Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt bekämpfen die Norddeutschen die Auswirkungen von Schnee und Eis. Ein Haus musste sogar evakuiert werden.
Hamburg. Schüler in vielen Landkreisen dürfen jubeln: Die Schule fällt aus. In weiten Teilen Niedersachsens wurden die kleinen Zeugnisferien verlängert, in Schleswig-Holstein fällt sogar landesweit wegen "härtester Winterverhältnisse" der Unterricht aus. Auch in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns ist kurz vor den Ferien heute schulfrei. Ob die Kinder in Schleswig-Holstein am Donnerstag wieder in die Schule müssen, ist noch völlig unklar. "Das wird von Tag zu Tag entschieden“, sagte ein Ministeriumssprecher in Kiel.
Der öffentliche Nahverkehr ist in einigen Städten zusammengebrochen. So fuhren in Celle, Hildesheim, Gifhorn, Uelzen und Osnabrück keine Busse. In Osnabrück und Hildesheim müssen Fahrgäste auch heute mit Verspätungen rechnen. In Mecklenburg-Vorpommern fielen wegen Schneeverwehungen viele Züge aus oder fuhren verspätet.
Marinehubschrauber fliegen nach Rügen und Hiddensee
Die vom Eis eingeschlossene Insel Hiddensee bekommt jetzt Hilfe von der Bundeswehr. Zwei Transporthubschrauber der Marine seien auf dem Weg nach Hiddensee und Rügen, sagte Udo Martens vom Bundeswehr-Landeskommando Mecklenburg-Vorpommern. Mit dem einen Hubschrauber sollen Lebensmittel auf die Insel gebracht werden. Der andere übernimmt den Transport von rund 70 Urlaubern, die seit vergangener Woche auf Hiddensee festsitzen.
Der Einsatz soll nach Angaben des Leiters Katastrophenschutz des Landkreises Rügen, Karsten Lange, möglichst am Abend abgeschlossen sein. „Wir wollen so viele Lebensmittel rüberschaffen, dass das Wochenende abgesichert ist.“ Auf der Insel leben rund 1050 Menschen.
Haus wegen Einsturzgefahr durch Schnee evakuiert
Wegen Einsturzgefahr musste im Landkreis Güstrow ein umgebautes Gutshaus Wilhelminenhof evakuiert werden. Ein Statiker hatte verdächtige Geräusche gehört. Offenbar war die Last durch die dicke Schneedecke zu groß geworden. Die Städte Güstrow und Bützow haben ihre Sport- und Veranstaltungshallen wegen der Schneelast und des nassen Schnees durch Tief Miriam vorsorglich gesperrt.
THW räumt Dach von Flensburger Einkaufszentrum
Das Technische Hilfswerk hat vorsorglich das 10 000 Quadratmeter große Dach eines Einkaufszentrums in Flensburg vom Schnee befreit. Einsetzendes Tauwetter mache den Schnee schwer und könne zu einem Problem für Flachdächer werden, sagte der Sprecher der Leitstelle Nord, Sacha Münster. Die Helfer waren seit dem frühen Morgen mehrere Stunden im Einsatz. Zudem ist in der Stadt die Feuerwehr mit Statikern und dem Bauamt unterwegs, um die Schneelast auf den Sporthallen zu überprüfen.
Hiddensee-Eisbrecher „Ranzow“ defekt
Der eisbrechende Tonnenleger „Ranzow“ wird der Insel Hiddensee in den nächsten Tagen nicht zu Hilfe kommen können. Das Schiff habe einen Schaden an der Ruderanlage und müsse in die Werft, sagte Karl-Albert Stüwe vom Wasser- und Schifffahrtsamt in Stralsund. Das Schiff sollte noch am selben Tag zur Volkswerft gebracht werden. Ursache sei die Belastung der vergangenen Tage. Am Montag war die „Ranzow“, die Eis von maximal 30 Zentimeter Stärke brechen kann, vor Hiddensee an Eisauftürmungen gescheitert und musste umkehren. Wie lange die Reparatur dauert, ist noch nicht bekannt.
Die „Weiße Flotte“, deren Fährschiff „Vitte“ mit einem Schaden am Propellersystem im Hafen Schaprode (Insel Rügen) liegt, hatte auf die Hilfe der „Ranzow“ gehofft. Das Fährschiff muss ebenfalls auf einer Werft repariert werden. Es hatte sich am vergangenen Freitag im Eis zwischen Schaprode und Vitte (Hiddensee) festgefahren.
Chaos auf den Straßen Bremens und Niedersachsens
Am Dienstagabend kam in Dannenberg ein 39 Jahre alter Mann ums Leben. Er hatte auf spiegelglatter Straße die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und war in einen Lastwagen gerutscht. Der Fahrer des Sattelschleppers überstand die Kollision unverletzt. Dutzende weitere Unfälle ereigneten sich in den Landkreisen Osnabrück, Göttingen und Oldenburg. Dabei blieb es zumeist bei Blechschäden.
Der strenge Frost ist erst einmal vorbei. Heute strömt nach Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes zwar kalte Meeresluft von der Nordsee ein, die Temperaturen im Norden bleiben aber knapp über dem Gefrierpunkt. Vereinzelt kann es schneien. In der Nacht wird es wieder kälter - Autofahrer und Fußgänger müssen auch weietrhin mit Glatteis rechnen. Morgen gibt es häufiger Schnee- und Regenschauer, die Temperaturen bleiben knapp über dem Gefrierpunkt.