Düsseldorf. Ein Teil der Düsseldorfer Kö soll im Frühjahr 2025 autofrei werden. Anliegende Händler laufen Sturm gegen den Ratsbeschluss. Die Hintergründe.

Eigentlich müsste die Laune bei den Händlern an der Düsseldorfer Königsallee bestens sein. Das Weihnachtsgeschäft ist angelaufen, viele Kundinnen und Kunden strömen zurzeit in die Geschäfte an der weltberühmten Luxusmeile. Und mit dem jüngst erfolgten Start der Weihnachtsmärkte in der Innenstadt und dem Rheinufer in der Altstadt werden derzeit auch viele Touristen in die Landeshauptstadt und auch zum Shopping an die Kö gelockt.

Ein Ratsbeschluss, der am vergangenen Donnerstag (21. November) gefasst wurde, lässt bei der Interessengemeinschaft Königsallee (IG Kö) und deren rund 140 Mitgliedern derzeit jedoch die Alarmglocken schrillen. Denn der Corneliusplatz, dort wo sich zurzeit die Füchschen Alm und die Winterwelt an der Kö befinden, soll ab Frühjahr 2025 in einem Testlauf komplett autofrei werden. Dafür gab es bei der vergangenen Ratssitzung eine knappe Mehrheit durch Stimmen der Ratsfraktionen der Grünen, SPD, Linken und Partei/Klima.

Autofreier Corneliusplatz: IG Kö zeigt sich überrascht

Für die Händler an der Kö kommt die Entscheidung sehr überraschend: „Das ist ein Beschluss, der uns überfallen hat“, räumte Andrea Greuner, Geschäftsführerin der Interessengemeinschaft Königsallee (IG Kö), am Mittwoch (27. November) ein. Auch, weil die IG Kö und alle Händler und Gastronomen vor Ort nicht über derartige Pläne informiert worden seien: „Es gab keine Gespräche, deswegen können wir das Ganze auch nicht so stehen lassen“, erklärte Greuner auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz der Interessengemeinschaft. „Die betroffenen Anlieger, die Händler und die IG Kö sind überhaupt nicht angehört worden. Das ist schon enttäuschend.“

Die Händler und die IG Kö fühlen sich daher übergangen. Denn nach wie vor sei es so, dass viele Kunden mit dem Auto zur Kö kommen, auch zum kleinen, nördlichen Ende am Corneliusplatz. Vor allem Menschen aus dem „internationalen Ausland sind es gewohnt, dass sie mit ihren Wagen direkt bis vor die Luxusgeschäfte fahren können“, meint IG Kö-Chef Peter Wienen. Daher sei es wichtig, dass dies auch so bleibt. Auch weil „die Kö ein Juwel ist. Für Düsseldorf und über die Stadtgrenzen hinaus.“

Aus Sicht der Interessengemeinschaft sollten durch den Beschluss „Fakten geschaffen werden“, mutmaßt Wienen. Auch damit nicht erst eine „langjährige rechtliche Auseinandersetzung über eine formelle Einziehung des Corneliusplatzes abgewartet werden“ müsse, heißt es in einer Stellungnahme der IG Kö. Für Peter Wienen gibt es einen weiteren Kritikpunkt an dem geplanten Verkehrsversuch: „Es ist aktuell überhaupt nicht bekannt, wie lange die Sperrung dauern soll. Also ist eine Sperrung auf unbestimmt Zeit zu befürchten.“

CDU hält Beschluss für politisch motiviert

Die Ratsfraktionen der FDP und CDU stimmten gegen den Antrag. Andreas Hartnigk, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion, hält den Beschluss für politisch motiviert: „Das ist alles eindimensional gedacht. Der Corneliusplatz ist jetzt kein Standort in Düsseldorf, der verkehrlich irgendwelche Probleme macht. Dort funktioniert das Miteinander aller Verkehrsteilnehmer eigentlich sehr gut.“ Zudem werde der Corneliusplatz weiterhin vor allem nachts als Abholstelle für Taxikunden benötigt, „das haben wir politisch sogar so beschlossen“, merkt der Ratspolitiker an.

Dass im Vorfeld nicht mit den direkt betroffenen und anliegenden Geschäftsleuten an der Kö gesprochen wurde, hält auch Hartnigk für problematisch: „Man muss einfach zur Kenntnis nehmen, dass es viele Kunden gibt, die nach wie vor mit dem Auto vor den Laden fahren wollen, weil sie es auch so gewohnt sind. Die machen ja auch einen nicht unerheblichen Anteil des Umsatzes bei diesen hochpreisigen Geschäften aus. Das wird durch den Beschluss nun konterkariert.“

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Zudem müsse der Verkehr auf der Luxusmeile nicht nur auf Passanten und Radfahrer, „sondern für alle Verkehrsteilnehmer ausgelegt werden. Auch für Autofahrer und diejenigen, die auf ein Auto angewiesen sind“, fordert der CDU-Ratsherr. „Alleine den Wegfall von zwei Parkplätzen für mobilitätseingeschränkte Personen am Corneliusplatz, der nun quasi über Nacht beschlossen wurde, finden wir nicht gut.

Autofreier Corneliusplatz: Ratsbeschluss soll juristisch geprüft werden

Aus Sicht des studierten Rechtsanwaltes sei die Entscheidung außerdem juristisch angreifbar: „Wir müssen das alles nun erstmal prüfen, hätten es aber besser gefunden, wenn man gemeinsam mit allen Beteiligten das Gespräch gesucht hätte. Dann hätte man auch über neue Ideen für den Corneliusplatz reden können.“

Denn bei einem Teileinziehungsverfahren für den Corneliusplatz müsse ein überwiegender Grund zum Wohl der Allgemeinheit für die Einziehung vorliegen, betont Hartnigk. Dies sei am Corneliusplatz jedoch nicht der Fall. „Es ist kein Unfallschwerpunkt, deswegen sehen wir Widersprüche in dem Antrag. Außerdem benötige solch ein Verfahren einen „gewissen Vorlauf. Es handelt sich dabei ja auch um einen formellen Verwaltungsakt, der geprüft werden muss.“

IG Kö kündigt bereits Klage an

Dabei zeigt eine Einkaufsstraße in der Innenstadt, dass das Shoppingerlebnis in Düsseldorf auch ohne Auto funktioniert. Denn nach der Fertigstellung der Wehrhahn-Linie wurde auch die Schadowstraße in den vergangenen Jahren zur autofreien Zone. Lediglich Lieferverkehr ist dort erlaubt, ansonsten fahren auf der Flaniermeile schon lange keine motorisierten Fahrzeuge mehr entlang. Andreas Hartnigk sieht jedoch gravierende Unterschiede zur Kö und zum Corneliusplatz: „An der Schadowstraße gab es ja in der Vergangenheit immer wieder Probleme zwischen Radfahrern und Fußgängern. Da hat es ja auch schon einen Unfall gegeben, was am Corneliusplatz ja noch nie passiert ist.“

Außerdem gebe es an der Schadowstraße „ein anderes Einzelhandelssegment. Niemand würde auf die Idee kommen, zum Beispiel mit dem Auto vor C&A zu fahren. Das ist an der Kö nun mal anders. Vor allem bei hochpreisigen Juwelieren, die es nur einmal in Deutschland gibt und wo man für wirklich viel Geld einkauft, wird man mit einer neuen Luxusuhr nicht 200 Meter bis zum nächsten Parkhaus laufen“, so Andreas Hartnigk weiter.

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Nun hofft er, dass auch die Verwaltung den Beschluss nochmal juristisch prüfen wird. „Es wird Zeit, bei diesem Vorhaben auf die Bremse zu treten.“ IG Kö-Geschäftsführerin Andrea Greubner betont jedoch, dass man sich „weiterhin gesprächsbereit zeigen werde“. Denn auch die Händler an der Düsseldorfer Königsallee wollen „eine lebendige und auch nachhaltige Stadt. Deswegen hoffen wir, dass man sich noch mal zusammensetzt und das Ganze lösen kann.“

Für den Fall, dass die Einziehung umgesetzt und der Corneliusplatz ab Frühjahr dauerhaft autofrei wird, kündigt IG Kö-Chef Wienen bereits juristische Konsequenzen an: „Wir werden dann gegen die Entscheidung klagen. Deswegen hoffen wir, dass Oberbürgermeister Stephan Keller den Beschluss bereits zeitnah beanstandet.“