Kreis Wesel. In Drevenack ist am Wochenende eine Imbissbesitzerin ermordet worden. Welche Fälle sich im Kreis in den vergangenen Jahren noch ereignet haben.

Die Aufregung ist groß im kleinen Drevenack: Seit dem vergangenen Wochenende erschüttert ein Mordfall den Ortsteil von Hünxe mit seinen gut 3300 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Besitzerin einer Imbissbude ist erstochen worden, ihr eigener Ehemann steht unter dringendem Tatverdacht, sie mit einem Messer ermordet zu haben. Der 50-Jährige sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft, die Ermittlungen zu den Hintergründen laufen. Mord und Totschlag ist im Kreis Wesel zwar relativ selten, blickt man in die jüngere Vergangenheit, dann war die Tat in Drevenack aber nicht das einzige aufsehenerregende Tötungsdelikt.

Mord in Hünxe und schwere Brandstifung in Hamminkeln

So wurde ebenfalls in Hünxe im September 2018 eine Bluttat begangen. Ein 40-Jähriger, der in der Gemeinde wohnte, erschlug einen 82 Jahre alten Bekannten von hinten mit einer Axt. Der Grund für diese tödliche Attacke konnte später auch vor Gericht nicht vollständig geklärt werden. Klar ist: Es ging um Geld, aber nicht um viel. Der Täter hatte den mit ihm und seinen Eltern fast freundschaftlich verbundenen Ex-Lehrer, für den er Hausmeisterdienste übernahm, nach einem Darlehen von 3000 Euro gefragt. Weil der Senior das ablehnte, ging der Mörder wütend zurück zu seinem Auto und holte eine Axt, wie es später vor Gericht geschildert wurde. Während der 82-Jährige sich die Sportschau im Fernsehen anschaute, spaltete er ihm den Schädel. Anschließend stahl der Hünxer die Bankkarte seines Opfers und hob damit 1000 Euro ab. Vor dem Landgericht in Duisburg wurde er im März 2019 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

In Drevenack ist am Wochenende eine Frau in einem Imbiss getötet worden.
In Drevenack ist am Wochenende eine Frau in einem Imbiss getötet worden. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Nicht wegen eines Mordes, sondern wegen schwerer Brandstiftung mit Todesfolge ist im Juli 2020 ein damals 43-Jähriger aus Voerde verurteilt worden. Der Mann hatte ein Jahr zuvor in Hamminkeln einen Saunaclub in Brand gesetzt. Aus Wut über die Rechnung des Etablissements hatte er in einem Zimmer Feuer gelegt, ein 64 Jahre alter Mann aus den Niederlanden kam in dem Inferno ums Leben. Das Gericht verurteilte den Voerder zu sechs Jahren Haft und ordnete die Unterbringung des 43-Jährigen in einer Entziehungsanstalt an.

Ebenfalls nach Hamminkeln führte die Spur in diesem letztlich nie völlig aufgeklärten Todesfall: Im November 2017 entdeckten Bauarbeiter in Mehrhoog eine skelettierte Leiche. Es handelte sich dabei um eine seit 35 Jahren vermisste Frau. Unter Mordverdacht stand der Ehemann der Getöteten, man konnte ihm die Sache aber nie nachweisen, weil die Leiche so lange verschollen blieb. Zum Zeitpunkt des Fundes war er bereits tot.

Mord oder Totschlag: Gleich mehrere Fälle in Dinslaken

Gleich mehrere Tötungsdelikte oder mutmaßliche Tötungsdelikte haben sich in den vergangenen Jahren in Dinslaken ereignet. Besonders in Erinnerung dürfte vielen noch die getötete Dreijährige geblieben sein. Die Leiche des Mädchens war im vergangenen Jahr in Oberhausen im Rhein-Herne-Kanal gefunden worden. Zuvor soll es in einem Keller eines Mehrfamilienhauses in Dinslaken eingesperrt worden sein. Laut Obduktion erstickte das Kind an erbrochenem Brei. Ein Gerichtsverfahren gab es bisher noch nicht, die Staatsanwaltschaft hat vor wenigen Wochen die Anklage gegen die Eltern erhoben. Ihnen wird Mord vorgeworfen.

Trauer herrschte in Dinslaken nach der Tötung eines Kindes.
Trauer herrschte in Dinslaken nach der Tötung eines Kindes. © Dinslaken | Karl Banski

Nach einem Überfall auf eine Druckerei an der Hünxer Straße in Dinslaken war im Dezember 2022 ein 36-Jähriger erschossen worden. Der Fall, bei dem es wohl eine Verbindung ins Rockermilieu gibt, ist mittlerweile vor Gericht verhandelt worden. Die Strafkammer entschied zu Gunsten des Angeklagten und entschied auf Notwehr, er wurde freigesprochen. Urteile gab es hingegen in diesen Dinslakener Fällen: Ein Ehemann, der im Januar 2019 seine Frau erstickt hatte und das wie einen Selbstmord aussehen lassen wollte, musste zehn Jahre wegen Totschlags ins Gefängnis; für neun Jahre wegen Totschlags wurde 2018 eine Pflegerin verurteilt, die einem Senior ein zu starkes Schmerzmittel verabreicht hatte, woran dieser verstarb; bereits 2016 gab es gleich mehrere Totschlagsurteile wegen der Tötung einer Kosmetikerin.

Ebenfalls wegen Totschlags wurde 2018 ein Mann aus Wesel verurteilt, der seine Ehefrau erwürgt hatte. Vor Gericht hatte er bis zuletzt zu dem Anklagevorwurf geschwiegen. Mordmerkmale wie Heimtücke oder niedrige Beweggründe vermochte das Gericht nicht festzustellen, hieß es damals im Gerichtsbericht der NRZ. Der 56-Jährige musste für elf Jahre ins Gefängnis.

Mord an Kazim Tatar: Zerstückelte Leiche in Moers

Der wohl spektakulärste Mordfall der vergangenen Jahre ereignete sich in Moers. Am 12. September 2022 wurde der Änderungsschneider Kazim Tatar erschossen und anschließend zerstückelt in einem Waldstück vergraben. Nach längerer Suche fand die Polizei den Leichnam des Mordopfers aufgeteilt auf mehrere Plastiksäcke. Ein 49 Jahre alter Mann aus Neukirchen-Vluyn ist mittlerweile wegen Mordes zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt worden, das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Gegen die Frau des Ermordeten läuft ein weiterer Prozess vor dem Landgericht Kleve. Der Vorwurf: Mord aus Habgier und Heimtücke. Die Staatsanwaltschaft sieht die 51-Jährige als Initiatorin der grausamen Tötung. Bereits am Donnerstag könnte ein Urteil fallen. Eine andere Bluttat in der Grafenstadt wurde im November 2019 begangen: Nach einer Messerattacke vor einem Kiosk starb ein 23-Jähriger. Der Täter ist wegen Totschlags zu einer Haftstrafe von siebeneinhalb Jahren verurteilt worden.

Für großes Entsetzen hatte im Juli 2019 zudem eine Tat am Bahnhof in Voerde gesorgt: Ein damals 28-Jähriger schubste eine junge Frau vor einen einfahrenden Zug, die verstarb noch vor Ort. Die juristische Aufbereitung der Tat war kompliziert: Juristisch bewertete die zuständige Kammer das Geschehen zwar als heimtückischen Mord. Doch wegen einer psychischen Erkrankung konnte der Angeklagte nicht belangt werden. Er wurde auf unbestimmte Dauer in einer psychiatrischen Klinik untergebracht.