Düsseldorf. Ein Antrag, die Ostseite der Königsallee autofrei zu machen wurde in den Ordnungsausschuss geschoben. Ein Versäumnis, meint die Opposition.
Wann wird die Königsallee autofrei? Wird sie überhaupt autofrei? Wird sie ein bisschen autofrei? Der Stadtrat behandelte das Thema am vergangenen Donnerstag im CCD Congress Center der Messe erneut. Es ging um einen Antrag der Partei/Klima-Fraktion und einen Ergänzungsantrag von SPD/Volt. Unterm Strich forderten die Oppositions-Fraktionen, die Ostseite (also die Einkaufsseite) der Kö zur autofreien Zone zu machen. Es sei höchste Zeit, endlich Fakten zu schaffen – anstatt Beschlüsse, die lediglich Ziele formulieren, die dann regelmäßig nicht erreicht werden“, sagte Lukas Fix am Rednerpult der Stadthalle.
Der Antrag wurde allerdings mit Stimmen von CDU, Grüne, FDP, Tierschutz/Freie Wähler und OB Stephan Keller fürs Erste abgelehnt und in den Ordnungs- und Verkehrsausschuss (OVA) nach der Sommerpause (26. August) geschoben. Klimaliste-Sprecher Fix bedauerte dies ausdrücklich: „Wir hätten hier einen Versuch für die Kö-Ostseite beschließen können, damit mal etwas passiert.“
Volkenrath: „Schwarz-grüne Verschieberitis“
Und auch dem SPD-Verkehrsexperten Martin Volkenrath geht die „schwarz-grüne Verschieberitis“, wie er sie nennt, auf den Keks. „Ständig werden bei wichtigen Themen Anträge in den nächsten Ausschuss geschoben, damit man sich nicht positionieren muss“, so Volkenrath, der laut eigener Aussage selbst häufig auf der Kö unterwegs ist. „Ich muss ganz ehrlich sagen: Eine Aufenthaltsqualität ist da nicht gegeben, und das liegt an den Autos. Die parken ständig rückwärts aus, dann kommt es zu kleineren oder größeren Staus, dadurch entstehen viele Abgase. Es geht also auch um die ökologische Qualität.“ Der Sozialdemokrat hält dabei den „ideologischen Widerstand“ der Interessengemeinschaft (IG) Königsallee für ein großes Problem. „Die ist fixiert auf die Upper-Szene mit ihren teuren Uhren und dicken Autos.“
Monika Lehmhaus springt indes für die Kö-Anlieger ein: „Wir als Politik sollten Wert auf den Austausch mit der Interessengemeinschaft legen. Man sollte die Anlieger nicht unterschätzen.“ Die IG Kö habe sich zu einem Kompromiss durchgerungen, man sollte nicht außer Acht lassen, dass man dort immer gesprächsbereit sei.
Engstfeld sucht „maximalen Konsens“
Bisher teilt sich die Ostseite der Königsallee so auf: Es gibt den Radweg am Kö-Graben, der auch von Fußgängern benutzt werden darf und auf dem es deshalb immer wieder zu gefährlichen Situationen kommt; dann die Fahrbahn für Autos mit Querparkern auf der einen und Längstparkern auf der anderen (Einkaufs-)Seite; und schließlich der breite Bürgersteig und die Geschäfte als Einkaufsmeile. Der von Lehmhaus angesprochene Kompromiss sieht nun einen weiteren Fahrradweg dort vor, wo sich bisher die Längstparkbuchten für Autos befinden.
Stefan Engstfeld, der als OB-Bewerber im Kommunalwahlkampf im Vorjahr eine autofreie Kö versprach, hat diesen Kompromiss mit der IG Kö mit ausgearbeitet. Der Düsseldorfer Grünen-Chef suche mit Anliegern und Interessengemeinschaft den „maximalen Konsens“, wie er sagt. „Aber der Jetzt-Zustand geht nicht mehr, das ist unumstritten.“
Kö soll Aushängeschild der Stadt bleiben
Warum geht es dann so langsam voran? Dass die Angelegenheit jetzt – auch mit den Stimmen seiner Grünen – aus dem Rat in den OVA weitergeschoben wurde, sieht Engstfeld nicht so dramatisch. Man sei sich mit der CDU in der Grundidee schon einig, die Autos auf der Meile zu reduzieren, nur das Tempo sei strittig. „Es geht aber nicht darum, einen Geschwindigkeitswettbewerb zu gewinnen, sondern am Ende muss das Ergebnis stimmen“, so der 50-Jährige. Man müsse die Königsallee „zukunftsfest“ machen und „nachhaltig stabilisieren“. Auch in 20 bis 30 Jahren solle die Kö noch ein Aushängeschild für Düsseldorf und eine Prachtmeile darstellen. „Das müssen wir dann aber alle zusammen mit den richtigen Maßnahmen gewährleisten“, so Engstfeld.