Ein halbes Jahr vor der WM schwächelt der Gastgeber. Doch Südafrikas brasilianischer Trainer Parreira sieht „Licht am Ende des Tunnels“.

Frankfurt/Johannesburg. Die Fußball-Fans im Gastgeberland sind sieben Monate vor WM-Beginn der Verzweiflung nahe, Carlos Alberto Parreira sieht dagegen wenige Wochen nach seinem Comeback als Coach der südafrikanischen Nationalmannschaft wieder „Licht am Ende des Tunnels“. Der nach 18-monatiger Unterbrechung auf die Trainerbank der „Bafana Bafana“ zurückgekehrte Brasilianer glaubt trotz der enttäuschenden Auftritte im November vor heimischer Kulisse gegen Japan und Jamaika (jeweils 0:0) an ein südafrikanisches WM-Wunder.

Parreira: "Der Himmel ist die Grenze"

„Wir sollten uns so vorbereiten, als ginge es in einen Krieg. Ich bin sehr optimistisch, dass wir das erreichen, was alle von uns erwarten. Das erste Ziel ist der Sprung in das Achtelfinale. Danach ist der Himmel die Grenze“, sagte Parreira, an dessen Überzeugung auch die zuletzt glanzlosen Auftritte des Weltranglisten-86. gegen Japan und Jamaika offenbar nichts geändert haben.

Der Einzug in das WM-Achtelfinale wäre für Südafrika jedoch eine Premiere und eine große Überraschung zugleich. Denn Südafrikas Nationalteam verpasste bei seinen bisherigen WM-Teilnahmen 1998 in Frankreich und 2002 in Japan und Südkorea jeweils die Qualifikation für die Runde der letzten 16. Für die WM in Deutschland hatte sich Südafrika erst gar nicht qualifiziert.

Parreira räumte ein, dass er sich nach dem Formtief unter seinem im Oktober entlassenen Vorgänger Joel Santana gegen Japan oder Jamaika noch einen Sieg erhofft hatte. „Es wäre wirklich sehr gut gewesen zu gewinnen, und ich bin enttäuscht darüber, dass es uns nicht gelungen ist“, sagte Parreira: „Die Ergebnisse haben uns nicht geholfen, ich bin nicht glücklich darüber. Doch mit der Leistung in den beiden Spielen war ich zufrieden. Nun müssen wir in die Zukunft schauen.“

Wenn die Fans am Kap der guten Hoffnung in die Zukunft schauen, verlieren sie mehr und mehr den Glauben, dass die bei der Auslosung am 4. Dezember in Kapstadt als Gruppenkopf gesetzten Südafrikaner tatsächlich die Vorrunde überstehen könnten. Denn in den vergangenen elf Spielen schoss „Bafana Bafana“ nur vier Tore und gewann zudem nur einmal (1:0 gegen Madagaskar). Die torlosen Remis zuletzt gegen Japan und Jamaika untermauerten zudem, warum Südafrika selbst auf dem eigenen Kontinent nur auf Rang 17 steht.

Südafrikas Team fehlen die Stars

„Wenn die Schlüsselspieler in guter Form und fit sind, wird sich das Niveau der Mannschaft schnell verbessern. Daran habe ich keinen Zweifel. Das Team hat zuvor auf einem hohen Niveau gespielt. Während meiner ersten Amtszeit hier schlugen wir Paraguay mit 3:0, und das ist das Niveau, das die Mannschaft wieder erreichen soll“, sagte Parreira.

Allerdings fehlen Parreira, der zuletzt ohne Erfolg Altstar Benny McCarthy zurück in die Mannschaft geholt hatte, im Gegensatz zu afrikanischen Teams wie der Elfenbeinküste oder Ghana Profis, die in Europas Topligen spielen. Rowen Fernandez, für Südafrika gegen Jamaika im Tor, sitzt beim Zweitligaklub Arminia Bielefeld nur auf der Bank.

Nach der Auslosung der WM-Gruppen wird der 66-Jährige mit dem WM-Gastgeber im März zunächst ein Trainingslager in seiner Heimat Brasilien beziehen, ehe es zur weiteren Vorbereitung im April nach Deutschland gehen soll. Einen genauen Standort nannte Parreira, der bei einer WM bereits die Nationalteams von Kuwait (1982) und der Vereinigten Arabischen Emirate (1990), Brasilien (1994 und 2002) sowie Saudi-Arabien (1998) trainierte, allerdings noch nicht.