Lokführer in Hamburg und Norddeutschland streiken. GDL und Deutsche Bahn einigten sich auf zwei Prozent mehr Lohn.
Hamburg. Bahnreisende in Hamburg und Schleswig-Holstein müssen ab Montagnachmittag 14 Uhr wieder mit Verspätungen und Ausfällen rechnen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) rief zu einem 60-stündigen Warnstreik bei den privaten Bahnen auf. Im Großraum Hamburg sind das die AKN Eisenbahn, die Metronom Eisenbahngesellschaft und die Nord-Ostsee-Bahn (NOB), sagte Harald Ketelhöhn vom GDL-Bezirk Nord.
Nach Angaben einer Metronom-Sprecherin sei zum Beispiel auf der Strecke zwischen Cuxhaven und Hamburg mit erheblichen Einschränkungen zu rechnen. Bei vergangenen Streiks waren auch auf den anderen Metronom-Strecken 70 Prozent der Züge ausgefallen. Betroffen von dem Streik sind nach GDL-Angaben auch die AKN und die Nord-Ostsee-Bahn (NOB). Der Streik soll um 14 Uhr beginnen, das Ende ist für Donnerstagmorgen 2 Uhr vorgesehen.
In Mecklenburg-Vorpommern sollten nach Angaben der Bahnkonkurrenten Ostseelandverkehr (OLA) und der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH (ODEG) am Montag alle Züge planmäßig verkehren. Ausfälle kündigte die OLA für die Strecke Crivitz-Schwerin am Dienstag und Mittwoch um 6.59 Uhr und auf der Strecke Pasewalk-Ueckermünde um 6.08 Uhr an. Es werde Schienenersatzverkehr geben.
Lesen Sie dazu auch den Abendblatt-Bericht vom 16. April 2011:
GDL und Deutsche Bahn einigen sich
Nach neun Monaten haben die Deutsche Bahn (DB) und Lokführergewerkschaft GDL ihrem Tarifstreit ein Ende gesetzt. In der 15. Verhandlungsrunde beschlossen beide Parteien am Freitag ein umfassendes Gesamtpaket für die rund 20 000 Lokführer des Staatskonzerns. Neben einem Rahmentarifvertrag im Personen- und Güterverkehr wurden Verbesserungen bei den Einkommen und der Altersversorgung in einem Gesamtvolumen von drei Prozent vereinbart.
Konkret erhalten die Lokführer rückwirkend zum Jahresbeginn zwei Prozent mehr Lohn, höhere Zuschläge für die Arbeit an Sonn- und Feiertagen sowie für Nachtschichten. Ihre Arbeitswoche beträgt künftig 39 Stunden, darüber hinaus gibt es ein Weihnachtsgeld in Höhe eines halben Monatslohns. Damit bekommt ein Lokomotivführer künftig ein Einstiegsgehalt von 2341 Euro, Berufserfahrene 2831 Euro. Der Vertrag läuft bis zum 30. Juni 2012.
Der Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber bezeichnete das Ergebnis als "vernünftigen Kompromiss". "Hinter uns liegt eine lange Strecke mit einigen Umwegen. Was nach teils mühsamen Verhandlungen nun aber ausschließlich zählt, ist das Ergebnis", sagte er. Es sei nun an der GDL, weitere Unternehmen für den Bundesrahmen-Tarifvertrag (BuRa-LfTV) zu gewinnen, damit er seine volle Wirkung entfalten könne.
Bislang weigern sich fünf Privatbahnen jedoch, mit der GDL über einen solchen Tarifvertrag zu verhandeln, was in dieser Woche zu dem 48-stündigen Streik bei den Privatbahnen geführt hatte. Bislang will nur Keolis mit der GDL über einen Vertrag verhandeln.
Auch der GDL-Chef Claus Weselsky zeigte sich mit dem Tarifabschluss zufrieden: "Damit haben wir einen riesigen Meilenstein auf dem Weg zum einheitlichen Tarifniveau für alle Lokomotivführer erreicht." Zusammen mit den privaten Schienengüterverkehrsunternehmen fielen nun rund 83 Prozent aller bundesweit 26 000 Lokomotivführer unter die Rahmentarife der GDL. Besonders zufrieden ist der GDL-Vizechef Norbert Quitter mit den Zusatzvereinbarungen. So konnte ein Kündigungsschutz sowie eine finanzielle Absicherung für Lokführer vereinbart werden, die durch Unfälle - wie Suizide - berufsunfähig werden. Gewinne die Bahn eine Zugstrecke von Konkurrenten zurück, würden zudem die betroffenen Lokführer übernommen. Um den Lokführermangel zu beheben, verpflichtete sich die Bahn auch, 420 weitere Lokführer auszubilden.
Einen ähnlichen Abschluss will die GDL nun auch mit den Privatbahnen erreichen. Sollten diese Unternehmen jedoch nicht zu Verhandlungen bereit sein, seien weitere Streiks nicht ausgeschlossen, so die GDL.