1982 siegte Algerien mit 2:1 gegen Deutschland. Bei der Qualifikation zur dritten WM-Teilnahme war Bochums Yahia der gefeierte Held.
München/Algier. Als Algerien die dritte Teilnahme an einer Fußball-Weltmeisterschaft perfekt gemacht hatte, geriet das nordafrikanische Land in einen kollektiven Freudentaumel. Die Algerier feierten die Qualifikation nach einem 1:0 gegen Ägypten ausgelassen - allerdings kamen bei spontanen Partys 18 Menschen ums Leben, mehr als 250 wurden verletzt. Der Zivilschutz zählte zudem im ganzen Land 145 Personen mit Herzattacken bei den Feierlichkeiten.
Immerhin 24 Jahre hatten die Algerier darauf warten müssen, dass sich ihre Nationalmannschaft wieder für eine WM qualifiziert. 1986 in Mexiko hatte es den letzten Auftritt auf der Weltbühne des Fußballs gegeben. Nach drei Vorrundenspielen gegen Brasilien (0:1), Spanien (0:3) und Nordirland (1:1) musste die Mannschaft als Gruppenletzter jedoch vorzeitig die Heimreise antreten.
Unvergessene Tore gegen Deutschland
Wesentlich spektakulärer verlief dagegen die WM-Premiere Algeriens vier Jahre zuvor. Bei seinem ersten WM-Spiel gewann Algerien 1982 in Spanien gegen die von Jupp Derwall betreute deutsche Nationalelf sensationell mit 2:1. Rabah Madjer (54.) und Lakhdar Belloumi (68.) hießen in Gijon die Torschützen - Karl-Heinz Rummenigge (67.) war der zwischenzeitliche Ausgleich gelungen. Madjer und Belloumi werden noch heute als Helden verehrt.
Dass es damals für Algerien nicht zum Einzug ins Achtelfinale reichte, lag nach einem 0:2 gegen Österreich und einem 3:2 gegen Chile an einem Nichtangriffspakt im abschließenden Gruppenspiel zwischen Deutschland und Österreich. Die Deutschen mussten gewinnen, Österreich durfte sich eine knappe Niederlage erlauben: Der Endstand nach skandalösem Ballgeschiebe hieß 1:0 für die DFB-Auswahl. Der Traum Algeriens war nach dem Überraschungscoup gegen Deutschland jäh beendet. Die Partie ging als „Schande von Gijon“ in die Annalen ein. Deutschland erreichte das Finale gegen Italien (1:3).
Mitte der 1970er und in den 1980er Jahren gehörte Algerien zu den besten Teams des afrikanischen Kontinents. 1975 gewannen die Nordafrikaner die Mittelmeerspiele, 1978 die Panafrikanischen Spiele. 1980 belegten sie bei der Afrika-Meisterschaft den zweiten Platz, 1990 wurden sie zum bisher einzigen Mal sogar Afrika-Meister. Anschließend konnte Algerien nicht mehr an diese Erfolge anknüpfen.
Renaissance in einem schwierigen Umfeld
Die Qualifikation für die WM 2010 in Südafrika soll nun der Start in eine neue erfolgreiche Epoche werden. Doch eine Renaissance des Fußballs in dem 33-Millionen-Einwohner-Land hängt auch von der Stabilität des Umfelds ab. Seit der Unabhängigkeit des Landes 1962 gab es bereits 34 Nationaltrainer. Derzeit wird Algerien von Rabah Saadane betreut.
Der Weg zur Endrunde 2010 war für Saadane und Co. äußerst steinig. Erst in einem Entscheidungsspiel gegen den Erzrivalen Ägypten setzte sich Algerien durch. Das hitzige Duell sorgte auf und außerhalb des Rasens für helle Aufregung. Der Weltverband FIFA leitete gegen Ägypten wegen Krawallen und Angriffen auf das algerische Team am Rande des ersten Spiels in Kairo sogar eine Untersuchung ein.
Entsprechend groß war die Genugtuung der Algerier nach dem Erfolg gegen Ägypten. „Ich bin glücklich, denn jetzt weiß ich, dass es eine Gerechtigkeit in der Welt gibt“, sagte Abwehrspieler Madjid Bougherra. Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten stand ein Profi aus der Bundesliga: Der Bochumer Anthar Yahia hatte das entscheidende Tor erzielt. Neben Yahia gehören auch Karim Ziani vom deutschen Meister VfL Wolfsburg und Karim Matmour (Borussia Mönchengladbach) zum Kader.