1997 hatten noch 15 Zentimeter Dicke gereicht. Morgen soll eine Entscheidung fallen. Doch Tausende gehen schon jetzt aufs Eis.
Hamburg. Kein Großereignis wird in Hamburg sehnsüchtiger erwartet als das Alstereisvergnügen, das, wenn die magische Marke von 20 Zentimetern Eisdicke erreicht wird, am kommenden Wochenende Hunderttausende Menschen auf Hamburgs größten Teich zu Glühwein, Grog und Punsch locken würde.
Ein seit 1997 erhofftes Vergnügen, das jedoch noch auf der Zielgerade an der Ämter-Arithmetik scheitern könnte. Die Frage ist einfach: Wann trägt das Eis? Einige Hamburger fragen sich schon, ob die Umweltbehörde das Alstereisvergnügen überhaupt will, wenn die Messlatte immer höher gelegt wird. Oder hat man beschlossen, das Eisvergnügen mit immer neuen Anforderungen bis zum kommenden Tauwetter auszusitzen? Andere Hamburger hingegen verweisen auf die enormen Risiken einer zu frühen Freigabe.
Sind es seit Anfang Januar geforderte 20 Zentimeter Eisdicke, so mäkelte die Umweltbehörde - als bei einer ersten Testmessung 14 Tage später tatsächlich diese Dicke gefunden wurde - an der Qualität des Eises. Das Eis ist gestern Mittag nun durchschnittlich 18 Zentimeter dick gewesen, das Kerneis aber nur 13,5. Nur dieses blasenfreie Kerneis sei trägfähig, hieß es. Und außerdem müsse man 50-mal messen. Eine Rechnung, "die schon sehr komisch sei", bemerkt Markus Schreiber, Chef des Bezirks Mitte, der selbst "sehnsüchtig" auf das Vergnügen wartet. Gestern sägte die Feuerwehr übrigens ein Stück Eis aus der Alster, das 19 Zentimeter Dicke aufwies.
Auch ein Senatsmitglied hofft sehr auf das Alstereisvergnügen: Kultursenatorin Karin von Welck. "Ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn es klappt, weil ich es noch nie mitgemacht habe", hatte sie am Rande des Presseballs gesagt. Tausende haben unterdessen diese Eis-Frage längst für sich entschieden und genießen schon jetzt Spaziergänge, Schlittschuhläufe oder eine Partie Eishockey.
1997 reichte der Behörde übrigens noch eine Dicke von 15 Zentimetern, was eine Million Besucher anlockte. Die Umweltbehörde warnt im Internet weiter vor "den Gefahren auf dem Eis der Alster". Wegen fehlender "Eismächtigkeit" zum Beispiel. Die kälteerfahrene Schweiz ist bei der Eisfrage deutlich gelassener. Bei zwölf Zentimetern dürfen "große Volksmassen" dann zum Beispiel auf den Zürichsee. Was im Schnitt dort alle 70 Jahre (als "Seegfrörni") vorkommt und Massenaufläufe verursacht.
Im Bezirksamt Eimsbüttel schaut man mit gespannter Erwartung in Richtung Wochenende - mit einem Chef, der sich gerne auf der Alster vergnügt. "Klar würde ich mich freuen", sagt der scheidende Eimsbütteler Bezirksamtsleiter Jürgen Mantell. Eine Bude mitten auf dem Eis, das sei ein umwerfendes Erlebnis. Und von Mantells Behörde würde es abhängen, wer auf der Alster seinen Stand aufbauen dürfte. Denn das Alstervergnügen findet traditionell am Fährdamm in Harvestehude statt, das zu Eimsbüttel gehört.
Am "Cliff" sammelten sich auch 1997 die Buden und Stände - der Standort hat sich als tauglich erwiesen. Gewerbe- und Gaststättengenehmigungen werden im Bezirksamt ausgestellt. "Wir warten nur auf das Signal der Umweltbehörde", heißt es im Bezirksamt. Wenn die am Mittwoch entscheidet, ob das Eis am Wochenende freigegeben wird, vergibt der Bezirk im Verein mit der Umweltbehörde die Lizenzen.
Wie das genau vonstatten geht und an wen sich Interessierte wenden können, darüber konnte gestern noch niemand genau Auskunft geben. Bezirkschef Mantell ist sich jedoch sicher, "dass wir gut vorbereitet sind".