Weitere 30 Betriebe wurden jetzt vorerst geschlossen, ein Arzt har die Firma Firma Harles und Jentzsch wegen versuchten Mordes angeklagt.

Lässt sich das Ausmaß des Dioxin-Skandals noch immer nicht abschätzen? Die Behörden haben 30 weitere Agrarbetriebe in Nordrhein-Westfalen wegen Dioxin-Verdachts gesperrt. Die Betriebe stünden auf einer verdächtigen Futtermittel-Lieferliste, die aus Niedersachsen übermittelt worden sei. Damit seien derzeit rund 180 Betriebe gesperrt, teilte das NRW-Verbraucherschutzministerium in Düsseldorf am Freitag mit. Unterdessen bestätigte sich bei einem Betrieb der Dioxin-Verdacht. Ein bereits gesperrter Legehennenbetrieb aus dem ostwestfälischen Kreis Minden-Lübbecke rief seine Ware zurück. Bei einem Schweinemastbetrieb im Kreis Borken konnte die Sperre dagegen aufgehoben werden. Bei der Staatsanwaltschaft ging eine Strafanzeige eines Verbrauchers ein.

Der Allgemeinmediziner Sten Neumann aus Havixbeck bei Münster hat Verantwortliche der Firma Harles und Jentzsch aus Schleswig-Holstein wegen schwerer Körperverletzung und versuchten Mord aus Habgier angezeigt. „Mir ist klar, dass das juristisch kurze Beine hat, solange kein Opfer namentlich benannt werden kann. Die Anzeige soll dazu beitragen, bei den Herstellern eine höhere Hemmschwelle gegen kriminelle Machenschaften zu erreichen“, sagte Neumann der Nachrichtenagentur dpa am Freitag. Unterdessen haben Untersuchungen bei Eiern aus Nordrhein- Westfalen erneut einen erhöhten Dioxinwert nachgewiesen. Ein gesperrter Legehennenbetrieb aus dem ostwestfälischen Kreis Minden- Lübbecke rief seine Ware zurück, wie die Kreisverwaltung in Minden am Freitag mitteilte. Die Werte seien leicht erhöht. Doch seien „keine akuten Gesundheitsschäden“ zu erwarten. „Seit der am 31. Dezember vorsorglich verhängten Sperre sind keine Eier aus diesem Betrieb mehr in den Handel gelangt“, erläuterte eine Sprecherin. „Es handelt sich um Eier mit dem maximalen Mindesthaltbarkeitsdatum vom 28.01.11.“ Ihre Stempelnummern lauten „1DE0508762“ oder „2 DE 0508761“.

Dagegen konnte die Sperre gegen einen Schweinemastbetrieb im Kreis Borken aufgehoben werden. Die dort gemessenen Dioxin-Werte lägen deutlich unter den Grenzwerten. Der Deutsche Verband Tiernahrung sprach sich gegen einen Hilfsfonds für vom Dioxin-Skandal betroffene Höfe aus. Geschäftsführer Bernhard Krüsken sagte: „Die vorhandene Versicherungslösung ist gleichwertig. Ein Fonds schüttet das Geld auch nicht mit dem Eimer aus.“ In beiden Fällen komme man um Einzelfallprüfungen nicht herum. „Natürlich muss das schnell passieren. Wichtig ist aber auch, dass es sauber passiert.“ Zudem existiere die Versicherung bereits, ein Fonds dagegen müsse erst noch eingerichtet und befüllt werden.