Europäische Zentralbank senkt Leitzins auf das Rekordtief von 1,0 Prozent. Zudem erhalten Banken, die unter Druck geraten sind, erneut Kredite.

Frankfurt/Main. Die Banken in der Euro-Zone bekommen erneut Hilfe von der Europäischen Zentralbank (EZB). Die wegen der Schuldenkrise unter Druck stehenden Institute können sich bis zu einer Laufzeit von drei Jahren Geld in unbegrenzter Höhe von der EZB leihen, sagte neue EZB-Präsident Mario Draghi in Frankfurt.

„Das soll die Funktionsfähigkeit des Geldmarktes erhalten“, sagte Draghi. Geplant sind zwei Versteigerungen. Der Kredit kann bereits nach einem Jahr zurückgezahlt werden. Bislang stellt die EZB für maximal ein Jahr Liquidität zur Verfügung.

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Dabei soll es einen festen Zinssatz geben, der sich am Leitzins der Zentralbank orientiert. Diesen hatte die EZB kurz zuvor um 0,25 Prozentpunkte auf das Rekordtief von1,0 Prozent gesenkt. Einige Volkswirte hatten sogar gefordert, dass die Notenbank die Zinsschraube noch beherzter lockert. Bereits im November war der wichtigste Zins zur Versorgung der Kreditwirtschaft mit Zentralbankgeld im Euroraum um 0,25 Punkte zurückgenommen worden. Damit hat Draghi die Zügel schon zum zweiten Mal in Folge gelockert.

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Die Banken müssen zudem weniger Geld als Sicherheit bei der EZB hinterlegen, wodurch mehr Kredite ausgereicht werden können. Die sogenannte Mindestreserveanforderung werde auf ein Prozent halbiert, sagte Draghi. Außerdem werden von Banken künftig geringere Sicherheiten als Gegenleistung für Zentralbankgeld verlangt.

Grund für das Eingreifen der EZB ist das Misstrauen der Banken untereinander. Sie leihen sich in normalen Zeiten genügend Geld gegenseitig auf dem sogenannten Interbankenmarkt. Diese Quelle ist aber nahezu versiegt, weil die Institute wegen der Schuldenkrise ihr Geld lieber horten, anstatt der Konkurrenz zu leihen. Sie fürchten, im Falle einer Pleite auf ihren Forderungen sitzenzubleiben. Weil auch US-Geldmarktfonds den europäischen Banken wegen der Schuldenkrise kaum noch Geld leihen, stellen die großen Notenbanken bis 2013 Dollar-Liquidität in unbegrenzter Höhe zur Verfügung und senkten zudem die Kosten für die Kreditgeschäfte.

Die Forderung nach einem quasi unbegrenzten Kauf von Staatsanleihen der Euro-Schuldenstaaten lehnen die Notenbanker um Draghi aber weiterhin ab. „ Das Programm läuft weder ewig noch ist es unbegrenzt “, bekräftigte der EZB-Präsident erneut. Seit Mai 2010 steckte die Notenbank Milliarden in den Kauf von Staatsanleihen von kriselnden Staaten wie Griechenland, Portugal und seit einiger Zeit auf Italien.

Nach den letzten veröffentlichten Zahlen hat die EZB Staatsanleihen im Volumen von 207 Milliarden Euro in ihren Büchern. Weil damit Staatsschulden über die Notenbankbilanz finanziert werden, ist die Maßnahme umstritten. Etliche Ökonomen und Politiker fordern gleichwohl eine drastische Ausweitung der Käufe: Nur die EZB könne so verhindern, dass große Euro-Volkswirtschaften wie Italien und Spanien und damit der Euro insgesamt in Gefahr gerate. (Reuters/dpa/abendblatt.de)