Dinslaken. Die Sanierung der Dinslakener Sportanlagen war von Verzögerungen und Pannen geprägt. Bis zum Beschluss, die Arbeiten zu stoppen.
Vor sechs Jahren, am 20. März 2018, brachte der Dinslakener Stadtrat die Sanierung der städtischen Bezirkssportanlagen auf den Weg. Die Planung sah die Erneuerung aller fünf Spielstätten an der Voerder Straße, in Lohberg, Hiesfeld, Oberlohberg und in der Feldmark vor. Der Baubeginn wurde für Anfang 2019 beim SuS 09 Dinslaken angepeilt, Anfang 2020 sollte die Anlage an der Augustastraße folgen, die Maßnahmen in Hiesfeld, an der Gärtnerstraße und am Volkspark standen für 2021 bis 2023 in der Planung. Schon bald zeigte sich aber, dass die Zeiten nicht einzuhalten waren - bis heute ist lediglich die Anlage beim SuS 09 fertiggestellt. Bauliche Verzögerungen durch Corona, aber auch Pannen in der Durchführung und Kostenexplosionen prägten die Projekte. Eine Chronik, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Die Bauarbeiten an der Voerder Straße beginnen am 30. September 2019. Ein logistisches Problem verhindert einen früheren Start: Die kleine Brücke an der Gneisenaustraße über den Rotbach erweist sich als nicht tragfähig für den erforderlichen Schwerlastverkehr zur Baustelle. Daher muss erst eine andere Wegführung zur Anlage gefunden und erschlossen werden.
Bis Mitte 2020 sind die Arbeiten beim SuS 09 schon weit fortgeschritten, doch dann fällt auf: An den Kunstrasenplätzen war die Installation der Flutlichtmasten schlichtweg vergessen worden. Da ein nachträglicher Transport mit Lkws auf der Anlage große Schäden verursachen würden, müssen die Masten im Oktober 2020 per Hubschrauber vom Parkplatz an die Spielfelder geflogen werden. Ein spektakulärer, aber teurer Einsatz.
Im Februar 2021 ist die Corona-Pandemie zwar noch nicht vorbei, der SuS 09 darf aber nach langer Verzögerung erstmals die sanierte Anlage nutzen. Anfang März übergibt Bürgermeisterin Michaela Eislöffel die Anlage offiziell an den Verein. Die nächste Station Lohberg ist aber noch längst nicht erreicht: Wegen Streitigkeiten zwischen dem VfB Lohberg und RWS Lohberg legt die Stadtverwaltung den Beginn der Sanierungsarbeiten an der Augustastraße erst mal auf Eis. Ein externer Mediator bringt die Beteiligten an einen Tisch.
Die Leichtathleten des SuS 09 Dinslaken klagen nach der Eröffnung der Sportanlage über erschwerte Bedingungen: Der Wurfkäfig stürzt selbst bei mittleren Windböen mehrmals um und ist ebenso nur eingeschränkt zu nutzen wie die Werferwiese. Die ist nach den Bauarbeiten an der Anlage mit mittleren und größeren Steinen übersät. Die Folgen: Schäden an den Speeren nach der Landung und Verletzungsgefahr für die Sportler. Sorgen bereiten dem Verein auch Auflagen der Stadtverwaltung: An den Fangzäunen hinter den Toren dürfen weder Windschutz noch Werbung angebracht werden.
Im Dezember 2021 rollen auf der Sportanlage Lohberg die ersten Bagger, um die beiden Aschenplätze in ein Groß-, ein Klein- und ein Minispielfeld aus Kunstrasen umzuwandeln. Im Oktober 2022 werden sie fertiggestellt, aber noch nicht für die Fußballer freigegeben: Die maroden Umkleidekabinen müssen erst notdürftig hergerichtet werden. Und Planern wie Sportlern geht ein Licht auf: Die Flutlichtanlage fehlt. Da nur an einer Seite des Großspielfelds Zuschauerplätze angelegt wurden, fehlt RWS Lohberg eine Möglichkeit, Werbung anzubringen - zumal die Stadtverwaltung das - wie beim SuS 09 - auch an den Fangzäunen verbietet.
Böse Überraschung im Februar 2023: Die Kosten für die Sanierung des Naturrasens in der Lohberger Dorotheen-Kampfbahn klettern von ursprünglich angesetzten 580.000 auf 1,3 Millionen Euro. In den folgenden Monaten entbrennt eine Diskussion, ob stattdessen ein günstigerer Kunstrasenplatz gebaut werden soll. Im Juni 2023 fällt im Stadtrat die Entscheidung pro Kunstrasen.
Im November 2023 lässt das Flutlicht auf der Sportanlage Lohberg immer noch auf sich warten. Die Fußballer von RWS helfen sich im Training notdürftig mit Baustrahlern. Anfang 2024 ist die Flutlichtanlage in Betrieb, aber im Februar folgt die nächste schlechte Nachricht: Wegen der desolaten Haushaltslage soll die Sanierung der Sportanlage auf Vorschlag der städtischen Gesellschaft ProZent kleiner ausfallen als vorher geplant. Die Vereine reagieren mit Unverständnis. Sie ahnen nicht, dass es noch schlimmer für sie kommt: Am 23. April 2024 beschließt der Stadtrat, die Sanierung zu stoppen.