Kein afrikanisches Land war häufiger bei einer Endrunde dabei. Doch die großen Erfolge blieben trotz guter Einzelspieler bisher aus.

Jaunde. Der 8. Oktober 2005 war der schwärzeste Tag in der an Höhepunkten reichen Laufbahn des Fußball-Profis Pierre Wome. Mit seinem Strafstoß in der Nachspielzeit hätte er Kamerun mit Star Samuel Eto'o zur WM-Endrunde nach Deutschland schießen können - doch Wome versagten die Nerven, Eto'o brach in Tränen aus, und ein ganzes Land versank in tiefer Trauer. Mit vier Jahren Verspätung haben sich Wome und Eto'o ihren WM-Traum doch noch erfüllt, doch die Erinnerung an diesen jammervollen Tag im Oktober begleitet sie nach Südafrika.

«Als wir die WM 2006 verpassten, war das ein großer Schock für uns alle, von dem wir uns nur schwer erholten. Nun haben wir endlich die Chance, uns dafür zu revanchieren», sagte Eto'o. Der dreimalige afrikanische «Fußballer des Jahres» glaubt auch, dass Kamerun das gelingt: «Wir spielen auf sehr hohem Niveau und werden unser Bestes geben, um die Könige von Afrika zu werden. Wir wollen und können den Menschen zeigen, was der afrikanische Fußball leisten kann.»

Noch vor drei Monaten sah es allerdings nach einer Wiederholung der Schmach von 2005 aus. Der viermalige Afrika-Cup-Sieger hatte aus den ersten beiden Qualifikationsspielen nur einen Zähler geholt und der deutsche Trainer Otto Pfister sein Amt aufgegeben. Der Franzose Paul Le Guen übernahm das schwere Erbe und führte Eto'o und Co. mit vier Siegen in den verbliebenen vier Spielen zum sechsten Mal zur WM - kein afrikanisches Land war häufiger bei einer Endrunde dabei.

«Le Guen hat uns in einer schwierigen Zeit zusammengeschweißt. Er ist ein großartiger Psychologe und ein Coach mit modernen Ideen», lobte Eto'o den 45 Jahre alten Fußballlehrer, der Olympique Lyon zu drei französischen Meistertiteln in Folge führte, ehe seine Karriere bei den Glasgow Rangers und Paris St. Germain stagnierte. In Kamerun scheint Le Guen nun sein Glück gefunden zu haben, sein Vertrag wurde kürzlich bis zur WM verlängert.

Le Guen hat das Umfeld professionalisiert, die bisweilen allzu partywütigen «unzähmbaren Löwen» gebändigt und dabei auch unpopuläre Maßnahmen nicht gescheut. Er setzte den Ex-Kölner Rigobert Song, mit 131 Einsätzen Kameruns Rekordnationalspieler, als Kapitän ab und gab die Binde an Eto'o weiter, außerdem holte er Stürmer Pierre Achille Webo zurück ins Team. «Dieser Umschwung war sehr wichtig», sagte Webo selbst, «Le Guen ist es gelungen, Spielern, die zuvor keinen großen Einfluss hatten, wichtige Rollen zu übertragen.»

Der Trainer selbst redete seinen Anteil am Erfolg klein. «Der Schlüssel ist das Talent der Spieler. Ich habe ja nicht allzu viel am Personal geändert, wohl aber teaminterne Abläufe. Ich will, dass die Jungs mit Herzblut dabei sind und bei uns unter Top-Bedingungen arbeiten können», sagte er.

Als Weltranglisten-Elfter ist Kamerun das derzeit beste Team vom Schwarzen Kontinent, seit dem Viertelfinal-Einzug 1990 ist den Westafrikanern aber bei Weltturnieren nichts mehr gelungen. Dreimal kam das Aus schon in der Vorrunde - wie 2002, als es ein 0:2 gegen den späteren Vize-Weltmeister Deutschland gab.

Eto'o hofft dennoch, dass Kamerun 2010 in die Fußstapfen der legendären Mannschaft um Roger Milla tritt, die vor 20 Jahren als erstes afrikanisches Team in die Runde der letzten Acht kam: «Wir haben ein gutes Team, mit guter Mischung aus jungen und erfahrenen Profis. Ich bin sehr optimistisch, dass wir für eine Überraschung sorgen» - wie 2000, als Eto'o, Wome und Co. Olympiasieger wurden.