Im Zuge des Dioxin-Skandals wollen die Futtermittelhersteller ihre Zulieferer besser kontrollieren. Schweinehöfe in Hannover gesperrt.
Schwerin/Hannover. In Mecklenburg- Vorpommern wollen die Futtermittelhersteller als eine Konsequenz aus dem Dioxin-Skandal ihre Zulieferer besser kontrollieren. Agrarminister Till Backhaus (SPD) sagte am Donnerstag nach einem Gespräch mit Futtermittelherstellern in Schwerin, dass jede einzelne Komponente im Mischfutter Futtermittelqualität haben müsse und lebensmitteltauglich sein. Bisher habe sich die Futtermittelindustrie auf ihr Eigenkontrollsystem verlassen und habe damit die Dioxin-Belastung im Futter nicht verhindern können. Daher trage sie die volle Verantwortung dafür, dass von ihrem Futter keine Gefahr ausgehe.
Alfred Hüttmann, der Vorsitzende der Gruppe Nordost des Deutschen Verbandes Tiernahrung, kündigte an, die Vorlieferanten zu zertifizieren und die Betriebe zu besuchen. Der Fall Bösel wäre bei derartigen Kontrollen vor Ort aufgefallen, meinte er. Der Verdacht bestehe. dass der Dioxineintrag über eine nicht registrierte Mischanlage im niedersächsischen Bösel erfolgte. Hüffmann sagte: "Da hat die Branche ihre Schularbeiten nicht gemacht.“
+++Das Dossier: Der Dioxin-Skandal: Nicht das Gelbe vom Ei+++
Der zusätzliche Kontrollaufwand halte sich bei Kosten und Zeit in Grenzen, wenn sich die Unternehmen dafür zusammenschließen würden. Die Forderung nach einer Trennung der Verarbeitung von technischem Fett und Fett für Futtermittel sei in Mecklenburg-Vorpommern bereits umgesetzt, sagte Hüttmann.
Backhaus forderte zudem, das Informationssystem in der Bundesrepublik deutlich zu straffen, es dauere derzeit einfach zu lange. „Hier muss der Bund mit den Ländern zu neuen Regelungen kommen.“ Am nächsten Dienstag sollen in Berlin die Verbraucherschutz- und Agrarminister zusammenkommen.
In Mecklenburg-Vorpommern sind derzeit noch drei Betriebe vorsorglich gesperrt – zwei Putenhalter, für die noch keine Analyseergebnisse des Futters vorlägen, und ein Schweinemastbetrieb, der Ferkel aus Thüringen erhalten hatte.
Unterdessen wurden Schweinehöfe in der Region Hannover gesperrt. Wegen erhöhter Dioxinwerte im Tierfutter sind seit Donnerstag nun auch neun Schweinehöfe in der Region Hannover gesperrt. Die Betriebe dürfen nach Angaben der Behörden zurzeit kein Schweinefleisch in den Handel bringen. Außerdem zogen Lebensmittelkontrolleure 2000 Eier aus dem Verkehr, die von einem gesperrten Hof aus dem Kreis Cloppenburg an einen Betrieb im Umland der Landeshauptstadt gegangen waren. Dies ist bereits das zweite Mal, das möglicherweise mit Dioxin belastete Eier in die Region Hannover gelangt sind. Bereits am Montag hatten die Behörden aus dem Handel zurückgezogene Eier vernichtet. (dpa/abendblatt.de)