Die Europäische Zentralbank steht vor einer weiteren Zinsentscheidung. Notenbank wird versuchen, den Druck auf die Politik hochzuhalten.

Frankfurt/Main. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) ist wenige Stunden vor dem Start des EU-Krisengipfels in Brüssel zu einer seiner wahrscheinlich wichtigsten Sitzungen seit Ausbruch der Finanz- und Schuldenkrise zusammengekommen. In Frankfurt stecken die Währungshüter ihren geldpolitischen Kurs ab und dürften – so die Meinung der meisten Analysten und Ökonomen – mit einer weiteren Zinssenkung auf dann ein Prozent auf die dunklen Konjunkturwolken reagieren, die am Horizont heraufziehen.

Zudem werden die Notenbank versuchen, den Druck auf die Politik hochzuhalten, beim EU-Gipfel einen Durchbruch zu erzielen. Doch damit dürfte es der neue EZB-Präsident Mario Draghi nicht belassen.

+++ Wege zu mehr Haushaltsdisziplin +++

+++ Experten hoffen auf weitere Zinssenkung +++

Fachleute gehen davon aus, dass die Notenbank das ihrige tun wird, um vor allem das europäische Bankensystem wetterfest zu machen. Dazu gehören etwa zwei- oder sogar drei Jahre laufende Refinanzierungsgeschäfte mit den Banken und eine noch weitere Lockerung der Sicherheitenregeln der Zentralbank.

Ob die EZB in einem weiteren Schritt damit beginnen wird, nach dem EU-Gipfel deutlich massiver an den Anleihemärkten zu intervenieren, ist unklar. Viele Beobachter hatten Draghi zuletzt so verstanden, dass er sich für den Fall, dass die Staats- und Regierungschefs in Brüssel den gordischen Knoten dieser Krise durchschlagen, diese Option als kurzfristige flankierende Maßnahme offen lässt. Sollte der Gipfel scheitern, wäre die EZB wahrscheinlich ohnehin dazu gezwungen. (Reuters/abendblatt.de)