Moers. Der Mordfall des Schneiders Kazim Tatar hat Moers bewegt. Seit Donnerstag läuft der Prozess gegen seine Ex-Frau. Wann ein Urteil erwartet wird.
Wegen des mutmaßlichen Mordes an ihrem Ex-Mann muss sich eine 51-jährige Moerserin vor dem Klever Landgericht verantworten. Sie soll die Tötung ihres früheren Lebensgefährten nach deren Scheidung initiiert haben, so lautet die Anklage der Staatsanwaltschaft. Am Donnerstag, 18. Januar, hat die Verhandlung begonnen.
Mit gesenktem, leeren Blick betritt die Angeklagte den Schwurgerichtssaal. Die Gerichtshelfer befreien sie von ihren Handschellen. Ihr Gesicht will die mutmaßliche Strippenzieherin hinter dem wohl brutalsten Mordfall, der sich in der jüngeren Vergangenheit in Moers zugetragen hat, nicht verdecken, und läuft geradewegs zu ihrem Verteidiger, der seine Mandantin vor den zahlreichen auf sie gerichteten Kameras schützt. Sie wolle in dem Prozess keine Angaben machen, lässt sie über ihren Rechtsanwalt gleich zu Beginn der Verhandlung verkünden.
Brutaler Mord an Moerser Schneider: Staatsanwaltschaft sieht Ex-Frau als Strippenzieherin
Dabei könnte der Vorwurf, dem sich die Angeklagte stellen muss, kaum schwerer wiegen: Mord aus Habgier und Heimtücke. Die Staatsanwaltschaft sieht die 51-Jährige als Initiatorin der grausamen Tötung an Kazim Tatar. Die Angeklagte soll einen gemeinsamen Freund beauftragt haben, ihren Ex-Mann umzubringen. Von der Tat habe sie sich laut Anklage Zugang zu Gold und Geld versprochen, das Tatar nach der Scheidung – aus ihrer Sicht – zu Unrecht behalten haben soll. Der gemeinsame Freund, ein 49-Jähriger aus Neukirchen-Vluyn, ist in einem separaten Verfahren bereits zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt worden (wir berichteten). Dieses Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig.
Er soll den im Stadtteil Scherpenberg bekannten Änderungsschneider am 12. September 2022 erschossen haben. Anschließend soll er, darauf deutete die Beweisaufnahme im Prozess gegen den Neukirchen-Vluyner eindeutig hin, in einem Baumarkt eine Auswahl an Sägen gekauft haben, um seinen Vertrauten zu zerstückeln. Aufgeteilt auf mehrere Plastiksäcke ist der Leichnam des Mordopfers vergraben in einem Waldstück in Hülsdonk im November 2022 gefunden worden – und hat in der gesamten Stadt für Fassungslosigkeit und Anteilnahme gesorgt.
Weitere aktuelle Nachrichten aus Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn:
- EM-Achtelfinale: Public Viewing im Solimare abgebrochen
- Haldenkult-Festival 2024 in Neukirchen-Vluyn: Top oder Flop?
- Spanische Nacht im Tierpark Kalisto: So kam das Event an
- Luna (37) ist Hobby-Model: „Bin zufriedener mit mir selbst“
- Und hier bekommen Sie alle News im Überblick.
Einige Wochen nach der Tat ist in der Wohnung des damals noch vermissten Schneiders ein Brand gelegt worden. Auch hierfür ist der 49-Jährige im bereits abgeschlossenen, aber noch nicht rechtskräftigen Verfahren verantwortlich gemacht worden. Als er am Donnerstagnachmittag als Zeuge am Landgericht erschien, machte der in der JVA Kleve inhaftierte Mann von seinem Auskunftsverweigerungsrecht Gebrauch. Die jetzt angeklagte Ex-Frau des Verstorbenen, die seit etwa einem Jahr in Untersuchungshaft in Dinslaken sitzt, soll nach Auffassung der Staatsanwaltschaft „in die Beseitigung der Leiche und die Säuberung der Wohnung eingebunden“ gewesen sein.
Verhandlung nach Mord in Moers: Sieben Fortsetzungstermine sind anberaumt
Für die Kammer um den Vorsitzenden Richter Gerhard van Gemmeren gilt es im Laufe der Verhandlung zu klären, ob sich die Darstellung der Staatsanwaltschaft bewahrheitet. Während der insgesamt sieben Fortsetzungstermine, die sich bis zum 8. April strecken, werden dutzende Zeugen erwartet.
Zum Prozessauftakt hatte die Kammer zwei Polizeibeamte geladen, die zu dem Brand in der Wohnung des damals noch vermissten Kazim Tatar gerufen wurden. Sie berichten übereinstimmend, dass die Angeklagte mit ihrem Auto zu der brennenden Wohnung ihres Ex-Mannes geeilt sei. Dort habe sie mehrmals auf „hysterische“ Weise Zutritt zu dem Brandort eingefordert und sei nur durch aktives Entgegenstellen der Beamten aufzuhalten gewesen. Was die Zeugen verwundert hatte: Die Angeklagte soll sich explizit nach dem Zustand des Schlafzimmers und des Badezimmers im Obergeschoss erkundigt haben. Dort befand sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft in einem Lüftungsschacht das Wertsachenversteck des Verstorbenen. Der Prozess wird am 1. Februar fortgesetzt.