Für die Slowakei ist die WM 2010 das erste große Fußball-Turnier. Viele Bundesliga-Spieler prägen das Team.

Bratislava. Die Slowakei hat ihren Platz auf der Weltkarte des Fußballs endgültig gefunden. Erstmals seit der Trennung von Tschechien im Jahre 1993 haben sich die Slowaken für ein großes Turnier qualifiziert und mit dem Ticket für Südafrika im Sommer 2010 die fußballerische Eiszeit im Lande beendet.

Nach dem 1:0-Sieg im entscheidenden Qualifikationsspiel gegen Polen kannte der Jubel in dem 5,5-Millionen-Einwohner-Land keine Grenzen. «Für uns ist ein Traum in Erfüllung gegangen», sagte Torjäger Stanislav Sestak vom VfL Bochum.

Der Fußball-Verband stachelte die Euphorie an und erneuerte seine Absicht, in Bratislava ein Stadion für die Nationalelf mit einem Fassungsvermögen von 40.000 Besuchern zu bauen. In der Jubelstimmung blieb der Architekt des Erfolges skeptisch. Trainer Vladimir Weiss ließ sich nicht zu großen Ankündigungen hinreißen und forderte den Verband stattdessen auf, den Erfolg der Mannschaft besser zu vermarkten. Der 54-Jährige drohte sogar mit Rücktritt, doch die Drohung nahm im slowakischen Fußball keiner so richtig ernst, immerhin hat Weiss das neue Team selbst geformt.

Der Name Weiss bürgt zurzeit in der Slowakei für Qualiät. Junger Hoffnungsträger des Nationalteams ist Vladimir Weiss, Sohn des Trainers. Der heute 20 Jahre alte Mittelfeldspieler wurde bereits als 16-Jähriger von Manchester City verpflichtet und gab im Mai dieses Jahres sein Debüt in der Premier League. An Talenten mangelt es nicht. Neben Weiss gefiel zuletzt auch der um zwei Wochen ältere Miroslav Stoch. Der Mittelfeldspieler steht immerhin beim FC Chelsea unter Vertrag, ist aber seit Sommer an den niederländischen Erstligisten Twente Enschede ausgeliehen.

Umjubelter Stürmer der Qualifikation war Sestak. Der 26 Jahre alte Angreifer des VfL Bochum traf in der Qualifikation sechsmal, so oft wie kein anderer Teamkollege. Neben Sestak ist Kapitän und Rekordnationalspieler Miroslav Karhan (FSV Mainz 05) eine feste Größe im Team. Zum Kader zählen aus der Bundesliga noch Peter Pekarik (VfL Wolfsburg), Lubos Hanzel (Schalke 04) sowie aus der zweiten Liga Erik Jendrisek (1. FC Kaiserslautern).

Eine besondere Rolle spielt Marek Mintal vom 1. FC Nürnberg. Der Bundesliga-Torschützenkönig von 2005 hatte vor einem halben Jahr seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt. Nach geglückter Qualifikation zeigte das «Phantom» plötzlich wieder Interesse an einer Rückkehr und könnte das Team in Südafrika entscheidend verstärken.

In der Qualifikation präsentierte sich die Slowakei als kompakte Mannschaft und erzielte je zwei Siege gegen Nordirland (2:1 und 2:0), Polen (2:1 und 1:0) sowie San Marino (3:1 und 7:0). Besonders prestigeträchtig war der 2:1-Sieg beim Nachbar Tschechien. Spätestens aber seitdem die Top-Kicker das Ticket für Südafrika in der Tasche haben, überstrahlt König Fußball im Lande sogar das so beliebte Eishockey - zumindest bis zu den Olympischen Winterspielen im Februar.