Die GDL lässt nicht locker: Lokführer der Veolia Verkehr Deutschland GmbH und der AKN Eisenbahn AG sollen bis Montag um 2 Uhr streiken.
Hamburg. Der 72-stündige Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ist am Freitag um 14 Uhr geendet - doch nicht für alle privaten Wettbewerber der Deutschen Bahn (DB). Im Norden soll der Ausstand der Lokführer teilweise bis Montag um 2 Uhr andauern. Dazu rief die GDL Lokführer der Veolia Verkehr Deutschland GmbH und der AKN Eisenbahn AG auf.
Zu den Unternehmen, die nun länger streiken sollen, zählen die AKN Eisenbahn AG, Nord-Ostsee-Bahn GmbH (NOB) und Ostseeland Verkehr GmbH (OLA). Zudem die Veolia Verkehr Regio Ost GmbH (VVRO), Veolia Verkehr Sachsen-Anhalt GmbH (VVSA) und die Bayerische Regiobahn GmbH (BRB).
Nach Angaben der GDL wurden bei den zur Veolia Verkehr Deutschland gehörenden Unternehmen Osteeland Verkehr GmbH (OLA) und Veolia Verkehr Regio Ost (VVRO) streikende GDL-Mitglieder gezielt ausgesperrt. Bei der AKN Eisenbahn AG seien streikenden Lokführern seit längerem gezahlte Lohnbestandteile abgezogen worden. „Die Entscheidung die Streiks zu verlängern, ist eine Reaktion auf die zunehmende Willkür und Rücksichtslosigkeit der Arbeitgeber“, sagte der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky.
Die Sprecherin der ebenfalls zu Veolia gehörenden NOB, Christiane Lage, bestätigte, dass auch bei der NOB Mitarbeiter ausgesperrt würden. „Das sind aber keine selektiven Aussperrungen, wie die GDL behauptet, wir halten uns an die gesetzlichen Vorgaben“, sagte sie. Die AKN bestätigte, dass streikende Lokführer weniger Geld bekommen. Das seien aber keine willkürlichen Gehaltskürzungen, wie die GDL behaupte, sagte Unternehmenssprecher Jörg Minga. „In der Vergangenheit hat die AKN sämtliche Mitarbeiter nach dem mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ausgehandelten Tarif bezahlt. Dies erfolgte unter dem ausdrücklichen Vorbehalt, dass die Tarifänderungen bei den Mitarbeitern zurückgenommen werden, die sich an Streiks beteiligen. Deshalb legt die AKN bei diesen Kollegen den Tarifstand vom 31.12.2009 zugrunde“, sagte er.
Wegen des fortgesetzten Streiks kam es vor allem bei der AKN zu Verspätungen und Zugausfällen. Auf den Linien der AKN fuhren die Züge nach Unternehmensangaben am Nachmittag nur im Stundentakt, die zum gleichen Unternehmen gehörende Schleswig-Holstein-Bahn zwischen Neumünster und Heide verkehrten die Züge tagsüber planmäßig, in den Morgen- und Abendstunden wurden sie durch Busse ersetzt. Bei der NOB waren nach Angaben Lages vor allem die Strecken Kiel-Eckernförde und die Pendelzüge zwischen Heide und Itzehoe betroffen, die durch Busse ersetzt wurden. Die durchgehenden Züge zwischen Hamburg nach Westerland fuhren nach Angaben Lages planmäßig.
Betroffen von weiteren möglichen Beeinträchtigungen im Zugverkehr sind vor allem Schleswig-Holstein, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die Streiks hingegen bei der Berchtesgadener Land Bahn GmbH, der Hohenzollerischen Landesbahn AG (HzL) und der Prignitzer Eisenbahn (Betriebsteil NRW) enden nach GDL-Angaben wie angekündigt heute.
Bundesweiter Rahmen-Tarifvertrag gefordert
Die GDL hatte am vergangenen Dienstag zu einem 72-stündigen Ausstand bei privaten DB-Wettbewerbern im Personennahverkehr aufgerufen. Davon betroffen waren neun Regiobahnen. Laut GDL fiel bisher jede zweite Verbindung aus. Die bestreikten Unternehmen sprachen von geringeren Auswirkungen. Mit dem Großteil der Regiobahnen, die in Summe rund 6000 Lokführer beschäftigen, verhandelt die GDL inzwischen wieder.
Erst am vergangenen Donnerstag hatte die GDL inmitten ihres 72-Stunden-Streiks bei mehreren Regiobahnen in Berlin für bessere Tarife demonstriert. Etwa 80 ihrer Mitglieder protestierten vor der Zentrale der Bahngesellschaft Veolia Verkehr. Die GDL will für alle Lokführer in Deutschland einen eigenen Rahmentarif erstreiten. Dieser soll einheitliche Einkommen, Zulagen sowie Regeln für Arbeitszeiten und Urlaubstage festlegen. Messlatte soll das hohe Niveau des Marktführers Deutsche Bahn (DB) sein, mit dem die GDL im April eine Einigung erzielt hatte.
Die GDL fordert einen bundesweit gültigen Rahmen-Tarifvertrag für alle Bahnanbieter im Nah-, Fern- und Güterverkehr, in dem die Entgeldtabelle, Zulagen und Wochenarbeitszeit für alle 26.000 Lokführer gleich sind. Dieser Vertrag soll dann jeweils um Haus-Tarifverträge ergänzt werden. Mit der Deutschen Bahn hatte sich die Gewerkschaft bereits Mitte April verständigt.
Die sechs großen Konkurrenten der Bahn (G-6) hatten zunächst noch gemeinsam mit der GDL verhandelt. Dieses Bündnis löste sich auf, als keine Fortschritte erzielt wurden. Mittlerweile bröckelt aber offenbar der Widerstand im Lager der Privatbahnen gegen einen Rahmen-Tarifvertrag: Vier der sechs wichtigen Bahn-Wettbewerber verhandeln mittlerweile zumindest für einen Teil ihrer Tochterfirmen mit der GDL. (dpa/afp)