Immer montags: Der Fragebogen an die Abendblatt-Autoren, deren Namen man oft in der Zeitung liest. Heute: Juliane Lauterbach.

Ich bin Journalistin geworden, weil:
... ich Angst vor dem Lehrerzimmer hatte. Na, ganz so schlimm war es nicht, aber so richtig konnte ich mich nicht damit anfreunden, dass es nach dem Lehramtsstudium direkt wieder in die Schule gehen sollte. Also habe ich mich umgeschaut und eher aus Spaß mal ein Praktikum bei einer Tageszeitung gemacht. Nach einem halben Tag stand fest: Das mit dem Lehrerzimmer wird nichts mehr.


Meine großen Themen sind:
... als Redakteurin in der Lokalredaktion natürlich Hamburg hoch und runter. Am liebsten erzähle ich die menschlichen Geschichten, die hinter den harten Nachrichten versteckt sind.


Drei Dinge, die ich an Hamburg am meisten schätze:
Die Nähe zum Wasser, dass Hamburg gerade groß genug ist, um sich als moderner Großstadtmensch zu fühlen, und gerade noch klein genug, um doch hin und wieder zu denken: Was für ein hübsches Dorf.


Der interessanteste Interviewpartner, den ich bisher hatte:
Die interessantesten Gesprächspartner waren immer die, die kein Vorzimmer haben, das Termine koordiniert, die kein Management im Rücken haben und die den eigenen Namen noch nie in der Zeitung gelesen haben.


Demnächst würde ich gern mal ein Interview führen mit:
... „Spiegel“-Reporter Claas Relotius.

Das wären meine wichtigsten Fragen:
Was ist in Ihnen vorgegangen, als Sie das erste Mal eine Lügengeschichte aufgeschrieben haben? Hat das schlechte Gewissen mit jedem weiteren Mal abgenommen? Und: Hat es je eins gegeben?


Die schwierigste Geschichte, die ich recherchieren musste:
Der Fall eines Mannes, der schwere Vorwürfe gegen ein Krankenhaus erhob. Demnach soll bei einer OP ein Tuch in seiner Brust vergessen worden sein. Die Recherche war schwierig, aber am Ende veröffentlichten wir. Das Krankenhaus kündigte eine umfangreiche Auflistung aller „Fehler“ an. Das ist mehr als fünf Jahre her. Ich warte bis heute darauf.

Diese Geschichte hätte ich lieber nicht geschrieben:
Einen Zwischenruf, der jemanden zu Recht verärgert hat. Nochmals: Entschuldigung!

Das spannendste Ereignis, bei dem ich als Journalistin dabei sein durfte:
2015 durfte ich gemeinsam mit einem Kollegen das Projekt „Flüchtlingsreporter“ betreuen. Und von einem Tag auf den anderen teilte ich mir den Schreibtisch mit Menschen aus dem Irak, aus Syrien und Afghanistan. Ihre Schilderungen und ganz eigenen Perspektiven auf das, was gerade das ganze Land bewegte, haben mich sehr berührt. Der Kontakt besteht zum Teil bis heute.

Im letzten Leserbrief, den ich bekomme habe, ging es um:
... das Problem der Asbestbelastung in vielen Hamburger Gebäuden.


Die sozialen Medien sind für mich:
... beruflich einfach ein Medium von vielen. Privat eigentlich nur noch als eine Art digitales Adressbuch interessant.

Meine größte Leidenschaft ist:
Meine Band, in der ich seit acht Jahren singe und spiele. Einmal die Woche Handy aus und Krach machen muss sein.

Mein Lieblingsbuch/mein Lieblingsautor ist:
„Vincent“ von Joey Goebel.

Meine Lieblingsplätze in Hamburg sind:
Von April bis Oktober: unser Balkon. Dazwischen: die Sauna.


Das mache ich, wenn ich nicht arbeite: Meist irgendwas mit Musik (Klavier, Gitarre, Gesang) und auch ein bisschen Sport.

Im Abendblatt lese ich am liebsten:
Den Zwischenruf, Kommentare und Reportagen.

Wenn ich Chefredakteur des Hamburger Abendblatts wäre, würde ich ...
... mich wahrscheinlich schnell wieder nach meinem jetzigen Posten zurücksehnen.

Wenn das Hamburger Abendblatt ein Mensch wäre, dann wäre es ...
... ein netter Nachbar, der viel unterwegs ist und gerne davon erzählt. Dazu gibt’s Kuchen und Kaffee – im Kännchen natürlich.

Vita: Juliane Lauterbach (35) wurde in Varel (Friesland) geboren und absolvierte ihr Volontariat bei der „Hamburger Wirtschaft“. Seit 2011 ist sie beim Abendblatt. Sie lebt in Eimsbüttel, ist verheiratet und hat einen Sohn.