Holger Stanislawski testet 22 Spieler - alle überzeugen. Markus Thorandt und Rouwen Hennings erzielen die Treffer beim 2:0-Sieg.
Hamburg. Das Millerntorstadion glich einer Oase. Ein Blick von der Südtribüne aufs Heiligengeistfeld - weiß. Richtung Wirtschaftsgymnasium - weiß. Richtung Bunker - weiß. Schneewüste überall. Nur das kleine Stückchen Rasen in der Arena, genannt Spielfeld, präsentierte sich am Sonntag als veritabler Vegetationsfleck. Die Rasenheizung und viele fleißige Helfer hatten das Grün in den vergangenen Tagen vom Eis und Schnee befreit und so das einzige Testspiel des FC St. Pauli vor dem Rückrundenstart am kommenden Sonnabend bei RW Ahlen ermöglicht.
Dass das Millerntor gestern auch noch zu einer Oase der Glückseligkeit wurde, war dann den Kiezkickern zu verdanken, die im Duell des Zweiten der Zweiten Liga gegen den Zweiten der Ersten Liga, den FC Schalke 04, keinen Klassenunterschied erkennen ließen. Im Gegenteil: St. Pauli gewann zur Freude der meisten Fans unter den 18.047 Zuschauern verdient mit 2:0. "Es war nur ein Vorbereitungsspiel", versuchte St. Paulis Sportchef Helmut Schulte, über zehn Jahre selbst als Trainer und Jugendkoordinator in Gelsenkirchen aktiv, anschließend die Euphorie ein wenig zu bremsen, während bei vielen Anhängern das Wort "erstligareif" die Runde machte.
Vor allem in der zweiten Hälfte hatte St. Pauli das Spiel gegen den Meisterschaftsanwärter aus der Bundesliga dominiert, so dass es nach einer Stunde Schalke-Trainer Felix Magath nicht mehr auf der Bank hielt. "Vielleicht habe ich falsch ausgewechselt", sagte Magath, der Kevin Kuranyi und Rafinha nicht mit nach Hamburg genommen hatte. "Ich habe keine Ahnung, was vor allem mit unserer Innenverteidigung los war." Ein ums andere Mal stürmten St. Paulis Offensivkräfte allein auf Nationaltorwart Manuel Neuer zu. Sie verpassten es allerdings, nach den Toren von Markus Thorandt (38.) und Rouwen Hennings (49.) das Ergebnis deutlicher zu gestalten. "Wenn Neuer nicht drei- oder viermal rettet, geht das hier noch viel höher aus", meinte auch der starke Florian Bruns, der mit tollen Pässen glänzte und das zweite Tor vorbereitete.
Trainer Holger Stanislawski hatte seine Ankündigung wahr gemacht und möglichst vielen seiner Profis die Gelegenheit gegeben, sich für einen Platz in der ersten Elf gegen Ahlen aufzudrängen. Gleich 22 Spieler kamen zum Einsatz und bezauberten als braun-weißes Winterballett. Nur Stammtorwart Mathias Hain (leichte Adduktorenprobleme), Kapitän Fabio Morena (zuletzt Wadenprobleme, gegen Ahlen gesperrt), Timo Schultz (im Aufbautraining nach einer Bänderverletzung), Morike Sako (zuletzt krank) und der erkrankte Neuzugang Richard Sukuta-Pasu waren nicht dabei. "Wir werden die Woche nutzen, um den finalen Kader für das Ahlen-Spiel zu finden", kündigte Stanislawski an, der angesichts des ausgeglichenen Teams weiter die Qual der Wahl hat.
Die richtige Wahl meinen St. Paulis Verantwortliche mit dem Verzicht auf ein Trainingslager im Süden getroffen zu haben. "Wir sind froh, dass wir heute im Stadion so gute Bedingungen hatten. Dafür auch noch mal ein Lob an alle Beteiligten", sagte Stanislawski. "Ich denke aber nicht, dass die Bedingungen in Ahlen genauso gut sein werden. Darauf sind wir vorbereitet." Zumindest zu einer Oase der Glückseligkeit könnte aber auch das Wersestadion für St. Pauli werden.
St. Pauli, 1. Halbzeit: Pliquett - Rothenbach, Thorandt, Eger, Lechner - Bourgault, Lehmann - Kruse, Takyi, Naki - Ebbers.
2. Halbzeit: Borger - Kalla, Gunesch, Eger (64. Drobo-Ampem), Oczipka - Boll, Daube - Kruse (64. Pichinot), Takyi (64. Winkel), Hennings, Bruns.
Schalke: Neuer - Moritz (46. Moravek), Westermann, Bordon, Schmitz (46, Reginiussen) - Farfan (71. Asamoah), Höwedes, Rakitic, Sanchez (46. Matip) - Edu, Altintop (46. Holtby).
Tore: 1:0 Thorandt (38.), 2:0 Hennings (49.). SR.: Trautmann (Hannover). Zuschauer: 18 047.
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