Als geschlossene Mannschaft und ohne Egotrips soll es im zweiten Anlauf klappen. Slowenien will aus den Fehlern von 2002 lernen.

Ljubljana. Schon vor dem ersten Auftritt in Südafrika bei der Fußball-WM darf sich Slowenien wie ein Gewinner fühlen. Die „Kleinen Drachen“ („Zmajceki“) haben in der Qualifikation ein Fußball-Märchen geschrieben und europäische Top-Teams wie Tschechien und Russland hinter sich gelassen. Nun ist die Chance da, endlich die Schmach von 2002 zu tilgen.

„Wir verbeugen uns vor den Jungs. Sie haben Slowenien stolz gemacht“, sagte Trainer Matjaz Kek über seine Spieler nach dem 1:0 im entscheidenden Spiel gegen Russland. Die Medien des Landes jubelten die Mannschaft in den siebten Himmel. „Sie spielen modernsten Fußball“, schrieb Slovenian Daily. Das Blatt Ekipa meinte: „2010 wird zum slowenischen Sommer. Brasilien, Spanien, zieht euch warm an.“

Teamgeist und Angriffsfußball prägten die Auftritte in der Qualifikation. Starallüren und Egotrips fanden keinen Raum mehr. Bei der WM-Premiere 2002 in Japan und Südkorea hatte sich der streitsüchtige Top-Star Zlatko Zahovic noch mit Trainer Srecko Katanec angelegt. Zahovic, Rekordnationalspieler (80 Spiele) und Rekordtorschütze (35 Tore) Sloweniens, wurde vorzeitig nach Hause geschickt. Das Team schied nach drei Vorrunden-Niederlagen aus.

Derjenige, der aus dem jetzigen Kollektiv am ehesten herausragt, ist Milivoje Novakovic. Der 30 Jahre alte Stürmer spielt seit 2006 beim 1. FC Köln und legte sich zuletzt mehrfach mit seinem Arbeitgeber aus der Bundesliga an. Gemeinsam mit seinem Teamkollegen Miso Brecko verlängerte er nach dem Russland-Spiel kurzerhand seine WM-Party in der Heimat und wurde schließlich von Kölns Manager Michael Meier per Charterjet zurück nach Deutschland beordert.

Neben Novakovic und Brecko fiel Zlatko Dedic aus der Bundesliga in der Qualifikation auf. Gegen Russland erzielte der Angreifer des VfL Bochum den „goldenen Treffer“ und sicherten sich damit einen Platz in den slowenischen Geschichtsbüchern. Abwehrspieler Matej Mavric vom Zweitligisten TuS Koblenz zählt zum erweiterten Kader, in dem Torwart Samir Handanovic von Udinese Calcio und Mittelfeldspieler Robert Koren vom englischen Zweitligisten West Bromwich Albion die weiteren Leistungsträger sind.

Die Vorfreude auf die WM im Zwei-Millionen-Einwohner-Land ist riesengroß und hat längst die höchsten politischen Kreise erfasst. Staatspräsident Danilo Turk lud das Team zum Empfang, nachdem die zweite WM-Teilnahme seit der Trennung von Jugoslawien 1991 feststand. Premierminister Borut Pahor löste ein Versprechen ein und putzte den Nationalspielern nach gelungener Qualifikation die Schuhe, so dass das Motto für die WM schon feststeht: „To Africa with clean shoes - nach Afrika mit sauberen Schuhen.“