirk Stahlschmidt, Betriebsratsvorsitzender am Standort. Das sei am Montagabend herauszuhören gewesen, als der Vorstand die Betriebsräte aller Standorte über die Konzern-Pläne unterrichtet habe. „Man will offenbar an die Tarifverträge ran, die das regeln; inklusive Interessenausgleich.“ Genauere Informationen dazu gebe es aber nicht. Das ändere sich unter Umständen bis zur ohnehin angesetzten Belegschaftsversammlung in einer Woche im Ruhrcongress.

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Konkreter sind die Pläne für die Essener Straße. Dort steht der Fortbestand von zwei Anlagen auf der Kippe: die Tandemstraße und die Beize 2. Die beiden jetzt gefährdeten Anlagen standen in der Vergangenheit schon einmal zur Diskussion. Etwa 300 Arbeitsplätze hängen direkt daran. Sie sind Teil des Abbaus von insgesamt 5000 Stellen der Stammbelegschaft im ganzen Konzern.

Alle Dienstleistungen bei Thyssenkrupp sollen ausgelagert werden

Weitere 6000 Stellen will Thyssenkrupp auslagern; davon etwa 200 an der Essener Straße. „Das betrifft alles, was nicht zur Produktion gehört“, sagt Engin Karakurt, Betriebsratsvorsitzender bei Thyssenkrupp Steel Europe an der Essener Straße – unter anderem der Werksschutz, aber auch das große Lager an der Alleestraße. „Alles soll in die Hände von Dienstleistern gehen. Dafür werden Partner gesucht.“

ThyssenKrupp: Betriebsrat informiert Beschäftige, 300 Stellen sind in Bochum gefährdet.
Gebannt hören die Stahlarbeiter zu, welche Pläne Thyssenkrupp offenbar in Bochum verfolgt. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Der Betriebsrat hat am Dienstagmittag der Belegschaft in einer eiligst anberaumten Informationsveranstaltung die Pläne der Konzernleitung mitgeteilt, nachdem die drei Konzernvorstände am Abend zuvor dem Gesamtbetriebsrat Eckpunkte vorgestellt hatte. Mehrere Hundert Bochumer Beschäftigte haben diese Pläne mit lautstarken Protesten quittiert. Von der „Gefährdung des sozialen Friedens“ und vom Kampf für den „Erhalt der deutschen Stahlindustrie“ ist auf Plakaten zu lesen, die die Stahlarbeiter bei der Versammlung nahe dem Tor Süd hochhalten.

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Geschlossen wird in Bochum Ende 2025 ohnehin die „Warmband-3-Anlage mit knapp 600 Kollegen“, so Betriebsrats-Chef Karakurt. „Jetzt könnten noch einmal 500 weitere Beschäftigte betroffen sein. Und dagegen werden wir uns wehren und hoffen auf die Unterstützung der Gewerkschaft, der Politik und von allen, die Rang und Namen in der Region haben.“

Einer von ihnen ist Serdar Yüksel, der am Dienstagmittag zur Belegschaft gesprochen hat. „Dieser Kahlschlag ist ein Schlag ins Gesicht der Kolleginnen und Kollegen und ihrer Familien“, so Bochums SPD-Chef. Er verspricht: „Das Management kann sich sicher sein, dass wir diese Nachricht nicht kampflos hinnehmen werden.“ Er schäme sich für viele Politikerinnen und Politiker, „die das jetzige Debakel mitzuverantworten haben“.

VfL Bochum erklärt sich solidarisch

Flagge zeigen will auf jeden Fall der VfL Bochum. Nach Auskunft des Bochumer TK-Betriebsrats wollen die VfL-Legenden am Donnerstag, 5. Dezember, um 12 Uhr am Werkstor Süd an der Essener Straße ihre Solidarität mit der Thyssenkrupp-Belegschaft demonstrieren. Zwei Tage später, am 7. Dezember, werden Betriebsräte und Beschäftige von Thyssenkrupp Steel Europe vor dem Bundesligaspiel des VfL gegen Werder Bremen im Stadion ein Banner ausrollen.

Empört äußert sich derweil Ulrike Hölter, die Erste Bevollmächtigte der IG Metall Mittleres Ruhrgebiet, über die jüngsten Konzernpläne. „Ich bin echt sauer. Es ist doch die Industrie gewesen, die Deutschland den Wohlstand gebracht hat“. Werde es schwierig, „fällt Arbeitergebern immer nur ein, Stellen zu streichen und Standorte zu schließen.“ Dagegen würden sich Beschäftigte, Betriebsrat und Gewerkschaft wehren.

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