Die Europäische Zentralbank um EZB-Chef Draghi senkt zum zweiten Mal in kurzer Folge die Zinsen auf das Rekordtief von 1,0 Prozent.
Frankfurt/Main. Kurz vor Start des EU-Krisengipfels in Brüssel fallen die Zinsen in der Euro-Zone auf das Rekordtief von 1,0 Prozent. Zur Stützung der von Staatsschulden- und Finanzkrise schwer belasteten Wirtschaft verringerte der EZB-Rat am Donnerstag in Frankfurt den Leitzins wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte auf das Rekordtief von 1,0 Prozent.
Einige Volkswirte hatten sogar gefordert, dass die Notenbank die Zinsschraube noch beherzter lockert. Bereits im November war der wichtigste Zins zur Versorgung der Kreditwirtschaft mit Zentralbankgeld im Euroraum um 0,25 Punkte zurückgenommen worden. Damit hat neue EZB-Präsident Mario Draghi die Zügel schon zum zweiten Mal in Folge gelockert.
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Niedrige Zinsen verbilligen Kredite. Das erhöht die Investitionsneigung von Unternehmen und die Konsumfreude der Verbraucher – und kann so die Konjunktur ankurbeln. Zugleich befeuern niedrige Zinsen aber die Inflation – und die liegt weiter deutlich über dem Zielwert der EZB von knapp zwei Prozent. Im November hatte die jährliche Inflationsrate im Euroraum bei 3,0 Prozent gelegen. Experten sind sich aber einig, dass der Höhepunkt überschritten ist und der Preisdruck nun stetig abnehmen wird.
Offen ist, ob die Notenbank ihr Programm zum Kauf von Anleihen kriselnder Euro-Staaten ausdehnt. Das fordern Ökonomen in aller Welt. Nach ihrer Überzeugung hat allein die EZB die Instrumente, der Krise als schnelle Einsatztruppe rasch Herr zu werden. Während Draghis Vorgänger Jean-Claude Trichet für diesen Tabubruch massiv kritisiert worden war, stellte der Italiener kürzlich vor dem Europaparlament ein stärkeres Engagement der Notenbank in Aussicht – wenn die Politik sich zuvor auf einen strikten Haushaltspakt einigt. Was er damit genau meint, ließ Draghi jedoch offen.
Gegen die Engpässe im Finanzsystem stellt die EZB den von der Schuldenkrise gebeutelten Geschäftsbanken weiter unbegrenzt billiges Geld zur Verfügung. Damit soll ein Austrocknen des Kreditmarktes verhindert werden. Bislang bietet die Notenbank Geschäfte mit der außergewöhnlich langen Laufzeit von bis zu einem Jahr an. Experten erwarten, dass die EZB künftig auch langfristige Kreditgeschäfte für die Banken der Eurozone mit Laufzeiten von zwei oder gar drei Jahren beschließen könnte. (dpa/abendblatt.de)