Erfolgstrainer Ottmar Hitzfeld ist auf das Abenteuer in Südafrika zumindest abseits des Fußballplatzes bestens vorbereitet.

Frankfurt/Basel. „Ich habe vor vielen Jahren schon eine Safari gemacht. Ich habe sogar in einer Baumhütte übernachtet. Das war unheimlich spannend“, berichtete der deutsche Trainer der Schweizer Fußball-Nationalmannschaft, der die Eidgenossen zur Weltmeisterschaft im kommenden Jahr geführt hat und selbst zum ersten Mal bei einer WM dabei ist.

Inwieweit die Schweizer, die zum neunten Mal an einer WM-Endrunde teilnehmen werden, allerdings für die Duelle mit den Topteams gerüstet sind, muss sich erst noch zeigen. Selbst Hitzfeld sieht seine Mannschaft, die sich in der Qualifikation gegen Ex-Europameister Griechenland durchgesetzt hat, als Außenseiter. „Das primäre Ziel ist es, die Gruppenphase zu überstehen“, sagte der 60-Jährige, der seinen Profis aber auch Überraschungen zutraut: „An einem guten Tag können wir jeden Gegner schlagen.“

Zu den guten Gegnern könnte auch die deutsche Auswahl gehören. Für den im Schweizer Grenzland geborenen Hitzfeld, der die Eidgenossen seit Juli 2008 als Nachfolger von Jakob Kuhn betreut, wäre ein Duell mit seinem Heimatland etwas Besonderes. „Das wäre für mich emotional ein unglaublich intensives Spiel“, sagte der gebürtige Lörracher: „Aber lieber Deutschland in der Gruppe als in der K.o.-Runde. Deutsche Mannschaften steigern sich immer im Turnierverlauf.“

Diese im Ausland gefürchtete Stärke der Deutschen versucht Hitzfeld auch den Schweizern, die in der Vergangenheit dreimal ein WM-Viertelfinale erreicht haben (1934, 1938, 1954), einzuimpfen. „An den Deutschen wird die Mentalität geschätzt. Nicht unbedingt gut spielen, aber trotzdem gewinnen. An dieser Winner-Mentalität arbeiten wir.

Und es steckt viel Bundesliga-Erfahrung in meinem möglichen Kader“, erklärte Hitzfeld, der auf die Bundesligaprofis Diego Benaglio, Steve von Bergen, Christoph Spycher, Ludowic Magnin, Mario Eggimann, Eren Derdiyok und Tranquillo Barnetta vertraut.

Neben den deutschen Legionären baut Hitzfeld, nach dem die Walliser Gemeinde Staldenried im Anschluss an die WM-Qualifikation ihre kleine Arena benannt hat, vor allem auf seine eigenen strategischen Fähigkeiten. „Ich arbeite in Ruhe zu Hause am Laptop. Ich kann mehr Stratege sein. Es ist wie ein Projekt, das man gestaltet“, erklärte der frühere Meistercoach von Bayern München und Borussia Dortmund, der die tägliche Arbeit nicht vermisst und jetzt „mehr Lebensqualität“ genießt.

Mit der Lebensqualität könnte es für Hitzfeld bei einem schlechten Abschneiden in Südafrika allerdings schnell vorbei sein. Obwohl die Medien den Coach nach der geglückten Qualifikation als „Glücksfall“, „Superstar“, „Messias“ und „deutschen Hexer“ feierten, sind die Ansprüche im Hinblick auf die WM gestiegen. Ein Aus in der WM-Vorrunde wäre für die Schweizer Fans eine Enttäuschung. Dabei ist für Hitzfeld, der nach dem jüngsten WM-Sieg der U17-Junioren auf starken Nachwuchs hoffen kann, schon die WM-Teilnahme mit der Schweiz „vergleichbar mit einem Meistertitel mit Bayern“.