Sich im romantischen Venedig feiern lassen – da sagen Prominente gerne zu. Zum 68. Filmfestival haben sich daher viele Stars angekündigt.
Venedig. Ein Internationales Filmfestival in Venedig ohne George Clooney – das ist nur schwer vorstellbar. Schließlich verzückte der Hollywoodstar in den vergangenen Jahren in schöner Regelmäßigkeit mit seinem Charme und seinen Begleiterinnen die Filmwelt am Lido. In diesem Jahr wird er sogar das älteste Filmfest der Welt mit seinem vierten Werk als Regisseur, „The Ides of March“, eröffnen. Der 50-Jährige wird aber bis zur Preisverleihung am 10. September nicht der einzige Star in Venedig sein: Neben dem Jury-Präsidenten US-Regisseur Darren Aronofsky („The Wrestler“) sind Kate Winslet, Madonna, Jodie Foster, Colin Firth, Gwyneth Paltrow, Christoph Waltz, Matt Damon, Jude Law und Al Pacino nur einige derjenigen, die in der Lagunenstadt erwartet werden.
Tatsächlich ist das englischsprachige Kino mit Werken aus den USA, Großbritannien und Kanada im Wettbewerb, in dem insgesamt 23 Beiträge um den Goldenen Löwen konkurrieren, stark vertreten. Schickt der auch privat politisch engagierte Clooney dabei ein Polit-Drama ins Rennen, versuchen es andere mit Filmen aus dem Mikrokosmos von Familien und Individuen. Darunter zum Beispiel David Cronenberg. Er stellt mit „A Dangerous Method“ ein intensives Drama um Sigmund Freud vor. Und Todd Solondz erzählt in „Dark Horse“ mit Mia Farrow von der Liebe zweier Außenseiter.
Ein Film allerdings wird wohl mit besonderer Spannung erwartet: „Carnage“ („Der Gott des Gemetzels“), das neue Werk von Regisseur Roman Polanski. Bei der Berlinale 2010 saß der 78-Jährige noch unter Hausarrest in der Schweiz fest und konnte nicht zur Premiere seines Films „Der Ghostwriter“ nach Deutschland reisen. Ihm wurde vorgeworfen, sich 1977 an einer Minderjährigen vergangen und sich dann der US-Justiz entzogen zu haben. Ob Polanski nun nach Venedig kommt, einem der drei wichtigsten Filmfestivals der Welt, ist noch unklar. Doch auch der Film selbst könnte für Wirbel sorgen, ist er doch mit Kate Winslet, Jodie Foster und Christoph Waltz prominent besetzt. Das Werk erzählt von zwei Ehepaaren, deren Jungs in einen Kampf geraten sind. Statt sich zu versöhnen, greifen sich die Eltern jedoch bald gegenseitig an. Kate Winslet wird übrigens auch in Steven Soderberghs Action-Thriller „Contagion“ zu sehen sein, der allerdings außer Konkurrenz läuft.
Dort wird sicher auch Madonna einige Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Der Popstar zeigt seine zweite Regiearbeit, das romantische Drama „W.E.“. Gefilmt vom deutschen Kameramann Hagen Bodganski („Das Leben der Anderen“) erzählt Madonna darin unter anderem die Geschichte des englischen Königs Edward VIII., der aus Liebe zu der geschiedenen US-Amerikanerin Wallis Simpson auf den Thron verzichtete. Während Colin Firth als Bruder von Edward VIII. in diesem Jahr den Oscar gewann, könnte Madonna allerdings Häme drohen. Schließlich war schon ihr Regiedebut „Filth and Wisdom“ von der Kritik verspottet worden.
Auch das europäische Autorenkino ist im Wettbewerb stark vertreten. Die Britin Andrea Arnold etwa, die beim Filmfest Cannes bereits Preise für „Red Road“ und „Fish Tank“ gewann, schickt ihre Romanverfilmung „Wuthering Heights“. Und die in Frankreich lebende Marjane Satrapi zeigt zusammen mit Vincent Paronnaud „Poulet aux prunes“, ihr zweites Werk nach dem umjubelten Animationswerk „Persepolis“ über ihre Kindheit im Iran. Nachdem im Vorjahr Tom Tykwer mit „Drei“ im Wettbewerb auf dem Lido lief, ist Deutschland in diesem Jahr dort allerdings mit keinem eigenem Film vertreten. Lediglich fünf mit deutschen Geldern ko-finanzierte Werke – darunter die Filme von Polanski und Cronenberg - sind im Rennen. Außer Konkurrenz hingegen ist der deutsche Schauspieler Daniel Brühl in dem spanischen Beitrag „Eva“ um einen schüchternen Wissenschaftler zu sehen, und in der renommierten Nebenreihe Orizzonti zeigt Regisseur Romuald Karmakar die Dokumentation „Die Herde des Herrn“.
Angesichts des Wettbewerbs mit so vielen Regiegrößen sieht es fast ein bisschen so aus, als habe sich Festivaldirektor Marco Müller selbst ein Geschenk gemacht. Immerhin ist dies sein achtes Festival in Venedig – und sein letztes. Ende des Jahres wird der gebürtige Römer als venezianischer Festivaldirektor abtreten. Wie dieser Festival-Jahrgang wirklich werden wird, bleibt abzuwarten – aber die Namen der Filmemacher versprechen einiges.