Bochum-Höntrop. Der Sprungturm im Freibad Bochum-Höntrop soll zur Rutsche werden. Ein Verein protestiert weiter dagegen. Und in Kürze auch richtig lautstark.

Eigentlich ist die Entscheidung durch: Politisch wurde beschlossen, dass in Bochum-Höntrop für rund 27 Millionen Euro ein neues Gartenhallenbad mit 25-Meter-Becken, Kurs- und Kinderbecken gebaut wird – mit begehbarem Außenbereich, aber ohne Außenbecken. Auch der Zehn-Meter-Sprungturm sollte weichen. Für ihn haben die Wasserwelten Bochum jetzt aber eine neue Verwendung gefunden: als Rutschenturm. Auch dies wurde vom Aufsichtsrat so abgesegnet. Vielleicht schon im Herbst soll der Umbau starten. Für die „Freundinnen und Freunde des Hallenfreibades Höntrop e.V.“ aber kein Grund, nicht weiter für den Sprungturm zu kämpfen. Für Samstag, 7. September, 15 Uhr, kündigen sie einen lautstarken Protest am Freibad im Südpark an. Dann heißt es „Trommeln für den Turm, trommeln für Respekt“. Die Bürger sehen sie auf ihrer Seite.

11.000 Unterschriften: Kampf um Sprungturm im Freibad in Bochum-Höntrop geht weiter

Denn bei der 2022 gestarteten Online-Petition sind inzwischen schon mehr als 11.000 Unterschriften zusammen gekommen. Sie alle unterstützen den Kompromiss-Vorschlag der Freibad-Freunde, zumindest den Zehn-Meter-Turm mit einem Becken als Hauptattraktion des Außenbereichs zu erhalten. Den Rückhalt in der Bevölkerung sehe man als Auftrag, weiter daran festzuhalten, so Stefan Wolf, Vorsitzender des Vereins.

„Wir lassen nicht locker.“

Stefan Wolf, Vorsitzender des Vereins „Freundinnen und Freunde des Hallenfreibades Höntrop“

Das ursprüngliche Ziel habe man mit der Unterschriftenaktion bereits um ein Mehrfaches überschritten. „Uns ist keine andere Petition in Deutschland bekannt, die diese außergewöhnliche Relevanz von fast 350 Prozent erreicht hätte, und wir kennen nur wenige Initiativen, die eine solche Ausdauer besitzen wie unsere.“ Und einen langen Atem werde man haben, verspricht Wolf: „Wir lassen nicht locker.“

So könnte der neue Rutschenturm im Gartenhallenbad in Bochum-Höntrop aussehen.
So könnte der neue Rutschenturm im Gartenhallenbad in Bochum-Höntrop aussehen. © Wasserwelten | Wasserwelten

Die 11.000 Unterschriften sieht Wolf auch als deutliches Signal an die Politik, sich mit dem Thema Sprungturm-Erhalt doch noch einmal auseinanderzusetzen. Im nächsten Jahr stünden ja Kommunalwahlen an, sagt er. „Wir stehen politisch vor unklaren Verhältnissen.“ Sollte man sich gegen den Kompromiss-Vorschlag entscheiden, müsse man „mit den Konsequenzen leben“. Was Wolf meint: Wenn sich 11.000 Bürger nicht gehört, nicht ernst genommen fühlen, könnte sich das auch auf den Wahlausgang auswirken.

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Darum geht es auch den „Freundinnen und Freunde des Hallenfreibades Höntrop e.V.“ in erster Linie: „Wir wollen gar nicht streiten, wir wollen Einvernehmen, wollen wahrgenommen werden.“ Einvernehmen heißt aus Sicht des Vereins aber, dass der Sprungturm-mit einem-Becken-Vorschlag angenommen wird. „Das geht“, ist sich Wolf sicher. „Man muss es nur wollen.“ Die Idee mit den Rutschen sei „furchtbar, ein Affront gegen die Bürger“.

Stefan Wolf, Vorsitzender des Vereins „Freundinnen und Freunde des Hallenfreibades Höntrop“, fordert weiter den Erhalt des Sprungturms.
Stefan Wolf, Vorsitzender des Vereins „Freundinnen und Freunde des Hallenfreibades Höntrop“, fordert weiter den Erhalt des Sprungturms. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Rutschenturm für Höntrop: Wasserwelten Bochum halten an Plänen fest

Auf der Online-Petition wollen man weiter Unterschriften sammeln, kündigt Stefan Wolf an. „Bis zur Kommunalwahl im nächsten Herbst.“ Aktuell nehme man Kontakt zur Wattenscheider Politik auf, um für die eigene Sprungturm-Idee zu werben.

Das geschlossene Freibad in Bochum-Höntrop aus der Vogelperspektive. Die alten Wasserbecken wollen die Wasserwelten zurückbauen. Der Sprungturm soll zum Rutschenturm werden.
Das geschlossene Freibad in Bochum-Höntrop aus der Vogelperspektive. Die alten Wasserbecken wollen die Wasserwelten zurückbauen. Der Sprungturm soll zum Rutschenturm werden. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Wie groß die Erfolgsaussichten sind, auf politischer Ebene noch etwas bewirken zu können, ist allerdings fraglich. Denn der Plan der Wasserwelten, aus dem Sprung- einen Rutschenturm zu machen, „durchläuft nicht noch einmal die politischen Gremien“, teilt Sprecher Christian Seger auf WAZ-Anfrage mit. Das Gesamtkonzept für das Gartenhallenbad in Höntrop sei ja bereits beschlossen worden, „ohne Außenbecken“. Daran ändere sich ja nichts, „und daran halten wir uns auch“. Man habe sich nur innerhalb der Planung umentschieden, um den Turm als Landmarke zu erhalten. Eben auch, weil deutlich geworden sei, wie viele Menschen an ihm hängen.

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Im Außenbereich werde es künftig also eine Wiesenfläche mit dem Rutschenturm und einer Sandfläche davor geben. Diese Idee sei dem Aufsichtsrat vorgestellt und für gut befunden worden. Ob mit der Umsetzung noch in diesem Herbst begonnen werden kann, sei mit Blick auf ein noch laufendes Klageverfahren offen.

Nach Brand seit 2016 geschlossen

Seit einem Brand im April 2016 ist das Höntroper Hallenfreibad geschlossen. Die Zukunft war jahrelang ungewiss. Nach einem Beschluss des Rats der Stadt Bochum im November 2021 zur umfassenden Modernisierung der Bochumer Bäder bis 2030 entwickelten die Bochumer Wasserwelten ein Konzept für einen Neubau in Höntrop – allerdings ohne Freibadbereich.

Lange war geplant, nicht nur die Außenbecken zu entfernen, sondern auch den Zehn-Meter-Turm (der einzige in Bochum), abzureißen. Nun wollen die Wasserwelten als Betreiber der städtischen Bäder auf verschiedenen Ebenen des ehemaligen Sprungturms unterschiedliche Rutschen installieren, die in einer Sandfläche münden.