Die Grande Nation nach Schummeltor ganz klein. Trotz dritter Qualifikation in Folge heftige Kritik an Trainer Domenech.
Paris. Seit dem bitteren Vorrunden-Aus bei der zurückliegenden EM in Österreich und der Schweiz haben die französischen Fußball-Anhänger nicht mehr viel vom einst so bewunderten Fußball ihrer Nationalmannschaft gesehen. Die "goldene Generation", die Welt- und Europameister wurde, sollte abgelöst werden. Jedoch vollzieht sich der Umbruch zäher als erwartet.Dementsprechend schwer tat man sich auch während der WM-Qualifikation. Niemand dürfte vergessen haben, wie sich die Equipe Tricolore die Fahrkarte nach Südafrika gegen Irland erschummelt hat. Der Fußball-Weltverband FIFA jedenfalls sieht sich nach dem Handspiel von Frankreichs Kapitän Thierry Henry, der nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa sogar nachträglich für mehrere WM-Spiele gesperrt werden könnte, einige Monate vor der WM wieder einer unangenehmen Debatte über die Zulassung des Video-Beweises ausgesetzt.
Um Frankreichs Nationaltrainer Raymond Domenech gab und gibt es trotz der WM-Qualifikation eine große öffentliche Diskussion. Natürlich wäre es schwer zu erklären,einen Trainer, der seine Mannschaft zur WM-Endrunde geführt hat, sieben Monate vor dem Ereignis entlassen. Andererseits darf nicht vergessen werden, dass Domenech die Franzosen mit seinem Spielsystem und schlechter Öffentlichkeitsarbeit über 14 Monate langweilte. Fachliche Auseinandersetzungen mit seinem Kapitän Thierry Henry hat er bestritten. Sie haben trotzdem stattgefunden. Ex-Bayern-Spieler Bixente Lizarazu wirft Domenech vor, dass er nicht willens und fähig sei, über die fußballerische Qualität der Nationalmannschaft diskutieren zu können. Er wolle nur seine Pfründe retten. Dabei wäre eine Generalüberholung der französichen Auswahl dringend nötig.
In Frankreich ist von Champagner-Fußball vergangener Tage nichts mehr zu sehen. „Les Bleus“ sind von einem gesunden Franck Ribery ebenso abhängig wie die Roten von Bayern München. Ohne ihn herrscht Hilflosigkeit im Mittelfeld, und hängen die Spitzen Thierry Henry und Nicolas Anelka - manchmal auch Yoann Gourcouff aus Bordeaux - hilflos in der Luft. Prunkstück ist allenfalls die Abwehr um William Gallas (FC Arsenal) und Patrice Evra (Manchester United. Sie ließ in den zehn Qualifikationsspielen - darunter das peinliche 1:3 zum Auftakt in Österreich - nur neun Gegentore zu.
Gewiss, Domenech ist der erste Trainer, der Frankreichs Nationalmannschaft dreimal in Folge für ein Turnier qualifiziert hat. Nur: Titel hat er noch nicht geholt, und der ist 2010 auch nicht in Aussicht.