Keira Knightley spielt in „A Dangerous Method“ die Frau zwischen Sigmund Freud und Carl Gustav Jung.
Venedig. Liebesszenen in einem Boot auf dem Bodensee und eine nachgebaute Psychiatrie in einem Kölner Filmstudio – der zu großen Teilen in Deutschland gedrehte Film „A Dangerous Method“ über Sigmund Freud und Carl Gustav Jung hat beim Internationalen Filmfestival Venedig seine Weltpremiere gefeiert. Das historische Drama mit Keira Knightley, Viggo Mortensen und dem in Deutschland geborenen Michael Fassbender – bekannt aus „Inglourious Basterds“ – ist die zweite große deutsche Koproduktion, die im Wettbewerb des 68. Filmfestivals ins Rennen um den Goldenen Löwen ging.
Der mehrfach ausgezeichnete kanadische Regisseur David Cronenberg, der vor allem mit so unterschiedlichen Werken wie „Die Fliege“, „Tödliche Versprechen“ und „A History of Violence“ bekannt wurde, nimmt sich dieses mal einen histrischen Stoff vor: die Beziehung zwischen dem Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud, dem Psychiater Carl Jung und der jungen Russin Sabina Spielrein, die erst Jungs Patientin und dann seine Geliebte war. Cronenberg inszeniert „A Dangerous Method“ vor diesem Hintergrund aber auch als Liebesdrama und vor allem als intellektuelle Dreiecksbeziehung, wird doch Spielrein später selber Psychoanalytikerin.
„Ich glaube, dass die Menschen damals andere Gehirne hatten als wir heute“, erklärte der 68-jährige Filmemacher die Herausforderung des Drehs. Das Gehirn des Menschen hätten sich im Laufe der Zeit verändert, auch wegen der heutigen Technologien. „Deswegen ist es auch eine so große Herausforderung, eine Geschichte zu erzählen, die einhundert oder 120 Jahre zurückliegt.“ Nicht nur die Kostüme und die Ausstattung seien bei so einem Werk wichtig, sondern auch, dass sich die Schauspieler in diese Zeit versetzen und diese glaubwürdig verkörpern könnten.
Der Titel „A Dangerous Method“ (Eine gefährliche Methode) verweist dabei nicht nur auf den Fakt, dass Freuds Idee der Psychoanalyse gerade zu Beginn äußerst umstritten war. Er spielt auch auf die Gefahr an, zu der diese Dreiecksbeziehung für die Beteiligten wurde: Unter der Affäre litt nicht nur Jungs Ehe, auch seine enge Freundschaft zu Freud – und schließlich auch Jung selbst. Während Viggo Mortensen („Der Herr der Ringe“) schon in mehreren Cronenberg-Werken überzeugen konnte, ist es in „A Dangerous Method“ vor allem der 1977 in Heidelberg geborene Fassbender, der den Film durch die verschiedenen Ebenen trägt. Jungs zunächst unterdrückten Gefühle für Spielrein, seine Zerrissenheit und schließlich der Schmerz über den Bruch mit Freud – das alles überträgt Fassbender, der in Irland aufwuchs, fast schon allein mit seiner Mimik.
Deutlich schwächer fiel dagegen der französische Wettbewerbsbeitrag „Un été brúlant“ auf. Das Werk von Philippe Garrel trumpfte zwar mit einer wunderschönen Monica Bellucci auf, berührte mit seiner spröden Geschichte um einen etwas lustlosen Künstler, seine Frau (Bellucci) und seine Freunde allerdings nur wenig Zuschauer des Festivals. Fassbender und Knightley als hysterisch kreischende Patientin werden da sicher länger in Erinnerung bleiben.