Wenn 11.000 Schlecker-Mitarbeiter am Sonnabend ihren Job verlieren, müssen sie zügig ihre nächsten Schritte überlegen und festlegen.

Stuttgart/Ehingen. Wenn der Schlecker-Konzern am Sonnabend (24. März) 2200 seiner 5400 Märkte schließt, verlieren 11.000 der circa 25.000 Beschäftigten ihren Job – die allermeisten von ihnen sind Frauen. Die Betroffenen müssen sich dann schon bis Dienstag (27. März) entscheiden, ob sie in eine Transfergesellschaft wechseln wollen. Diese Frist gelte auch dann, wenn am Dienstag noch gar nicht klar sei, ob es überhaupt eine Transfergesellschaft geben werde, sagte ein Sprecher der Agentur für Arbeit Baden-Württemberg am Freitag in Stuttgart. „Wenn Beschäftigte nicht in die Transfergesellschaft wollen, dann muss der Insolvenzverwalter ja die Kündigungen vorbereiten und versenden. Dafür ist eine gewisse Vorlaufzeit nötig.“

Nachdem Gespräche über ein gemeinsames Vorgehen aller 16 Bundesländer am Donnerstag ohne Ergebnis zu Ende gegangen waren , prüft Baden-Württemberg nun, ob es die Auffanglösung für die Beschäftigten zunächst alleine auf den Weg bringt. Eine Entscheidung soll aber erst im Laufe der kommenden Woche fallen. Eine Transfergesellschaft würde die 11.000 vor der Entlassung stehenden Beschäftigten vor dem Fall in die Arbeitslosigkeit bewahren. Dafür müsste ein Kredit der Staatseigenen KfW von 71 Millionen Euro mit einer Bürgschaft abgesichert werden.

+++ Die Entscheidung fällt erst nächste Woche +++

+++ Was der Familie Schlecker zum Leben bleibt +++

Wenn Baden-Württemberg zunächst in Vorleistung trete, müssten die anderen Bundesländer schauen, wie sie sich durch eine Rückverbürgung daran beteiligen könnten, sagte der Ministeriums-Sprecher. Probleme können dabei unter anderem in Nordrhein-Westfalen auftreten, wo sich der Landtag als zuständiges Gremium aufgelöst hat.

In der Transfergesellschaft könnten die Schlecker-Beschäftigten, die im Zuge der Insolvenz ihren Arbeitsplatz verlieren, bis zu einem Jahr lang qualifiziert und in neue Jobs vermittelt werden. Die Gewerkschaft Verdi mahnte die Politik zur Eile. „Wer Milliarden für marode Banken bereitstellt, muss auch mit ein paar Millionen für Tausende von Arbeitsplätzen helfen“, sagte Gewerkschaftschef Frank Bsirske der „Passauer Neuen Presse“.

Die potenziellen Träger der Transfergesellschaften haben unterdessen schon erste Aufträge bekommen. Die Personalentwicklungsagentur Peag wurde nach einem Bericht der „Stuttgarter Nachrichten“ beauftragt, von gut 900 Schlecker-Mitarbeitern Profile zu erstellen. „Bisher sind wir noch nicht mit der Transfergesellschaft beauftragt, sondern nur für das Profiling“, sagte der Sprecher der Geschäftsführung, Gerd Galonska, den „Stuttgarter Nachrichten“. Bis Dienstag bleibe nun Zeit, für jeden Beschäftigten in Einzelgesprächen eine individuelle Beratung und Vermittlung vorzubereiten.

Das Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn warnte hingegen vor zu hohen Erwartungen an die geplante Transfergesellschaft. Bisherige Erfahrungen ließen an dem Vermittlungserfolg solcher Gesellschaften erhebliche Zweifel aufkommen, sagte der IZA-Arbeitsmarktexperte Hilmar Schneider, der „Frankfurter Rundschau“. „Die Vermittlungstätigkeit der Transfergesellschaften ist im Durchschnitt nicht besser als die der Bundesagentur für Arbeit.“

+++ Transfergesellschaften als Auffangbecken im Sanierungsfall +++

Schlecker schließt nach dem Plan des Insolvenzverwalters am Sonnabend (24. März) 2200 seiner 5400 Märkte, rund 11.000 der circa 25.000 Beschäftigten verlieren ihren Job – die allermeisten von ihnen sind Frauen. Besonders viele Filialen sollen in Nordrhein-Westfalen wegfallen, stark betroffen sind Bayern und Baden-Württemberg. (dpa/abendblatt.de)