Hamburg. HSV erhält auch Millionen von geheimen Geldgebern. Zuvor suchte Ex-Vorstand Wüstefeld monatelang vergeblich nach einer Lösung.

Vorweihnachtliche Freude beim HSV: Wie der Club am Mittwoch verkündete, sei die Finanzierung der Sanierungsarbeiten am Volksparkstadion gesichert. Für die fehlenden Millionen sorgt einmal mehr Investor Klaus-Michael Kühne, der gemeinsam mit weiteren Geldgebern aus Hamburg das erforderliche Darlehen zur Verfügung stellte.

Die genaue Summe gab der HSV nicht bekannt, es dürfte sich aber um mindestens 20 Millionen Euro handeln. Auch die Namen der Darlehensgeber sind noch unbekannt. Die Kosten, um die Arena für die EM 2024 zu modernisieren sowie die für die weitere Genehmigung von Heimspielen im Volkspark erforderliche Dachmembran auszutauschen, betragen mindestens 30 Millionen Euro.

Vor dem Haushaltsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft sprach Ex-Vorstand Thomas Wüstefeld zuletzt von insgesamt 33 Millionen Euro. Davon werden zehn Millionen Euro für die erste Bauphase (neues Flutlicht und Stromkabel) während der aktuellen WM-Pause beziehungsweise im Frühling für die neue Beschallungsanlage benötigt. Diese Summe finanzierte der HSV aus eigenen Mitteln. Die weiteren mindestens 20 Millionen Euro werden nun fremdfinanziert.

HSV sichert Finanzierung der Stadion-Sanierung dank Kühne

„Wir freuen uns über diese Unterstützung unseres Gesellschafters und auch über das besondere Vertrauen und den konstruktiven Austausch mit unseren weiteren Darlehensgebern“, ließ sich Finanzchef Eric Huwer in einer offiziellen Mitteilung zitieren.

Laut der „Bild“ soll Kühne die Hälfte der Kreditsumme beisteuern. Die weiteren rund zehn Millionen Euro sollen von drei Hamburger Familien und Unternehmen stammen, die noch keine Anteilseigner beim HSV sind. Die Laufzeit des Darlehens betrage demnach mindestens fünf Jahre, der Zinssatz soll bei jeweils unter fünf Prozent liegen.

„Dass das gesamte Darlehensvolumen von mehreren Kapitalgebern zur Verfügung gestellt wird, betrachten wir als ein sehr gutes Zeichen“, sagte Aufsichtsratschef Marcell Jansen.

Huwer, seit dem Rücktritt von Wüstefeld Hauptverantwortlicher seines Ressorts, arbeitete seit Monaten an einer Finanzierung der Stadionsanierung. Nun konnte Huwer Vollzug vermelden, wodurch seine Chancen, in den Vorstand aufzurücken, weiter gestiegen sein dürften.

HSV findet endlich eine Stadion-Lösung

Ursprünglich sahen Wüstefelds Pläne zur Stadion-Sanierung einen Kredit von HSV-Hauptsponsor HanseMerkur in Höhe von 23 Millionen Euro vor. Gleich mehrfach hatte der Ex-Vorstand seit Juli dieses Jahres eine Finalisierung der Finanzierung für die jeweils kommende Woche angekündigt. Doch der Deal scheiterte letztlich an der fehlenden Bürgschaft, die die Hamburger Versicherungsgruppe als Bedingung für das Darlehen einforderte.

Wüstefeld hatte auf eine Bürgschaft der Stadt gehofft, blitzte bei seinen Plänen jedoch mit Verweis auf die bereits gezahlten 23,5 Millionen Euro in aller Deutlichkeit ab.

Zur Erinnerung: Jene Summe zahlte die Stadt dem HSV vor zwei Jahren im Rahmen einer Erbpacht für das Stadiongrundstück. Von dem Geld sollte der Club das Volksparkstadion modernisieren, eine Zweckgebundenheit wurde dagegen vertraglich nicht fixiert. Im Gegenzug sicherte der Zweitligist der Stadt zu, keine weiteren Steuergelder für die Sanierung zu beantragen.

Von den 23,5 Millionen Euro ist inzwischen nichts mehr übrig. Das Geld wurde für laufende Kosten während der Corona-Pandemie ausgegeben.

HSV leitete Ausschuss wegen Stadion ein

Doch der Ärger über die Trickserei rund um die städtischen Millionen, weswegen beim HSV sogar ein interner Untersuchungsausschuss gegen die damaligen Vorstände Frank Wettstein (Finanzen) und Jonas Boldt (Sport) engeleitet wurde, scheint zumindest beim Club aus dem Volkspark mit der neuen Einigung vom Mittwoch verflogen.

„Das sportliche Schicksal kann ich nicht beeinflussen, aber ich möchte mit meiner Kühne Holding dazu beitragen, die Strukturen zu stabilisieren, damit der HSV gestärkt in die Rückrunde starten kann“, ließ sich Kühne in dem Kommuniqé zitieren.

Kühne freut sich über Stadion-Deal beim HSV

Sein Darlehen ist derweil losgelöst von den 120 Millionen Euro, die er dem HSV nach wie vor anbietet. Ein Deal, den Kühne an mehrere Bedingungen wie zum Beispiel die Aufstockung seiner Anteile (15,21 Prozent) knüpft, weshalb eine Rechtsformänderung von einer AG zu einer KGaA vonnöten wäre. Ein Schritt, der nicht ohne Weiteres möglich ist, da eine Mehrheit der Mitglieder erforderlich wäre.

Doch diese Zeit hatte der HSV für die Finanzierung der dringend erforderlichen Stadion-Sanierung nicht mehr, weshalb eine andere Lösung mit Kühne gefunden wurde. „Ich freue mich sehr, dass es noch weitere Unterstützer gibt, die zu einer positiven Entwicklung verhelfen, denn nur gemeinsam lässt sich eine Erfolgsgeschichte schreiben“, sagt der Investor.