Dinslaken. Eine Mehrheit von vier Fraktionen im Dinslakener Stadtrat hat entschieden: Die Sanierung der Sportanlage Lohberg ist bis auf Weiteres gestoppt.

Die Enttäuschung brach sich direkt nach der Abstimmung lautstark Bahn. „Eine Schande für Dinslaken“, hallte es am Dienstagabend vom Treppenhaus des Rathauses in den Ratssaal, kurz nachdem eine Mehrheit im Stadtrat eine Entscheidung durchgesetzt hatte, die für den Sport in der Stadt weitreichende Folgen haben wird: Die Sanierung der Sportanlage Lohberg ist bis auf Weiteres gestoppt, schon geplante Arbeiten werden nicht mehr durchgeführt.

Offener Brief der AWG zu Investitionen

Die Dinslakener Stadtverwaltung hatte im Vorfeld der Sitzung eine Dringlichkeitsliste mit Vorschlägen für Investitionsmaßnahmen aufgestellt, die trotz klammer Haushaltslage umgesetzt werden sollten. Die Sportanlage Lohberg gehörte dazu, ebenso wie einige Schulen und Kindertagesstätten. Auch die Fraktion der AWG hatte sich am Dienstag noch einmal mit einem offenen Brief zu Wort gemeldet. Darin hieß es: „Bildung, soziale Belange, Kultur und Sport dürfen nicht den Sparmaßnahmen zum Opfer fallen. Trotz der Herausforderungen einer drohenden Haushaltssicherung ist es unsere Verantwortung sicherzustellen, dass diese wichtigen Investitionen und Projekte durchgeführt werden müssen.“

Delegation von RWS Lohberg verfolgte die Ratssitzung

Einer der Unterzeichner des offenen Briefs war Ali Acabuga, Vorsitzender von RWS Lohberg, der zusammen mit dem Sportlichen Leiter Murat Karakas und Jugend-Trainer Ugur Aydin eine Delegation seines Vereins anführte, die die Ratssitzung im Zuschauerraum verfolgte. Mit dabei waren auch junge Fußballerinnen der Lohberger im Vereinstrikot.

Gemeinsamer Antrag von vier Fraktionen zur Sportanlage Lohberg

Sie erlebten, wie SPD, CDU, UBV und FDP ein gemeinsames Statement kurzerhand in einen Antrag umwidmeten, der für hitzige Diskussionen sorgte. Zu insgesamt neun Punkten in Bezug auf die Dringlichkeitslisten der Stadt nahmen die vier Fraktionen Stellung, zur Bezirkssportanlage Augustastraße formulierten sie diese Sätze: „Angesichts der derzeitigen finanziellen Lage der Stadt ist es nicht nachvollziehbar, die Maßnahmen der BSA Augustastraße jetzt - mit welcher Priorität auch immer - der Kategorie B1 zuzuordnen. Dass die derzeitige Situation perspektivisch verbesserungsbedürftig ist, dürfte eindeutig sein. Allerdings gibt es derzeit Umkleidemöglichkeiten sowie entsprechend WC-Container; gegebenenfalls wären weitere aufzustellen. Einschränkungen in der Winterzeit sollten über Hallenzeiten oder andere Plätze wie bisher geduldet werden. Derartige Projekte in Millionenhöhe müssen in der aktuellen Lage im Vergleich zu Schul-, Kinderbetreuungs- oder Sicherheitsmaßnahmen zurückgestellt werden. Unsere Beschlussfassung an den Rat wäre daher eine Zurückstellung und Wiedervorlage im Jahr 2025. Sofern dafür weitere Übergangslösungen erforderlich sein sollten, wären diese umzusetzen.“

Mit diesem Beschluss setzen wir den Sargnagel auf die Vereine, die seit Jahren darauf warten, dass sie endlich eine Anlage bekommen, die ihnen den Spielbetrieb und ihre wichtige Arbeit im sozialen Bereich ermöglicht.
Niklas Graf, Fraktionsvorsitzender der Grünen.

Niklas Graf reagierte auf den Vorstoß entsetzt: „Mit diesem Beschluss setzen wir den Sargnagel auf die Vereine, die seit Jahren darauf warten, dass sie endlich eine Anlage bekommen, die ihnen den Spielbetrieb und ihre wichtige Arbeit im sozialen Bereich ermöglicht“, warnte der Fraktionsvorsitzende der Grünen. Dies gelte nicht nur für RWS und den VfB Lohberg, sondern auch für die SGP Oberlohberg und den SC Wacker Dinslaken, die nach der vollständigen Sanierung die Sportanlage in Lohberg zu Zeiten mitnutzen sollten, wenn ihre eigenen Naturrasenplätze witterungsbedingt gesperrt sind. Darüber hinaus schade der derzeitige Zustand der Sportanlage auch dem Ruf der Stadt: „Wir tun den Vereinen nichts Gutes, wir tun Dinslaken nichts Gutes.“

Niklas Graf (Die Grünen) plädierte für die Fortsetzung der Sanierungsarbeiten auf der Sportanlage Lohberg.
Niklas Graf (Die Grünen) plädierte für die Fortsetzung der Sanierungsarbeiten auf der Sportanlage Lohberg. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Bürgermeisterin plädierte für weitere Sanierung der Sportanlage Lohberg

Die Linke, AWG, Die Partei und Bürgermeisterin Michaela Eislöffel stellten sich ebenfalls gegen den Antrag der vier anderen Fraktionen. Während FDP-Fraktionsvorsitzender Gerald Schädlich betonte, die Sportanlage Lohberg sei „natürlich eine wichtige Aufgabe, aber wir haben andere vordringliche Aufgaben, die eines erhöhten Finanzbedarfs bedürfen; dazu gehören schulische und Kita-Maßnahmen“, appellierte die Verwaltungschefin, die Sanierungsarbeiten wie geplant fortzusetzen: „Es ist eine Maßnahme, die wir nicht abschließen, und nur weil wir den Auftrag im letzten Jahr nicht erteilt haben“, so Michaela Eislöffel.

Monika Piechula, Geschäftsführerin der SGP Oberlohberg, stimmte als SPD-Ratsmitglied gegen die weitere Sanierung der Sportanlage Lohberg.
Monika Piechula, Geschäftsführerin der SGP Oberlohberg, stimmte als SPD-Ratsmitglied gegen die weitere Sanierung der Sportanlage Lohberg.

Sieben Stimmen zu wenig für Fortsetzung der Sanierung in Lohberg

In der von Ali Kaya (AWG) beantragten namentlichen Abstimmung fand sich dennoch keine Mehrheit für die weitere Erneuerung der Sportanlage mit Kunstrasenspielfeld statt des Naturrasens in der Dorotheenkampfbahn sowie die Errichtung neuer Umkleidekabinen. 21 Stadtverordnete stimmten gegen den Sanierungsstopp, für eine Mehrheit wären 28 Stimmen notwendig gewesen. Wie konträr das Stimmverhalten ausfiel, lässt sich dabei an zwei Vorstandsmitgliedern der SGP Oberlohberg im Stadtrat erkennen: Während Vereinsvorsitzender Ali Kaya mit der AWG für die Fortsetzung der Sanierungsarbeiten votierte, stimmte SGP-Geschäftsführerin Monika Piechula mit der SPD dagegen.

WC-Container auf der Anlage ist abgeschlossen

Bereits seit mehreren Monaten steht an den Kunstrasenplätzen der Sportanlage Lohberg ein WC-Container - benutzt werden konnten die Toiletten aber bisher nicht, klagte Ugur Aydin, Jugendtrainer von RWS Lohberg, in der Ratssitzung am Dienstag: Der Container ist verschlossen, die Stadtverwaltung hat ihn noch nicht freigegeben.

Grund dafür sei, dass sich RWS und VfB Lohberg bisher nicht über die Reinigung der WCs einigen konnten, sagte Dezernentin Tagrid Yousef. Solange das so sei, bleibe der Container zu.

RWS-Vorsitzender Ali Acabuga widersprach dem gegenüber der Sportredaktion, erklärte aber Unstimmigkeiten zwischen den Vereinen, wie hoch die finanzielle Entschädigung des VfB zugunsten von RWS für die Reinigung sein soll.

Für die geplanten Jugendfußballturniere bei RWS Lohberg am 1., 9. und 11. Mai sagte Yousef zu, dass die Toiletten an den Tagen von der Verwaltung geöffnet, anschließend aber wieder abgeschlossen würden.